Die Polizei Heilbronn hat bereits vergangene Woche drei mutmaßliche Tatverdächtige nach einem sogenannten Schockanruf festgenommen. "Dem besonnenen und geschickten Vorgehen des Ehepaars [...] ist es zu verdanken, dass wir einen solchen Erfolg verbuchen konnten", so der Heilbronner Polizeipräsident Frank Spitzmüller. Denn zur Ergreifung der drei Tatverdächtigen hatte zu einem großen Teil ein Ehepaar aus Heilbronn beigetragen.
Ehepaar macht alles richtig
Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag bekannt gaben, war es vor allem der schnellen Reaktion einer Heilbronnerin und deren Ehemann zu verdanken, dass sie bereits am vergangenen Donnerstag drei Personen im Zusammenhang mit einem Schockanruf festnehmen konnte. Aber was war passiert?
Die 57-jährige Ehefrau erhielt am 7. März einen Anruf von einem angeblichen Polizeibeamten. Demnach sei ihre Tochter in einen schweren Unfall verwickelt und brauche 20.000 Euro für eine Kaution, damit sie nicht ins Gefängnis muss. Die Frau durchschaute die Masche und reagierte blitzschnell; während sie am Telefon weiter die Ahnungslose spielte, gab sie ihrem Mann eine Notiz mit der Bitte, sofort die Polizei zu verständigen.
Der Enkeltrick war die erste Betrugsmasche, mit der raffinierte Anrufer leichtgläubige Senioren übers Ohr gehauen haben. Inzwischen haben sich die Methoden ausgeweitet auf falsche Bank- und Polizeibeamte oder auf "Schockanrufe". Eine Übersicht:
Fast wie im Krimi: Ehepaar wird von Polizei begleitet
Die Frau blieb weiter am Telefon und wurde dann durch den Ortsteil Kirchhausen zu einem möglichen Geldübergabeort gelotst. Inzwischen war auch die Polizei vor Ort und observierte das Ganze. Den Beamten fiel ein weißer BMW auf, der kurz darauf zu flüchten versuchte, als die Insassen die Polizei bemerkten. Nach kurzer Verfolgungsjagd klickten die Handschellen, die ersten beiden Male - zwei Personen wurden festgenommen. Außerdem stellte sich heraus, dass die Nummernschilder an dem BMW in Rheinland-Pfalz gestohlen waren.
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Neue Geldübergabe direkt nach der Festnahme
Doch damit nicht genug: Die 57-jährige Heilbronnerin blieb am Telefon, sollte zu einer weiteren Übergabe fahren und dann dort einer Frau die 20.000 Euro übergeben. Kurz danach konnten die Beamten die besagte Frau festnehmen, als sie das Geld entgegennehmen wollte.
Am Freitag wurden die drei Tatverdächtigen dem Haftrichter vorgeführt. Wegen des Verdachts auf versuchtem gewerbsmäßigen Bandenbetrugs sitzt das Trio jetzt in verschiedenen Gefängnissen in Untersuchungshaft. Neben dem geschickten Vorgehen des Ehepaars lobte der Heilbronner Polizeipräsident Frank Spitzmüller natürlich auch den "taktisch klugen Einsatz der Kolleginnen und Kollegen von Schutz- und Kriminalpolizei", die die mutmaßlichen Betrügerinnen und Betrüger schlussendlich dingfest machten.
Die Programme von SWR1 BW und SWR4 BW befassen sich am Mittwoch in einem Thementag mit dem Enkeltrick und Schockanrufen.