Am Mittwochabend hat ein 25 Jahre alter Mann in der Fanzone auf dem Stuttgarter Schlossplatz beim EM-Spiel Tschechien gegen die Türkei bei einer Auseinandersetzung laut Polizei ein Messer gezogen. Drei Männer seien schwer verletzt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag, zwei von ihnen sehr schwer. Der mutmaßliche Täter sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird ihm ein versuchtes Tötungsdelikt vorgeworfen. Die Hintergründe sind weiter unklar.
Ein Schwerverletzter schwebte kurzzeitig in Lebensgefahr
Gegen 22:45 Uhr hatten Einsatzkräfte laut Polizei am Mittwochabend eine Auseinandersetzung in der Fan Zone bemerkt und seien direkt eingeschritten, so Polizei-Sprecherin Daniela Treude. Zu dieser Zeit lief dort das Public Viewing zum EM-Spiel Tschechien gegen die Türkei. Kurz darauf sei ein 25-jähriger Tatverdächtiger mit syrischer Staatsangehörigkeit festgenommen worden. Dieser habe die Männer mit einem Messer verletzt. Bei den drei Verletzten handelt es sich laut Polizei um einen 19 Jahre alten Deutschen und zwei 38 und 60 Jahre alte türkische Staatsangehörige. Der 38-Jährige habe kurzzeitig in Lebensgefahr geschwebt, so Polizei-Sprecherin Treude.
Die drei Verletzten wurden vom Rettungsdienst in Krankenhäuser gebracht. Der Schlossplatz sei bis in die Nacht abgesperrt worden. Spezialisten der Kriminalpolizei wurden den Angaben zufolge eingesetzt, um Spuren zu sichern. Derzeit werden auch Fotos und Videoaufnahmen ausgewertet.
Weitere Informationen zur Ursache und zum Hergang der Auseinandersetzung sind seither nicht bekannt. Die Polizei hat ein Hinweisportal eingerichtet und bittet Zeuginnen und Zeugen, ihre Bilder und Videos dort hochzuladen. Ebenso könnten sich mögliche Zeuginnen und Zeugen telefonisch unter der Nummer 0711-8990 5778 bei der Kriminalpolizei melden. Ob der Täter die Opfer kannte, könne man zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls nicht sagen, erklärte Treude.
Wie konnte ein Messer in die Fanzone gelangen?
"Wir verurteilen diesen Gewaltakt und den Angriff auf Menschen, der einen Schatten auf unser bislang so friedliches und stimmungsvolles Fußballfest wirft", sagte Andreas Kroll, Geschäftsführer des Host City-Veranstalters in.Stuttgart. Man bedanke sich bei der Polizei und wünsche den Verletzten gute Besserung und schnelle Genesung. "Grundsätzlich werden wir an unserem mit allen Behörden abgestimmten Sicherheitskonzept festhalten", so Kroll. "Die Personenkontrollen waren bisher extremst intensiv, intensiver als bei anderen Veranstaltungen vergleichbarer Art." Die Kontrollen seien auch intensiver als im Stadion gewesen, sodass sich sogar Besucherinnen und Besucher beschwert haben. "Wir wollen sensibel bleiben und die Kontrollen weiterhin intensiv durchführen", so Kroll.
Eine hundertprozentige Sicherheit sei eben leider nicht möglich, bedauert der in.Stuttgart-Chef. "Dazu bräuchten wir Metalldetektoren wie am Flughafen oder bei großen Hauptversammlungen, aber dann wäre ein Public Viewing in der Form definitiv nicht mehr möglich."
Der Stuttgarter Ordnungsbürgermeister Clemens Maier (FW) zeigte sich ebenfalls entsetzt über die Tat. Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) forderte: "Wir müssen schnellstmöglich Tathergang und Hintergründe vollumfänglich aufklären und dann mit großer Entschlossenheit die notwendigen Konsequenzen ziehen."
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Konzerte auf dem Schlossplatz finden am Abend wie geplant statt
Nach intensiven Gesprächen mit den Sicherheitsbehörden werde das Fan Festival mit seinem Programm an den spielfreien Tagen fortgesetzt. "Das gilt für alle Fanzonen, auch für die Konzerte auf dem Schlossplatz am Donnerstagabend mit Madeline Juno, Philipp Dittberner und Joris", sagte Kroll. Für die Ermittlungen der Polizei war das Gelände am Schlossplatz vorübergehend geschlossen worden. Werden verbotene Gegenstände bei den Kontrollen gefunden, erläuterte in.Stuttgart, so werden sie den Betroffenen abgenommen. Auch vor dem Messerangriff habe es einige Fälle gegeben, bei allen sei die Polizei entsprechend vom Veranstalter informiert worden.
Wie reagieren Fans? Würden sie weiterhin zum Public Viewing gehen?
"Das ist tragisch, keine Frage, aber ich denke, das ist ein Zwischenfall. Kann passieren, darf nicht passieren - gerade bei so großen Events, wo so viele Fans miteinander feiern", sagt Marco Naranjo aus Belgien in der Innenstadt am Tag danach. "Ich glaube nicht, dass es geplant wurde, aber man muss dann natürlich damit klar kommen, wenn so etwas passiert. Aber ich muss auch sagen, die Polizeipräsenz hier war sehr groß, und die Einsatzkräfte haben das gut und ruhig gelöst. Großes Lob an die Polizei vor Ort, dass es dann auch so friedlich geendet ist!" Naranjo würde weiterhin zum Public Viewing gehen, er fühle sich nach wie vor sehr sicher auf dem Schlossplatz. Außerdem gelte: "Das ist ein Fan-Fest, mit allen, für alle, und man hält zusammen. Das ist das Wichtigste an der EM!"
Ein Risiko sei halt immer da und ließe sich nicht hundertprozentig ausschließen, ist auch Kevin Geron, ebenfalls aus Belgien, überzeugt. Aber das Problem sei: "Ja, die Polizei ist da und kann schnell reagieren", aber sie sei eben nicht so schnell da, um es zu verhindern. Mutmaßliche Täter spielten mit der Angst anderer Besucherinnen und Besucher. "Aber ich würde weiterhin in die Fanzone gehen. Denn wenn man zu Hause bleibt, gewinnen die."
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In der Stuttgart Arena trafen die Ukraine und Belgien aufeinander. Es ging um den Einzug ins Achtelfinale. Nachmittags mussten die Fan Zones vorübergehend geschlossen werden.
Mann bespuckt schottischen Fan
Anlässlich des Gruppenspiels Ukraine gegen Belgien, das am Mittwoch in Stuttgart ausgetragen wurde, zog die Bundespolizei ansonsten eine positive Bilanz. Es sei lediglich zu zwei Vorfällen gekommen. Ein schottischer Fan sei am Mittag aus bislang unbekannten Gründen von einem 40-jährigen Mann angespuckt worden.
Zudem lief ein betrunkener Mann am Abend an der Bahnstrecke zwischen den Haltestellen Neckarpark und Untertürkheim entlang. Ein Lokführer einer S-Bahn musste eine sogenannte Gefahrenbremsung einleiten und hielt den Mann bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte fest. Beim 43-Jährigen wurde ein Blutalkoholgehalt von über zwei Promille gemessen.