In Stuttgart kamen am Donnerstag 150 Jungunternehmerinen und Jungunternehmer zum zu einem Start-up-Treffen zusammen. Der Start-up BW Summit 2024 soll Start-ups eine Bühne geben, sich zu vernetzen und Tipps zu Förderangeboten und Unternehmensaufbau zu erhalten. Eröffnet wird die Veranstaltung unter dem Motto "Welcome to Start-up-LÄND" von Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Mit dabei sind nationale und internationale Start-ups aus verschiedenen Branchen. Sie treffen auf Unternehmen und Investoren, aber auch auf Vertreterinnen und Vertreter von kleinen und mittleren Unternehmen oder Venture Partnern, mit denen sie sich austauschen und vernetzen können. Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hat sich ebenfalls angekündigt.
Trotz gesunkener Zufriedenheit: Mehrheit der Start-ups würde erneut gründen
Während 2022 noch 69 Prozent der Start-up-Gründerinnen und -Gründer das Umfeld in Baden-Württemberg als sehr positiv bewerteten, waren es im vergangenen Jahr nur noch 54 Prozent. Das zeigt der Deutsche Startup-Monitor 2023 (DSM). Er wird vom Startup Verband und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC erstellt. Dennoch würde ein Großteil der Befragten erneut gründen, 70 Prozent von ihnen sogar am gleichen Standort. Das ist laut DSM ein positives Zeichen für die Entwicklung des Start-up-Ökosystems in Baden-Württemberg.
Mit der 2017 gestarteten Landeskampagne "Start-up BW" wurden Förderprogramme, Unterstützungsangebote und Wettbewerbe in Baden-Württemberg ausgebaut und relevante Akteurinnen und Akteure zusammengebracht. So sehen die meisten Befragten der DSM im baden-württembergischen Ökosystem die Nähe zu den Universitäten besonders positiv. Außerdem schätzen sie die Möglichkeiten, sich mit anderen Start-Ups zu vernetzen.
Finanzierung ist großes Problem für junge Gründer
Die größten Probleme liegen für die Befragten nach wie vor bei der Kundengewinnung und Produktentwicklung. Auch die Finanzierung ihrer neu gegründeten Firmen macht den Neugründern zu schaffen. Lediglich 20 Prozent sind mit dem Zugang zu Kapital und Investition zufrieden. Das ist deutlich weniger als der bereits niedrige Bundesdurchschnitt von 33 Prozent.
Die schlechten Aussichten der Wirtschaft sind laut PwC auch in der Start-up-Branche zu spüren. Investoren halten sich deutlich zurück. Branchentreffen wie das Start-Up BW Summit sollen helfen, mit neuen Investoren ins Gespräch zu kommen. Dafür stehen auch diverse sogenannte Pitches auf dem Programm, bei denen die Gründerinnen und Gründer ihre Ideen vorstellen können.
Baden-Württemberg ist starkes Gründungsland
Nach Verbandsangaben wurden im vergangenen Jahr 304 Start-ups in Baden-Württemberg gegründet. Das Bundesland liegt damit auf Platz 4 in Deutschland. Als stärkste Gründerstadt gilt Heidelberg, aber auch in den Unistädten Tübingen und Stuttgart wagen viele Jungunternehmerinnen und -unternehmer die Gründung.
Nach wie vor sind Frauen in Start-ups unterrepräsentiert. Unter den Mitarbeitenden machen Frauen nur einen Anteil von 40 Prozent aus. Bei den Führungskräften sind es sogar nur 26 Prozent. 21 Prozent der 2023 in Baden-Württemberg gegründeten Start-Ups wurden von Frauen gegründet, das entspricht dem Bundesdurchschnitt. Mehr Diversität durch eine steigende Zahl an Gründerinnen ist auch Thema bei dem Treffen.
Meiste Start-ups entstehen im Bereich IT
In Baden-Württemberg ist Schwerpunkt der meisten Start-ups die Informations- und Kommunikationstechnologie - wie in ganz Deutschland. Aber auch das Gesundheitswesen und der Energiesektor werden mit neuen Erfindungen versorgt. Ein Beispiel: Das junge Unternehmen SOL Motors aus Böblingen, das ein leichtes E-Motorrad mit Lithium-Ionen-Batterie entwickelt hat.
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) spielt bei den meisten Start-ups eine Rolle. Laut dem Startup-Monitor sehen 47 Prozent der befragten Gründerinnen und Gründer KI als sehr bedeutungsvoll. 76 Prozent setzen sie bereits ein. So sind beim Start-Up BW Summit 2024 auch Innovationen wie ein Psychotherapie-Chatbot oder ein KI-gestützter Spargel-Ernteroboter zu sehen.
Experten warnen vor sinkender Innovationskraft in BW
Viele Gründerinnen und Gründer blicken trotz sinkender Zufriedenheit positiv in die Zukunft. Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler warnen jedoch, dass die Innovationskraft in Baden-Württemberg mittelfristig nachlässt. Tobias Brändle, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim, sagte im SWR, es brauche weniger Bürokratie und weniger Hürden bei den Zulassungen für Start-ups. Baden-Württemberg könne von anderen Ländern lernen, was Risikobereitschaft und Finanzierung von neuen Ideen anbelangt.