Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert gemeinsam mit der Lokführer-Gewerkschaft GDL, dass der Kopfbahnhof in Stuttgart erhalten bleibt. Ihrer Ansicht nach droht andernfalls ein Verkehrschaos.
Im neuen Tiefbahnhof mit den acht Gleisen und der Neigung können künftig nicht so viele Züge verkehren wie bisher, behauptet DUH-Chef Jürgen Resch. Deshalb müssten mindestens zwei, bestenfalls alle Gleise im alten Kopfbahnhof erhalten bleiben. Resch ist schon lange ein Kritiker des neuen unterirdischen Tiefbahnhofs und hat unter anderem gegen die Abkopplung der Gäubahn geklagt. Neu ist, dass sich nun an seine Seite auch der kämpferische GDL-Chef Claus Weselsky stellt.
Wie geht es nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 weiter?
"Es ist eine historische Chance, den Parallelbetrieb dauerhaft zu erhalten", betont Weselsky. Man habe eine funktionierende Infrastruktur, so Weselsky weiter. Dabei verwies er auch auf den Zürcher Bahnhof in der Schweiz, der ebenfalls aus Kopf- und Tiefbahnhof besteht. Der Rückbau wäre laut dem GDL-Chef eine Fehlentscheidung und könnte den Steuerzahler in der Zukunft Milliarden kosten. Die Deutsche Umwelthilfe hat schon vor einem Jahr Klage gegen den Abbau des Kopfbahnhofs eingereicht.
Hintergrund ist Ärger, der aus dem Süden kommt - entlang der Bahnstrecke von Singen nach Stuttgart. Die sogenannte Gäubahn soll nach den Plänen der Bahn ab 2026 für mehrere Jahre vom neuen Hauptbahnhof abgekoppelt werden. Reisende aus Richtung Singen müssen dann in Stuttgart-Vaihingen umsteigen. So lange, bis der Pfaffensteigtunnel auf den Fildern gebaut ist.
Deutsche Bahn: Zwei Bahnhöfe zu betreiben ist nicht möglich
Der Projektleiter von Stuttgart 21, Olaf Drescher, widerspricht. Er betonte, dass ein Doppelbetrieb technisch nicht möglich und auch nicht wirtschaftlich sei. Der alte Bahnhof müsse zwingend abgekoppelt werden. In Bad Cannstatt werden nach den Plänen der Bahn die Gleise auf die neuen Tunnel umgelegt, danach sei es nicht mehr möglich, in den Kopfbahnhof einzufahren und in die andere Richtung zurückzufahren.
Gewerkschaftsboss Weselsky glaubt der Bahn nicht, wenn sie behauptet, dass der Doppelbetrieb nicht möglich sei. Er habe mit dem Projekt Stuttgart 21 schon die "tollsten Sachen" erlebt. Er hält es für möglich, dass sich Projektpartner und Bahn am Ende doch anders entscheiden. "Sag niemals nie", so Weselsky. Ab Dezember 2025 sollen in einem Testbetrieb schon erste Züge im Tiefbahnhof halten. Die Bahn hatte die Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs zuletzt um ein Jahr verschoben. Nach den neuen Plänen soll Stuttgart 21 im Dezember 2026 in Betrieb gehen.