Urteil vor Amtsgericht Karlsruhe erwartet

Pyro-Eklat beim KSC: Prozess gegen Mitarbeiter von Fanprojekt wird fortgesetzt

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Mathias Zurawski
Mathias Zurawski
Rebekka Plies
Ein Bild von Rebekka Plies

Vor dem Karlsruher Amtsgericht ist am Montag der Prozess gegen drei Sozialarbeiter des KSC-Fanprojekts fortgesetzt worden. Nach einem Pyro-Eklat hatten sie sich geweigert, als Zeugen auszusagen.

Der Prozess gegen drei Mitarbeiter des Fanprojekts des Karlsruher SC vor dem Karlsruher Amtsgericht wurde am Montag fortgesetzt. Die drei sind angeklagt, weil sie sich geweigert hatten, in der Aufarbeitung eines Pyro-Skandals im Wildparkstadion im November 2022 als Zeugen auszusagen.

Als Grund dafür nannten die drei Sozialarbeiter, dass sie auf das Vertrauen der Fans angewiesen seien. Daher hätten sie nicht als Zeugen ausgesagt, um das Vertrauensverhältnis zu den Menschen, mit denen sie arbeiten, zu schützen.

Verteidigung setzt Staatsanwalt und Gericht weiter unter Druck

Der zweite Verhandlungstag vor dem Karlsruher Amtsgericht begann mit einer Reihe von Anträgen der Verteidigung. Damit sollte unter anderem nachgewiesen werden, dass die drei Angeklagten gleich aus mehreren Gründen keine Informationen über die Verantwortlichen der Pyro-Aktion weitergeben dürfen. Unter anderem sei keine Aussagegenehmigung vom Arbeitgeber der Sozialarbeiter, der Stadt Karlsruhe, eingeholt worden. Am Vormittag folgte in diesem Zusammenhang eine weitere Zeugenaussage.

Ob es am Montag zu einem Urteil kommt, war angesichts der Antragsflut zunächst nicht abzusehen.

Gericht: Schlagabtausch zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft

Am ersten Verhandlungstag am 15. Oktober gab es im vollen Gerichtssaal bereits ein Katz- und Mausspiel zwischen den Verteidigern und der Staatsanwaltschaft. Zeugenaussagen zum Verhalten der drei Angeklagten brachten wenig Klarheit. Neben einem szenekundigen Beamten der Karlsruher Polizei wurde ein ermittelnder Staatsanwalt und ein mittlerweile pensionierter Ermittlungsrichter vernommen.

So hatte die Verteidigung angemerkt, dass der szenekundige Polizist selbst an keiner Zeugenvernehmung von Tatverdächtigen und Opfern anwesend war und dementsprechend zu wichtigen Sachverhalten nichts sagen könne. Der Prozess drohte zeitweilig zu platzen.

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Der Pyrotechnik-Eklat im KSC-Stadion im November 2022 hat ein weiteres juristisches Nachspiel: In Karlsruhe ist am Dienstag der Prozess gegen drei Fanprojekt-Mitarbeiter gestartet.

KSC: Mitarbeiter von Fanprojekt schweigen weiter

Bei der Pyro-Aktion im November 2022 vor dem Spiel des Karlsruher SC in der zweiten Fußball-Bundesliga gegen den FC St. Pauli waren auf der voll besetzten Tribüne des Wildparkstadions mindestens elf Menschen teilweise schwer verletzt worden. Weil die drei angeklagten Sozialarbeiter danach schwiegen, wurden gegen sie Strafbefehle verhängt. Sie weigerten sich, zu zahlen. Deswegen kam es zur öffentlichen Gerichtsverhandlung. Das Karlsruher Fanprojekt fordert in diesem Zusammenhang ein Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter.

Rahmenbedingungen eindeutig: Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter

Die angeklagten Fanprojekt-Mitarbeiter hatten im Vorfeld der Verhandlung ein breites Bündnis aus mehreren Verbänden, Gewerkschaften und Vereinen auf ihrer Seite, die ein Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter und damit eine Reform des entsprechenden Gesetzesparagrafen fordern.

Die Bundesregierung sprach sich dagegen Ende vergangenen Jahres in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Linken im Bundestag gegen ein Zeugnisverweigerungsrecht für Sozialarbeiter aus und verwies auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.

Mehrere Prozesse: KSC-Fans wegen Pyro verurteilt

Derzeit müssen sich 25 KSC-Anhänger in einer Reihe von Verhandlungen vor dem Amtsgericht Karlsruhe verantworten. In den bisher verhandelten Fällen wurden die Angeklagten alle zu Freiheitsstrafen verurteilt - zwischen neun Monaten auf Bewährung und einem Jahr und zwei Monaten ohne Bewährung. Das führte bundesweit in deutschen Stadien zu Protestplakaten in der Fanszene. Die bisher verurteilten KSC-Fans gingen alle in Berufung. Der Pyrotechnik-Eklat wird also auch noch das Karlsruher Landgericht beschäftigen. 

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