Der Stuttgarter Autobauer Porsche will seine Autoteststrecke im süditalienischen Nardò ausbauen. Für den geplanten Ausbau sollen 200 Hektar des historischen Waldes Bosco d'Arneo weichen. Das ist so viel wie etwa 300 Fußballfelder. Gegen die rund 450 Millionen Euro teuren Ausbaupläne gibt es Protest.
Naturschützer in Italien sammelten 40.000 Unterschriften
Naturschützerinnen und -schützer vor Ort kämpfen seit Monaten gegen den Ausbau. Für eine Petition haben sie mehr als 40.000 Unterschriften gesammelt. Porsche selbst verweist auf eine breite Bürgerbeteiligung, die vor Ort zu dem Projekt stattgefunden habe. Außerdem würden für die zu fällenden Bäume inner- und außerhalb des Testgeländes 600 Hektar und damit rund drei Mal so viel Fläche neu bepflanzt werden. Man würde also die Fällungen überkompensieren, und dies käme der Artenvielfalt zugute - insgesamt 1,2 Millionen Pflanzen würden neu gesetzt.
Zudem gehe es um Arbeitsplätze und Investitionen in einer sehr armen Region, der Ausbau sei also ein Gemeinwohl-Projekt. Die Strecke, die Porsche im Jahr 2012 übernommen hatte, ist fast 13 Kilometer lang und kreisrund. Sie wird auch "The Ring" genannt. Dort will Porsche künftig auch autonomes, vernetztes Fahren testen. Die Autoindustrie könne bei den aktuellen Entwicklungen in der Technologie nicht hinterherhinken, erklärt Antonio Gratis von Porsche Engineering in Italien. "Es braucht Strukturen und Fähigkeiten, die sich von der Vergangenheit unterscheiden. Deswegen brauchen wir neue Strecken und Labore, die es uns ermöglichen, diese neuen Technologien zu entwickeln und zu testen."
Naturschützer: Einfach nur nachpflanzen ist schwierig
In Nardò weisen die Umweltschützerinnen und -schützer der Bürgerinitiative darauf hin, dass Porsche es sich zu einfach mache. In Süditalien sei es sehr trocken, es gebe ohnehin Probleme mit dem Wasser, weil es viel zu wenig regne - wie wolle man da nachhaltig aufforsten und sich gut um mehr als eine Millionen junger Bäume kümmern können? Wenn die Aufforstung nicht gelinge, könne der Schaden noch größer sein. Riesige Brachflächen mit Hitzestau statt Artenvielfalt und Klimaneutralität wären dann die Folge. Ein Habitat entstehe über lange Zeit.
Zudem wäre es laut der Bürgerinitiative für Porsche auch möglich, die Teststrecke zu erweitern, ohne Bäume fällen zu müssen - außerhalb des jetzigen Geländes. Denn Porsche müsse ja nun zur Kompensation für die neuen Waldstücke Ersatzflächen kaufen - warum nicht diese bebauen? "Diese Möglichkeit ist gar nicht ernsthaft geprüft worden", kritisiert ein Sprecher der Initiative.
Protest nun auch in Stuttgart am Porsche-Stammwerk
Gegen den geplanten Ausbau der Teststrecke regt sich jetzt auch "zu Hause" in Stuttgart Protest. Am Dienstagnachmittag demonstrierten Umweltschützerinnen und -schützer vor dem Porsche-Stammwerk in Zuffenhausen.
Bei der Protestaktion in Zuffenhausen haben sich die Gegnerinnen und Gegner des Ausbaus so geäußert:
Das "Aktionsbündnis gegen Umwelt- und Naturzerstörung durch Porsche im In- und Ausland" attestiert dem Autobauer Rücksichtslosigkeit, was Natur- und Landschaftsschutz angehe - und das "alles für den Profit".
"Das kann doch nicht wahr sein, dass für die Erweiterung einer Rennstrecke über 200 Hektar Steineichenwald geopfert werden!", empört sich ein Demonstrant. Es sei der einzige zusammenhängende Wald in Apulien. "Das überzeugt mich überhaupt nicht, was das Haus Porsche hier sagt. Abholzung als Notwendigkeit für neue Technologie, das halt ich für Augenwischerei", erklärt ein anderer.
Das Bündnis hofft, dass Porsche von seinen Plänen ablässt. "Wir glauben, dass es auch für Porsche keine zukunftsfähige Politik ist, wenn man für die Elektromobilität dort unten Natur zerstört", hieß es bei der Protestkundgebung in Zuffenhausen am Dienstag.
Auch einen Film über die Pläne von Porsche in Apulien und den Protest dagegen gibt es hier in der ARD Mediathek.