Trotz Protesten und Kreislaufproblemen

Interview: Skandal-Oper "Sancta" kommt 2025 wieder nach Stuttgart

Stand
Interview
Julia Georgii

Die Oper "Sancta" sorgt aktuell für gespaltene Gemüter. Trotzdem soll sie 2025 wieder in Stuttgart aufgeführt werden, so Sebastian Ebling, Sprecher der Oper Stuttgart, im SWR-Interview.

Bei den Aufführungen von "Sancta" haben am vergangenen Wochenende erneut Leute über Kreislaufprobleme geklagt. Vor dem Opernhaus demonstrierten zudem am Samstag rund 50 Menschen einer erzkatholischen Gruppe gegen die Inszenierung. Die Oper hatte bereits Anfang Oktober für Aufregung gesorgt, weil am Premierenwochenende 18 Leute medizinisch versorgt werden mussten. "Sancta" thematisiert Sexualität und die Rolle der Frau innerhalb des Christentums. Das Stück enthält teils provokante Szenen und darf erst ab 18 Jahren besucht werden.

SWR Aktuell: Neben Empörung sorgt "Sancta" für viel Begeisterung. Alle Vorstellungen sind ausverkauft. Zieht die Stuttgarter Oper Konsequenzen daraus, dass eine polarisierende Oper so großen Erfolg hat?

Sebastian Ebling: Wir werden "Sancta" in der nächsten Spielzeit wieder aufnehmen, das ist allerdings unabhängig von den Geschehnissen. Das war schon lange geplant, dass die Oper ins Repertoire übergehen soll bei uns. Wann genau sie wieder nach Stuttgart kommt, steht noch nicht fest, aber vermutlich im Herbst 2025. Ansonsten kann man sagen, dass wir natürlich keine Programmplanung machen, um Skandale zu erregen. Es gibt einfach gewisse Themen, die wir auf der Bühne zeigen wollen oder Künstlerinnen und Künstler, die spannend sind. Und wir sind nun mal auch in einem christlichen Kulturkreis, und das Thema Religion ist etwas, das uns sehr interessiert.

SWR Aktuell: Sieht die Oper die Aufregung rund um das Stück eher als etwas Schlechtes oder Gutes, weil sie dadurch sehr viel Aufmerksamkeit bekommen hat?

Ebling: Wir freuen uns natürlich, wenn möglichst viele Menschen sich mit unseren Produktionen auseinandersetzen. Problematisch wird es allerdings dann, wenn über Inhalte geredet wird, die manche selber gar nicht gesehen haben. Und natürlich ist die absolute Grenze da, wo es um Gewaltandrohungen und Hassmails geht, die die Regisseurin Florentina Holzinger und ihr Team erreicht haben.

SWR Aktuell: Die Oper ist vor Stuttgart schon in Schwerin und Wien aufgeführt worden und hat dort keinen so großen Skandal ausgelöst. Warum waren die Reaktionen in Stuttgart so extrem?

Ebling: Es kann damit zusammenhängen, dass wir vor allem gegenüber Schwerin mehr Plätze in Stuttgart haben. Dann ist natürlich die Wahrscheinlichkeit größer, dass es Leute gibt, die auf die sensiblen Inhalte in dieser Produktion so reagieren.

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