Landwirt Alexander Kern ist zufrieden mit der Demo in Bretten, die er mitorganisiert hat. Er hat mit anderen Bauern am Montag Vormittag den Verkehrsknoten zweischen der B35 und der B293 teilweise blockiert. Rund 100 Traktoren standen von 7.30 Uhr bis 10 Uhr an der Kreuzung der zwei Bundesstraßen. Das seien deutlich mehr gewesen als erwartet, so Kern.
„Wir haben jetzt mal deutlich Aufmerksamkeit erregt in der Bevölkerung“, findet Alexander Kern. "Es bringt nichts, wenn wir neben die Bundesstraße stehen und nur allen zuwinken. Dann kriegen wir die Aufmerksamkeit nicht, die wir jetzt einfach erreichen müssen."
Das war in der Region los Bauernproteste in Karlsruhe, Pforzheim, Rastatt, Bruchsal und Bretten
Die Landwirte im Stadt- und Landkreis Karlsruhe, Landkreis Rastatt und Pforzheim haben gegen die drohenden Subventionskürzungen protestiert. Das war in der Region los.
Verkehrsbehinderungen durch Bauernproteste auch in Bretten
Die Autofahrer bekamen im Berufsverkehr die Auswirkungen zu spüren. Zwar war das Ziel der Demo keine vollständige Blockade der Kreuzung, doch wegen der großen Zahl von Traktoren war die Kreuzung zeitweise dann doch komplett blockiert. Als der Verkehr wieder lief, ging es nur langsam voran, die Staulängen waren aber überschaubar.
Die Stadt hatte im Vorfeld dazu geraten, den Bereich um die Kreuzung der B35 und B293 weiträumig zu umfahren, was wohl auch viele Einheimische taten.
An vielen Orten im Großraum Karlsruhe gab es am Montag Proteste der Landwirte. Ohne solche Aktionen passiere nichts, meint der Bauer aus Bretten. Seit vier Jahren beteilige er sich nun schon an Protesten. Bei vielen Gesprächen mit Politikern sei er dabei gewesen. Aber genutzt habe das nichts - oder wie Alexander Kern es ausdrückt: "Jeder drischt nur leeres Stroh."
Forderungen seien ein Stillstand für die Landwirtschaft Bauernproteste im nördlichen RLP - diese Bauern protestierten nicht
Die Landwirte René Bonn und Ansgar Luzius aus dem Rhein-Lahn-Kreis haben sich am Montag nicht an den Protesten beteiligt. Auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) RLP/Saarland ruft ihre Landwirte nicht zum Protest auf.
Bauer Kern befürchtet deutliche Einbußen
Alexander Kern ist auch stellvertretender Kreisvorsitzender des Bauernverbands Karlsruhe. Sein "Spitalhof" liegt in Bretten-Diedelsheim. Der Bauer hat 50 Kühe als Mastbetrieb und 150 Hektar Ackerland, auf denen er Getreide anbaut. Für seine Arbeit braucht er mehrere Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen.
Daher würde ihn die Streichung der Fahrzeug-Subventionen deutlich treffen: Der Wegfall der Agrardieselrückerstattung und der Kfz-Steuerbefreiung würden bei ihm jährlich 10.000 Euro weniger in der Kasse bedeuten. "Wir kriegen diese Diesel-Rückerstattung, weil die Steuer zum Unterhalt der Straßen gedacht ist, aber wir mit unseren Schleppern größtenteils auf dem Acker unterwegs sind."
Kern führt Familienbetrieb weiter
Schon sein Großvater und Urgroßvater waren Bauern. Erst im Juli hat Alexander Kern den Hof von seinen Eltern übernommen. Deshalb hat er auch noch verschiedene finanzielle Verpflichtungen zu stemmen. Das Geld würde ihm schmerzlich fehlen. Dass die Bundesregierung nun kurzfristig angekündigt hat, die Streichungen zum Teil zurückzunehmen, tröstet ihn kaum. Er fordert, dass diese komplett zurückgenommen werden. Die Stimmung unter den Landwirten sei extrem gereizt.
Landwirt fordert gleiche Bedingungen für alle
Doch es geht Alexander Kern nicht nur um die drohenden Kürzungen. Er fordert für alle Agrarimporte gleiche Standards wie beim Anbau in Deutschland. Es könne nicht angehen, dass hier hohe Tierschutz-, Umweltschutz- und Produktstandards gelten, aber bei Importen sei das fast egal: Soja aus Brasilien, Weizen aus der Ukraine oder Zuckerrüben aus Frankreich sollten seiner Meinung nach die gleichen Anforderungen erfüllen. Denn nur dann könnten die heimischen Produkte auch wieder preislich konkurrenzfähig werden.
Auch dafür lohnt es sich aus Sicht des Bauern aus Bretten auf die Straße zu gehen.
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