Hat er seine Ex-Freundin gestalkt und getötet? Vor dem Landgericht Konstanz hat am Donnerstag der Prozess gegen den ehemaligen Lebensgefährten der verschwundenen Jasmin M. aus Eigeltingen (Kreis Konstanz) begonnen. Der 43-Jährige ist wegen Körperverletzung und Nachstellung mit Todesfolge angeklagt. Jasmin M. wird seit Februar vermisst. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie getötet wurde. Ihre Leiche wurde trotz zahlreicher Suchaktionen bis heute nicht gefunden. Der Angeklagte schwieg zum Prozessauftakt. Es handelt sich um einen Indizienprozess. 13 Verhandlungstage sind angesetzt, ein Urteil wird Ende Januar erwartet.
Strenge Sicherheitskontrollen und großer Andrang im Gericht
Der Prozessbeginn am Donnerstag verzögert sich zunächst. Grund waren die strengen Sicherheitskontrollen. Jeder, der in den Sitzungssaal wollte, wurde kontrolliert - und der Andrang war groß. Vor dem Konstanzer Landgericht hatte sich am Morgen eine lange Schlange gebildet. Der 43-Jährige, der den Gerichtssaal mit Hand- und Fußfesseln betrat, will sich im Prozess nicht äußern. Er verfolgte die Verhandlung aufmerksam und machte sich immer wieder Notizen als der leitende Kripobeamte über die bisherigen Ermittlungen berichtete.
Verdacht: Jasmin M. wurde in ihrer Wohnung getötet
Dem 43-jährigen Angeklagten wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, sich in der Nacht auf den 19. Februar unbefugt Zutritt zu der Wohnung der damals 21-jährigen Frau in Eigeltingen verschafft zu haben. Dort soll er seine Ex-Freundin gewaltsam angegriffen oder betäubt haben, wobei sie ums Leben kam. Anschließend habe er sich des Leichnams an unbekannter Stelle entledigt.
Angeklagter soll sein Opfer gestalkt und geschlagen haben
Jasmin M. und der Angeklagte hatten laut den Ermittlungen von mindestens August 2021 bis Oktober 2022 eine Beziehung. Die Trennung soll der Mann - obwohl er selbst noch in zweiter Ehe verheiratet ist - nicht akzeptiert und seiner Ex-Freundin massiv nachgestellt haben. Chatverläufe, Sprachnachrichten, Fotos und Videos von seinem Handy belegen dies laut Anklage. Demnach hat er sich ohne ihr Wissen in ihrer Wohnung aufgehalten, sie von draußen gefilmt, in ihrem Auto einen GPS-Tracker installiert, so dass er immer wusste, wo sie war.
Auch gewalttätig soll er gegen sie geworden sein. Kurz nach der Trennung, so heißt es in der Anklage, habe er Jasmin M. derart heftig ins Gesicht geschlagen, dass sie unter anderem zwei lockere Schneidezähne davongetragen habe.
Jasmin M. seit Februar vermisst 21-jährige Vermisste aus Eigeltingen: Anklage erhoben
Im Fall der vermissten Jasmin M. aus Eigeltingen ist gegen einen 42 Jahre alten Mann Anklage erhoben worden. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus.
Oberstaatsanwalt geht von einem Femizid aus
Oberstaatsanwalt Ulrich Gerlach ist von der Schuld des Angeklagten überzeugt. Es sei für ihn persönlich ein sehr besonderer Prozess, so Gerlach gegenüber dem SWR.
Außerdem würde ihn der Fall auch sehr betroffen machen. Das sei sein dritter Femizid, den er in diesem Jahr anklagen müsse, so Gerlach. Fälle, in denen Männer Frauen getötet haben, weil sie Frauen waren - solche Taten wurde in diesem Jahr bereits zweimal vor dem Landgericht Konstanz verhandelt: Die tödlichen Schüsse auf eine Frau in Markdorf. Und der Fall einer jungen Mutter aus Stockach, die von ihrem Lebensgefährten erdrosselt wurde.
Angeklagter seit Februar in Untersuchungshaft
Der Angeklagte befindet sich seit Ende Februar 2023 in Untersuchungshaft und schweigt seitdem zu den Vorwürfen. Im August wollte ihn das Landgericht Konstanz aus der Haft entlassen, die zuständige Kammer sah keinen dringenden Tatverdacht, dass der Mann Jasmin M. wirklich getötet haben könnte. Die Staatsanwaltschaft Konstanz legte dagegen Beschwerde beim Oberlandesgericht (OLG) in Karlsruhe ein. Das OLG gab der Beschwerde statt. Weil wegen einer drohenden langen Haftstrafe eine große Fluchtgefahr bestehe, müsse der Beschuldigte in Untersuchungshaft bleiben, so das Gericht.
Erneut Suche nach Leiche von Jasmin M. im Bodensee vor Radolfzell
Die Familie von Jasmin M. hat vor wenigen Tagen erneut eine Suchaktion nach der 21-Jährigen organisiert. Dafür wurde ein Spezialteam einer Stiftung aus den Niederlanden engagiert. Das bestätigt die Konstanzer Polizei dem SWR. Zuerst hatte der Südkurier darüber berichtet. Laut Polizei hatten zunächst drei Suchhunde des Spezialteams auf der Seeoberfläche vor Radolfzell auf Verwesungsgeruch angeschlagen. Zehn Taucher der Polizei suchten daraufhin am Dienstag ein markiertes Gebiet ab. Bisher ohne Erfolg. Die Suche wurde aufgrund schlechten Wetters und des schlammigen Seegrunds abgebrochen.
Dass die Suche so kurzfristig von der Polizei übernommen wurde, habe nichts mit dem bevorstehenden Prozess zu tun, so ein Polizeisprecher. Wegen der Strömung des Bodensees müsse immer schnell gehandelt werden, um mögliche Spuren nicht zu verlieren. Die Polizei sei über die private Suchaktion informiert gewesen.
Seit dem Verschwinden von Jasmin M. gab es zahlreiche Suchaktionen, unter anderem am Radolfzeller Seeufer, im Bodensee und am Hochrhein.
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