Seit Jahren bereits verzeichnet die katholische Kirche in Deutschland einen immensen Mitgliederschwund. Zudem belegt die große, repräsentative Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vom November 2023, dass ihr gesellschaftliches Image zurzeit so schlecht ist wie noch nie. Gerade deshalb sollten ihre leitenden Köpfe alles Erdenkliche unternehmen, um diejenigen, die sich nach wie vor in ihren Reihen engagieren, bei der Stange zu halten.
Im Erzbistum Freiburg allerdings schlägt man solch eine Empfehlung in den Wind - wie der Fall des abberufenen Pfarrers Matthias Koffler aus Baden-Baden zeigt. Denn das Ordinariat setzt offensichtlich lieber auf autoritäres Durchgreifen von oben als auf verbindliche Gespräche mit der Basis. Das jedoch beschädigt alle Beteiligten.

Bereits die dritte Panne im Erzbistum Freiburg
Koffler mag der Freiburger Kirchenleitung ein Ärgernis sein. Doch der Schritt, ihn von seiner jetzigen Stelle zu entfernen, ohne vorher mit dem gewählten Pfarrgemeinderat gesprochen zu haben, war nicht nur ein fataler Kommunikationsfehler, es war für das Erzbistum letztlich auch ein Eigentor. Denn zum einen haben drei Viertel der Pfarrgemeinderatsmitglieder, die ihren Pfarrer gerne weiterhin in Baden-Baden gesehen hätten, aus Ärger und Enttäuschung hingeschmissen. Zum anderen dürften ungezählte Katholiken hinzukommen, die jetzt aus Wut und Protest austreten werden. Die Folgen sind absehbar: Eine weiter schrumpfende Kirche und ein noch schlechteres Image.
Hinzu kommt, dass der Fall Koffler im Grunde bereits die dritte Panne in Folge mangelnder Kommunikation ist. Denn 2021 beim Abgang des Priesters Christoph Nobs in Hausach und Ende 2024 bei der Kündigung des Freiburger Kirchenmusikdirektors Boris Böhmann lief es im Erzbistum ähnlich. Auch hier stieß man durch fehlende Gespräche und autoritäre Entscheidungen engagierte Mitglieder vor den Kopf, und trieb sie unnötigerweise aus der Kirche.
Viele Kirchenmitglieder werden sich wohl abwenden
Die jetzigen Proteste in Baden-Baden werden womöglich manchen hohen Geistlichen in Freiburg ärgern. Doch sollte es künftig still werden in der Kirche, könnte es auch daran liegen, dass die meisten engagierten Katholiken aus Enttäuschung ihre spirituelle Heimat verlassen haben und die Kirche selbst ihre immer noch respektable Stellung in der Gesellschaft definitiv eingebüßt hat.