In der Region Stuttgart hat es am Mittwochmorgen viele Unfälle und massive Behinderungen wegen Blitzeis gegeben. Vielerorts kamen die Rettungskräfte an ihr Limit, Räumdienste waren seit den frühen Morgenstunden pausenlos im Einsatz. In manchen Orten konnte der Unterricht in Schulen erst verspätet beginnen, einzelne Schulen blieben geschlossen. Die Notaufnahmen waren überlastet, Verletzte mussten teils Stunden auf eine Behandlung warten. Ab dem Mittag entspannte sich die Lage, an manchen Orten hielt sich die Glätte allerdings.
- Viele Unfälle in Stuttgart und den Kreisen ringsum
- Warnungen von Polizei wegen Glatteis
- Rettungsdienste wegen Blitzeis am Limit
- Langes Warten in den Notaufnahmen
- Autobahnen bei Stuttgart zum Teil gesperrt
- Wenig Ausfälle am Flughafen Stuttgart
- Busse und Bahnen in der Region beeinträchtigt
- Müllabfuhr kann wegen Glatteis nicht kommen
- Positiver Ausblick kommende Tage
Stuttgart meldet "außergewöhnliche Einsatzlage" wegen Glätte
Allein in Stuttgart wurden am Vormittag 150 Autounfälle registriert. Drei Personen wurden dabei verletzt, so die Polizei. Mehrere Straßen mussten gesperrt werden. In der Landeshauptstadt wurde deshalb eine "außergewöhnliche Einsatzlage" ausgerufen, um zusätzliche Einsatzkräfte heranzuziehen. Die Polizeidirektion Ludwigsburg sprach für ihren Zuständigkeitsbereich von über 400 Unfällen, das meiste wohl Blechschäden. Betroffen war dabei vor allem der Kreis Ludwigsburg, der Kreis Böblingen war weniger betroffen. Auf der Landstraße zwischen Münchingen und Hemmingen (Kreis Ludwigsburg) stießen zwei Autos frontal aufeinander, so eine Polizeisprecherin. Dabei verletzten sich zwei Personen schwer.
Für den Kreis Esslingen sprach die Polizei am Vormittag von Unfallmeldungen "im Minutentakt". Das Klinikum Esslingen zählte rund 50 Menschen wegen Glatteis-Verletzungen. Das sind so viele Patientinnen und Patienten, wie sonst insgesamt an einem Tag kommen. Im Rems-Murr-Kreis wurden über 160 Unfälle gemeldet. Dabei seien fünf Personen leicht verletzt worden. Auch im Kreis Göppingen hat es viele Glatteis-Unfälle gegeben. Die dort zuständige Polizeidirektion Ulm meldete für die Morgenstunden insgesamt 70 Unfälle, wobei der Schwerpunkt im Kreis Göppingen lag.
Polizei: Weiterhin wenn möglich das Auto stehen lassen
Die Polizei riet generell dazu, das Auto wenn möglich stehenzulassen und zu Hause zu bleiben. Falls man doch auf die Straße musste, sollte man vorsichtig gehen und auf Schuhe mit Profil achten. In vielen Kreisen hatten die Menschen entsprechende Nachrichten über die Warn-App "Nina" erhalten. Mittlerweile wurden die Gefahrenwarnungen für weite Teile des Landes aufgehoben, insbesondere für die Region Stuttgart. Allerdings sollte man in Nebenstraßen und Senken sowie höheren Lagen weiter vorsichtig sein.
Rettungsdienste in der Region Stuttgart am Limit
Wegen der vielen Unfälle lief auch die Integrierte Leitstelle in Stuttgart an ihrer Kapazitätsgrenze. Zusätzliche Einheiten des Katastrophenschutzes seien hochgefahren worden, hieß es gegenüber dem SWR. Die Leitstelle wurde personell aufgestockt und sei unter Volllast gelaufen. Zusätzlich zu den regulär verfügbaren Rettungswagen waren weitere Fahrzeuge mit Personal besetzt worden, das eigentlich frei hatte. Auch Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr seien als Ersthelfer für Einsätze in der Stadt hinzugezogen worden, teilte die Feuerwehr mit.
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In vielen Teilen Baden-Württembergs geht an diesem Mittwochvormittag gar nichts mehr: In vielen Regionen hat Blitzeis für Chaos auf den Straßen gesorgt, Menschen sollten zuhause bleiben.
Zudem sei das Personal der Leitstelle auf das maximale Maß erhöht worden. Damit waren alle verfügbaren Telefone besetzt. "Trotzdem kann es zu Wartezeiten kommen", erklärte die Feuerwehr Stuttgart. Auch in den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen kam es zwischenzeitlich zu Einschränkungen bei der Notfallrettung. Es ergaben sich erhebliche Verzögerungen, da alle Einsatzfahrzeuge unterwegs waren, hieß es.
Deutlich mehr Patienten in den Notaufnahmen
Auch die Notaufnahmen meldeten ein massives Patientenaufkommen. Allein am Vormittag zwischen 6 und 11:30 Uhr seien rund 60 Menschen in der Notaufnahme wegen Glatteis-Verletzungen behandelt worden, sagte ein Sprecher des Marienhospitals Stuttgart. Auch einige Mitarbeitende habe es erwischt, andere Bedienstete hätten es bis zu ihrem Schichtbeginn nicht in die Klinik geschafft.
Das Katharinenhospital Stuttgart zählte am Morgen rund 50 Patienten mehr wegen Unfällen durch Glatteis. Normalerweise würden rund 80 Patienten den ganzen Tag über behandelt. "Schwerpunkte sind Knochenbrüche am Unterarm und am Handgelenk", sagte ein Sprecher. Auch einige Gehirnerschütterungen wurden gemeldet. Man habe wegen der vielen Patienten die Notaufnahme auch personell verstärkt. Vom Rettungsdienst gebe es minütlich neue Anfragen, ob weitere Patienten aufgenommen werden können. Die Krankenhäuser in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) und Ludwigsburg hatten bis zum frühen Nachmittag rund 300 Patienten behandelt.
Autobahnen in der Region Stuttgart zum Teil gesperrt
Zu erheblichen Behinderungen für Autofahrerinnen und Autofahrer haben die Sperrungen der A81 im Bereich des Autobahndreiecks Leonberg zwischen 6 und 10:15 Uhr sowie die Sperrungen der Autobahnanschlüsse Ludwigsburg-Süd und -Nord in Fahrtrichtung Heilbronn geführt. Die Anschlussstelle Ludwigsburg-Süd war zwischen 5:30 und 9 Uhr gesperrt, die Anschlussstelle Ludwigsburg-Nord zwischen 5 und 9:30 Uhr. Unfälle auf der A8 gab es beispielsweise rund um Pforzheim. Der Verkehr dort staute sich zwischenzeitlich auf 18 Kilometer Länge. Drei Lkw und vier Pkw waren bei einem Glatteisunfall ineinander gefahren, eine Person wurde laut Polizei dabei verletzt.
Keine größeren Behinderungen mehr am Flughafen Stuttgart
Auch am Flughafen Stuttgart war es zu Behinderungen gekommen. Wegen des Winterdienstes auf der Start- und Landebahn gab es zwischen 7:30 und 8 Uhr keine Starts- und Landungen. Zwei anfliegende Flugzeuge mussten auf andere Flughäfen ausweichen, sagte eine Flughafensprecherin dem SWR. Eine Maschine landete in Nürnberg und eine am Baden-Airport bei Karlsruhe. Mittlerweile gebe es nur noch die üblichen Winter-Beeinträchtigungen, etwa wegen Verspätungen aus vorangegangenen Flügen oder weil Flugzeuge vor dem Start enteist werden müssen. Fluggäste sollten also weiterhin vor der Fahrt zum Flughafen zunächst online die An- und Abflüge checken.
Busse und Bahnen in der Region von Glätte betroffen
Auch die Busse und Bahnen in der Region Stuttgart waren teilweise vom Blitzeis betroffen. Eine dramatische Lage wurde aber nicht gemeldet. Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) wies darauf hin, dass so ziemlich alle Verkehrsmittel leicht verspätet seien. Die Deutsche Bahn hatte nach eigenen Angaben keine Probleme im Verkehrsbetrieb. Sie wies darauf hin, dass die Bahnsteige auch im weiteren Tagesverlauf noch glatt sein könnten.
Verzögerungen bei der Müllabfuhr wegen Glätte
Durch das Glatteis kam es auch bei den Müllabfuhren zu Verzögerungen. So meldete die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) in ihrer App, dass es zu "Behinderungen bei der Abfuhr von Sperrabfall und anderen Abfällen" komme. Ähnliches meldete auch der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Esslingen (AWB). Die Abholung werde in beiden Fällen nachgeholt.
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Glatteis kann mancherorts anhalten - Besserung in Sicht
Laut Deutschem Wetterdienst entspannte sich die Lage erst im Laufe des Tages. Grund für das außergewöhnliche Wetter war eine Warmfront mit Regen und Sprühregen. Wenn dieser auf den eiskalten Boden fällt, kann er gefrieren und es bildet sich eine Glatteisschicht. Dann spricht man von Blitzeis. In manchen Teilen der Region Stuttgart gehen die Behörden nicht davon aus, dass sich die Lage den Tag über vollends entspannt - etwa in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis):
In den nächsten Tagen allerdings soll sich ruhiges Hochdruck-Wetter durchsetzen. Das sagt ARD-Wetterexperte Tim Steger. Dadurch soll es zu keinem gefrierenden Regen mehr kommen, es bleibt trocken. In den kommenden Tagen sei somit mit keiner ähnlichen Gefahr durch Glatteis zu rechnen.