In Gernsbach (Kreis Rastatt) brauen sich über der Stadtidylle Gewitterwolken zusammen. Dort ist ein Streit um die Höhe von Gartenzäunen und sonstigen Einfriedungen, also zum Beispiel Hecken, Natursteinmauern oder Sichtschutzwänden, entbrannt. Im Jahr 2022 hat der Gernsbacher Gemeinderat beschlossen, dass Zäune nur noch 1,5 Meter hoch sein dürfen.
Wenn man nicht durchschauen kann, ist sogar nur noch ein Meter erlaubt. Dadurch möchte die Stadt ein einheitliches Ortsbild erreichen und fordert die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner in Briefen jetzt dazu auf, die Satzung zeitnah umzusetzen. Dutzende Hausbesitzer befürchten deswegen, dass sie ihre Zäune jetzt abreißen oder zumindest zurechtstutzen müssen.
Elfriede Baumann hat viel Geld und Mühe in ihren Zaun in Gernsbach investiert
Eine der Betroffenen ist Elfriede Baumann. Die Rentnerin hat viel Geld und Mühe in ihren Zaun investiert. Auch die liebevolle Gestaltung mit Holz und anderen Naturmaterialien hilft ihr jetzt nicht. Laut Einfriedungssatzung der Stadt muss der Zaun zurückgebaut werden.
Als ich den Brief der Stadt bekommen habe, dachte ich als erstes: Das Haus verkaufe ich und ziehe weg! Weil ich mich da einfach nicht mehr wohlfühlen kann.

Wegziehen möchte sie mittlerweile nicht mehr, ihren Zaun jedoch unbedingt in seiner jetzigen Form erhalten. Dabei geht es ihr in erster Linie um Privatsphäre und Sicherheit. Genauso wie Harald Möhrmann.
Zusammen mit seinem Nachbarn Michael Gerlach teilt sich Harald Möhrmann nicht nur einen Koi-Karpfen-Teich, sondern auch die Ablehnung gegen die Satzung der Stadt. Ein derart niedriger Zaun würde zum Diebstahl einladen. Außerdem müsse man Koi-Karpfen-Teich und Hund vor dem gegenüberliegenden Trubel des Spielplatzes schützen - und umgekehrt.
Normalerweise kann ich doch von den Gemeinderäten und dem Bürgermeister verlangen, dass sie Politik für die Bürger machen und nicht gegen die Bürger. Ich kann mir beispielsweise nicht vorstellen, dass es dem Bürgermeister gefallen würde, hier mit einem so niedrigen Zaun auf dem Präsentierteller zu leben.
Bürger reichen in Gernsbach im Streit um Zaun Petition ein
Die beiden Nachbarn haben eine Petition gestartet und rund 450 Bürgerinnen und Bürger aus Gernsbach haben unterschrieben. In der Gemeinderatsitzung am Montagabend wurden die Unterschriften an Bürgermeister Julian Christ übergeben. Wann und ob die Stadt Gernsbach auf die Einsprüche der Bürger reagieren will, wurde nicht bekannt. Die Sorgen der Menschen in Gernsbach prallen bisher aber am Rathaus ab. Lediglich schriftlich teilte die Stadt dem SWR mit, man wolle an der Einfriedungssatzung in der vorliegenden Form festhalten.