Die Masche ist nicht neu, aber immer wieder erfolgreich - zum Leidwesen der Opfer: Telefonbetrüger, die sich als Polizisten ausgeben und wieder und wieder zehntausende Euro erbeuten. Täglich fallen Menschen darauf herein - zum Beispiel ein Mann, Ende 60, aus dem Raum Ulm.
"Falsche Polizisten": Kriminelle haben es angeblich auf Haus des Opfers abgesehen
Wir nennen ihn Markus Schmid, er will anonym bleiben. Markus Schmid erinnert sich noch genau an den Tag, als ein gewisser Polizeioberkommissar Heller bei ihm angerufen hat. Der vermeintliche Kripo-Beamte erzählt ihm, dass die Polizei in seiner Nachbarschaft zwei Kriminelle einer osteuropäischen Bande festgenommen hat, die einen Zettel mit seiner Adresse bei sich haben.
Die erfundene Geschichte ist der Anfang eines stundenlangen Telefonats, in das sich Markus Schmid verwickeln lässt. Und er macht bei einer Aufforderung des falschen Polizisten einen entscheidenden Fehler: Der Mann am Telefon fordert ihn auf, direkt 110 einzutippen. "Das habe ich gemacht, ohne dass ich aufgelegt habe", erinnert sich Schmid.
Opfer soll die 110 wählen
Im Glauben, er sei jetzt beim Notruf der Polizei, meldet sich eine andere Stimme am Telefon. Und auch die gehört einem angeblichen Polizisten. Jetzt hat Markus Schmid keine Zweifel mehr, dass die Geschichte stimmt. Der falsche Polizist erzählt Schmid, die Betrüger hätten es auch auf Bankkonten abgesehen. Nur wenn es abgehoben und an die Polizei übergeben werde, sei sein Geld in Sicherheit.
Vorgetäuschte Notsituationen am Telefon Enkeltrick: Deutlich mehr Fälle in Baden-Württemberg
Die Fälle von Telefonbetrug sind in Baden-Württemberg um fast zwei Drittel angestiegen. Mit Schockanrufen und Enkeltricks werden die Opfer um Millionen betrogen.
Weil die Bank in seinem Ort geschlossen hat, fährt Markus Schmid extra zur Bank im nächsten, größeren Ort und hebt mehr als 20.000 Euro ab. Im Nachhinein hätte er sich gewünscht, die Bankangestellte hätte ihn auf die Betrugsmasche aufmerksam gemacht. Aber die Warnung bleibt aus.
Opfer übergibt Geldabholer mehr als 20.000 Euro
Stattdessen lotst der vermeintliche Polizeioberkommissar Heller Markus Schmid per Handy nach Ulm. Er habe ihn in einer "sicheren Atmosphäre nach Ulm fahren lassen". Während der Fahrzeit von mehr als einer halben Stunde kommen ihm immer noch keine Zweifel. Als er auf den verabredeten Parkplatz fährt, steigt ein Fremder in sein Auto, "ein schmuddeliger Typ, der hatte mit der Polizei gar nichts zu tun. Trotzdem ist mir einfach nichts aufgefallen."
Angeklagter Mitglied einer Bande Prozess in Ulm: Falscher Polizist soll mehr als 100.000 Euro erbeutet haben
Ein mutmaßlicher Betrüger muss sich vor dem Landgericht Ulm verantworten. Er soll als falscher Polizist Teil einer Bande gewesen sein, die es vor allem auf ältere Menschen abgesehen hatte.
Er übergibt dennoch dem Mann das Geld und fährt wieder nach Hause. Dort hat seine Ehefrau mittlerweile Zweifel bekommen und die echte Polizei informiert. Der Schwindel fliegt schließlich auf. Was bleibt ist die Scham, dass er und seine Frau auf die Betrüger reingefallen sind.
Mehr als ein Jahr hat Markus Schmid gebraucht, um seinen erwachsenen Kindern davon zu erzählen. "Mit meiner Frau war ich mir im Klaren, dass das unter uns bleibt und unsere Kinder niemals davon erfahren werden", erzählt Schmid. "Weil es unser Fehler war, damit wollten wir unsere Kinder nicht belasten."
Der mutmaßliche "schmuddelige" Geldabholer konnte übrigens mittlerweile gefasst werden. Er wurde in einem Prozess am Ulmer Landgericht zu einer Haftstrafe verurteilt.