Im Leben sind sie ein Paar - im Job ein eingespieltes Team: Louisa und Roman Blaser haben den Schritt gewagt und zum 1. Januar 2025 den elterlichen Landgasthof in Hügelsheim übernommen. Damit wird der "Hirsch" jetzt in der 7. Generation im Familienbesitz geführt. "Wir haben uns auf der Hotelfachschule in der Schweiz kennengelernt und wollten immer schon etwas eigenes machen", sagt die 36-jährige Tochter von Thomas Ittensohn und Sabine Wild-Ittensohn - "und dann haben wir uns gefragt: Warum nicht das Hotel-Restaurant der Eltern in Hügelsheim weiterführen?"
Landgasthof "Hirsch" in Hügelsheim hat jetzt eine junge Chefin
Die Eltern von Louisa Blaser hatten den Landgasthof über 30 Jahre lang gemeinsam geleitet. Jetzt wollten sie die Tradition weitergeben und die Verantwortung in jüngere Hände legen. Zwei Jahre lang "testete" die Familie die Zusammenarbeit im Alltag, damit die Übergabe möglichst reibungslos klappt.
Für Louisa und Roman Blaser war es ein großer und mutiger Schritt, berichten die beiden. Dass die neue Rolle so viel Arbeit und Bürokratie mit sich bringt, war ihnen nicht unbedingt bewusst. Und gleich im Januar bekamen die beiden die volle Wucht der finanziellen Verantwortung als neue GmbH & Co. KG zu spüren: Viele Rechnungen mussten beglichen und die Löhne an 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbezahlt werden.
An die Chefinnen-Rolle muss sich Louisa erst noch gewöhnen. Sie ist im "Hirsch" quasi aufgewachsen, kennt viele der Mitarbeiter noch aus ihrer Kindheit. Dass sie nun nicht mehr nur Tochter, sondern Chefin ist, das habe sich noch nicht bei allen herumgesprochen, erklärt Louisa Blaser.
Viele Gäste fragen nach, ob meine Mutter nicht mehr da ist. Und dann sage ich: Doch, doch, aber jetzt bin ich die neue Chefin.

Louisa Blaser: "Wir wollen zeigen, dass badische Küche lecker ist"
Was den Gästen im Restaurant serviert wird, ist typisch badische Küche. Daran wollen die jungen Gastleute auch in Zukunft nichts ändern. "Wir wollen unsere Speisekarte definitiv nicht auf vegetarisch umstellen, das sind wir einfach nicht", meint Louisa Blaser, "wir möchten zeigen, dass die badische traditionelle Küche lecker ist, wenn sie gut gemacht ist. So kennen und lieben unsere Gäste ja auch den "Hirsch". Das ist uns ganz wichtig." Ein gutes Stück Fleisch, selbstgemachte Soßen und Suppen und im Frühsommer die Spargelgerichte - das komme bei ihren Gästen an, so die 36-Jährige.
Vater Thomas Ittensohn will auch weiterhin in der Küche helfen, seine badische Küche mit Schweizer Einschlag kommt bei den Gästen gut an. Aber er ist froh, dass er jetzt nicht mehr der Küchenchef ist, der jeden Tag an vorderster Front steht. "Nach 40 Jahren langt es. Der Chef ist jetzt der Roman", meint Thomas Ittensohn, "und wir haben ja zudem noch einen sehr guten Koch eingestellt."
Auch Mutter Sabine Wild-Ittensohn ist glücklich, dass ihre Tochter und ihr Schwiegersohn nun die Geschäfte führen. "Ich bin so froh, ich kann hier weiter mitarbeiten und die Gäste bedienen, wie es mir Spaß macht", so Sabine Wild-Ittensohn, "aber die Last der Verantwortung ist weg". Wenn abends viele Stammgäste zum Essen kommen, kümmert sie sich gerne - viele von ihnen kennt sie schon lange persönlich und nimmt sie herzlich in Empfang.

Als im "Hirsch" in Hügelsheim noch die Prominenz logierte
Roman Blaser ist gebürtiger Schweizer, hat Koch gelernt und die Hotelfachschule in der Schweiz absolviert. Sein Part ist das Hotel-Management. Der 36-Jährige kümmert sich jetzt vor allem darum, dass die Zimmer über die ganze Woche hinweg besser ausgelastet sind. "Unter der Woche sind wir schon ziemlich gut ausgebucht, viele Monteure und Geschäftsleute kommen zu uns, zum Beispiel vom Baden-Airpark, oder wenn in Baden-Baden größere Veranstaltungen wie die Rennwoche stattfinden."
Doch der Zimmer-Standard stamme zum großen Teil noch aus den 1960er- und 1970er-Jahren, gibt Roman Blaser zu bedenken. "Früher logierte zum Beispiel während der Pferde-Rennwoche in Iffezheim regelmäßig der "Kaffee-König" Albert Darboven in unserer Suite", erzählt der neue Hotel-Manager.
Für den Landgasthof "Hirsch" stehen Investitionen an
Eine große Rundum-Renovierung wäre zu teuer, würde "Millionen verschlingen", so der Hotelchef, "solche großen Investitionen sind für uns nicht drin aktuell. Wir müssen das alles aus dem laufenden Geschäft finanzieren", meint er. Deshalb wollen er und seine Frau "Schritt für Schritt vorgehen und erst mal die Badewannen auf den Zimmern gegen Duschen tauschen und in eine neue Solaranlage plus Stromverteiler investieren - auch um die hohen Heizkosten im Schwimmbad-Pool zu drücken.
Louisa und Roman Blaser sind zuversichtlich, dass es ihnen gelingt, den Traditionsbetrieb mit Restaurant und Hotel in eine sichere Zukunft zu führen. "Warum soll das nicht funktionieren", meint Louisa, "bisher hat es doch auch immer geklappt. Früher hatten es die Leute da auch nicht leichter."
Der "Hirsch" war das Jagdhaus des Markgrafen zu Baden
Die Wurzeln des Familienbetriebs im Gasthof Hirsch reichen bis weit ins 19. Jahrhundert zurück. Damals übernahmen die Vorfahren der Familie Wild/Wurz den Gasthof, der um 1795 dem badischen Markgrafen als Jagdhaus diente. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Hotelbereich in den 1950er und 1960er Jahren von der Familie Wild immer weiter umgebaut und bis auf 30 Zimmer erweitert.
Sogar ein eigenes Schwimmbad und eine Sauna ließ der Großvater von Louisa Blaser einbauen. Dieses Schwimmbad werde heute allerdings immer mehr zum Problem, der laufende finanzielle Unterhalt des Bades sei enorm. "Ob wir in Zukunft das Bad erhalten oder verkleinern oder stattdessen einen Whirlpool einbauen, das steht noch in den Sternen", sagt Roman Blaser.