Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erarbeitet derzeit zusammen mit den Ländern einen neuen Bunker-Schutzplan für Deutschland. Darüber haben unter anderem die "Bild"-Zeitung und der Deutschlandfunk berichtet. So soll es unter anderem eine Übersicht über bestehende Bunker und Schutzräume geben, auf die auch die Bevölkerung zugreifen kann. Auch in der Rhein-Neckar-Region gibt es noch Bunker. Der Großteil aber dürfte noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen oder wurde während des sogenannten Kalten Kriegs in den 1960er Jahren gebaut. Die Reaktivierung dieser alten Bunker wäre aufwändig und sehr teuer.
Atomschutzbunker in Mannheim: "Musealer Charakter"
Georg Seiberlich ist Vorsitzender des Vereins "Mannheim Tours". Der Verein bietet auch Besichtigungen von Bunkern in der Stadt an. Mitten in der Mannheimer Innenstadt, unter dem Stadthaus im Quadrat N1, befindet sich zum Beispiel ein sogenannter "ABC-Schutzraum", ein Atomschutzbunker. Laut Seiberlich wurde er zwischen 1964 und 1967 gebaut. Im Jahr 2007 wurden schließlich sämtliche Schutzräume in Deutschland "entwidmet". Das heißt: Die Regierung beschloss, dass diese Schutzräume nicht mehr benötigt werden und übergab sie an die jeweiligen Kommunen. Dieses Schicksal ereilte auch den Atomschutzbunker in Mannheim. Seitdem, so Seiberlich, haben die unterirdischen Räumlichkeiten eher "musealen Charakter". Allerdings: Die Bundesregierung stoppte zumindest vorläufig 2022 die Entwidmung der Schutzräume, also die "Aufhebung der Zivilschutzbindung" - wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Am Zustandes des Mannheimer Atomschutzbunkers hat das aber erst mal nichts geändert.
Experte: Atomschutzbunker "fällt als Schutzraum aus"
Falls jetzt aber der Ernstfall einträte, Deutschland also mit einem Beschuss von Atomraketen rechnen müsste, wäre die Mannheimer Bevölkerung wohl ziemlich aufgeschmissen. Denn der Atomschutzbunker in der Innenstadt fiele als Schutzraum aus. "Für eine nukleare Auseinandersetzung gibt es im Grunde keinen Schutz, die nuklearen Sprengköpfe sind heute ja erheblich größer und auch in ihrer Wirkung schlimmer ausgelegt als am Ende des Zweiten Weltkriegs", erklärt Seiberlich dem SWR. "Das heißt: Bei einem atomaren Schlag ist es nicht möglich, einen Schutzraum zur Verfügung zu stellen."
Angriff mit konventionellen Waffen: Tiefgaragen könnten Schutz bieten
Sollte es zu einem kriegerischen Angriff mit konventionellen - also nicht-atomaren - Waffen kommen, könnten die Menschen in Mannheim zum Beispiel in Tiefgaragen Schutz finden. Die könne man, so Seiberlich, relativ leicht als Schutzräume nutzbar machen. Die ehemaligen Weltkriegsbunker im Stadtgebiet sind Seiberlich zufolge eher unbrauchbar, stünden leer oder befänden sich in privater Hand. Eine Sprecherin der Stadt Mannheim teilte auf SWR-Anfrage mit, dass es in der Stadt zwölf "zivilschutz-gewidmete" Schutzräume gebe, die vom Amt für Feuerwehr und Katastrophenschutz verwaltet werden. Die "grundsätzliche Zuständigkeit für die Schutzräume" liege beim Bund, so die Sprecherin weiter. Die Stadt verwalte die Schutzräume im Auftrag des Bundes.
Bunker und Schutzräume in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis
In Heidelberg gibt es nach Angaben der Stadt noch einen einzigen öffentlichen Schutzraum: Die Tiefgarage der ATOS-Klinik am Bismarckplatz. Für den Zivilschutz sei er aber "nicht mehr nutzbar", so ein Sprecher der Stadt. "Das vorhandene Material wurde entsorgt und alle Wartungen eingestellt."
Das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises teilte dem SWR mit, es gebe im Kreisgebiet noch zwei Schutzräume, und zwar in Schwetzingen und Weinheim. Diese seien aber "in den letzten Jahren nicht mehr gewartet" worden. Ein weiterer Schutzraum habe sich in Neckarbischofsheim befunden. Doch auch dieser ist wohl unbrauchbar. Er werde, so eine Sprecherin, "nur als Lagerraum genutzt". Inwieweit man diese ehemaligen Schutzräume reaktivieren könnte? Laut dem Landratsamt liegt "grundsätzlich die Zuständigkeit beim Bund".