Wie kam ein 19-Jähriger bewaffnet auf das Gelände?

Nach Macheten-Vorfall auf Frühlingsfest: Sicherheitskonzept funktioniert laut Veranstalter

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Thomas Fritzmann
Thomas Fritzmann
Laura Cloppenburg
Porträt-Foto von Laura Cloppenburg

Ein 19-Jähriger schleust eine rund 50 Zentimeter lange Machete auf das Stuttgarter Frühlingsfest. Wie konnte er mit der Waffe trotz Kontrollen auf das Wasen-Gelände gelangen?

Der 19-Jährige, der am Samstagabend auf dem Stuttgarter Frühlingsfest eine Machete gezogen haben soll, ist laut Polizei wieder auf freiem Fuß. Wieso der Mann aus Rheinland-Pfalz bewaffnet zum Frühlingsfest ging und wie er durch die Sicherheitskontrolle am Eingang gelangen konnte, wird auch noch zwei Tage später diskutiert. Das Sicherheitskonzept für das Fest habe aber funktioniert, teilte der Veranstalter am Montagnachmittag mit.

Rund 50 Zentimeter lange Klinge im Hosenbund versteckt

Der 19-Jährige war laut Polizei am Samstagabend mit einer Machete auf das Festgelände gelangt. Vor einem Fahrgeschäft sei er dann mit einer Gruppe von Menschen in Streit geraten. Dabei soll er die Machete gezogen haben. Die Polizei fasste den 19-Jährigen schnell - die Videoüberwachung auf dem Festgelände hatte ihn im Fokus. Unklar war zunächst, warum es zu der körperlichen Auseinandersetzung gekommen war. Auf dem Video sei nur zu sehen gewesen, dass es gegen 21 Uhr nahe des Riesenrads zu einem Streit gekommen sei, sagte der Sprecher: "Aber was der Hintergrund war, ist noch völlig offen."

Diskussion um Sicherheit zur Fußball-EM EURO2024

Wie ist es, wenn in Kürze die Fußball-EM in Deutschland beginnt, mit Stuttgart als Host City und Austragungsort für fünf Spiele? Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart rechnet bislang mit bis zu 200.000 Menschen an jedem der fünf Spieltage. Die Videoüberwachung soll nach Auskunft der Stuttgarter Polizei vom Montag bei der EURO2024 (14. Juni bis 14. Juli) ausgeweitet werden. Die Planungen unter anderem hierfür liefen seit Wochen.

Veranstalter am Montag: "Sicherheitskonzept hat funktioniert"

Auf Videoaufnahmen, die im Netz zum Vorfall mit der Machete vom Samstag kursieren, ist ein ganz in Weiß gekleideter Mann zu sehen, der eine Machete aus dem Hosenbund zieht, damit auf den Boden schlägt und in eine Menschenmenge läuft. Laut Polizeisprecher sei die beschlagnahmte Klinge rund 50 Zentimeter lang gewesen.

Solche Waffen sind im öffentlichen Raum ohnehin verboten. Seit Sonntagmorgen wird diskutiert, wie der Mann bewaffnet auf das Festgelände gelangen konnte, denn natürlich sind auch auf dem gesamten Wasen-Gelände gefährliche Gegenstände aller Art nicht erlaubt.

An den Eingängen finden laut Veranstalter in.Stuttgart kurze Kontrollen statt: Ordner eines Stuttgarter Security-Dienstes kontrollieren im Auftrag des Veranstalters Taschen der Besucher. Wie einer von ihnen gegenüber dem SWR angab, sei das bei großem Andrang aber nur stichprobenartig möglich. Nicht erlaubt sei es den Ordnern zudem, sogenannte Bodychecks durchzuführen, die Besucher also auf mitgeführte Gegenstände abzutasten.

Am Montag wurde in enger Abstimmung mit den Behörden geprüft, ob und wie das Sicherheitskonzept angepasst werden muss, so Stefanie Hirrle, Sprecherin von in.Stuttgart. "Nach Abstimmung mit der Polizei können wir sagen, dass das Sicherheitskonzept und das Kamerasystem auf dem Frühlingsfest funktioniert haben", sagte Hirrle am Montagnachmittag. Vom Zeitpunkt, als die Polizeibeamtinnen und -beamten der Videoüberwachung den Vorfall bemerkt haben, bis zur Festsetzung des Mannes mit der Machete auf dem Festplatz sei weniger als eine Minute vergangen.

Veranstalter: Alle sind sensibilisiert und in ständiger Abstimmung

Wir gehen davon aus, dass der Mann nicht auf den Platz kam, um jemanden zu verletzen, sondern die Waffe inmitten einer Auseinandersetzung mit anderen Festbesuchern gezogen hat.

"Wir nehmen den Vorfall sehr ernst und sind froh darüber, dass niemand verletzt wurde. Das Motiv des Mannes ist noch unklar. Wir gehen aber davon aus, dass der Mann nicht auf den Platz kam, um jemanden zu verletzen, sondern die Waffe inmitten einer Auseinandersetzung mit anderen Festbesuchern gezogen hat", erklärte Hirrle.

Das Sicherheitskonzept habe sich über Jahre hinweg bewährt. Zusätzlich seien alle Ordnungs- und Sicherheitskräfte vor Ort sensibilisiert und hätten ein besonderes Augenmerk auf die Bereiche des Festgeländes, in denen es gelegentlich zu Spannungen kommt. "Wir bleiben weiterhin in enger Abstimmung mit der Polizei und dem Sicherheitsdienst."

Wasen-Besucher fühlen sich trotz des Vorfalls sicher

Auf die Besucherzahl am Folgetag hatte der Vorfall laut Veranstalter keine sichtbaren Auswirkungen. Für einen Sonntag sei es sehr, sehr voll gewesen. Auch viele Familien seien aufs Gelände gekommen. Am Sonntagabend war die Stimmung unter den Besucherinnen und Besuchern gelöst und entspannt. Viele gaben auf SWR-Nachfrage an, sich keine Sorgen um ihre Sicherheit zu machen. Dann könne man ja nirgends mehr hingehen, meinte eine Besucherin. Sie sehe das gelassen und vertraue darauf, dass die Polizei alles im Griff habe.

Die ist mit starker Präsenz und einer eigenen Wasenwache auf dem Frühlingsfest vertreten. Die Sicherheitsmechanismen hätten am Samstag auch gegriffen, so ein Sprecher der Polizei. Beamte auf der Wasenwache hätten beim Auswerten der Echtzeit-Videoüberwachungsaufnahmen eine Auseinandersetzung nahe des Riesenrads bemerkt und sofort Kollegen auf dem Gelände informiert. So konnte der 19-Jährige nur wenige Augenblicke, nachdem er die Machete gezogen hatte, überwältigt und festgenommen werden, so der Sprecher weiter.

Polizei ermittelt wegen Bedrohung und unerlaubt mitgeführter Waffe

Weil niemand bei dem Vorfall verletzt wurde, ist der 19-Jährige auch wieder auf freiem Fuß, so die Polizei. Gegen ihn wird nun wegen des Verdachts der Bedrohung und wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt, so der Sprecher. Aktuell sucht die Polizei noch Zeugen des Vorfalls. Der Mann aus Rheinland-Pfalz ist dort nach dpa-Informationen bereits wegen Körperverletzung aktenkundig geworden.

Dass der Tatverdächtige, wie die Polizei bestätigt hat, aus Syrien stammt, ruft auch rechte Kräfte auf den Plan, die das Video im Netz teilen. Auch die baden-württembergische AfD-Fraktion meldete sich zu Wort und stellte einen Zusammenhang zwischen Nationalität und Kriminalität her.

Kürzlich auch ein Mann mit Machete in Mannheim

Erst vergangenen Dienstag hatte es an der Universität Mannheim einen Polizeieinsatz wegen eines mit einer Machete bewaffneten Mannes gegeben. Er hatte laut Polizei in einem Hörsaal randaliert. Der Mann wurde von der Polizei angeschossen und starb später an seinen Verletzungen.

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