Ausbau von E-Mobilität

ADAC-Test: Ladesäulen an Autobahn-Raststätten in BW überzeugen nicht

Stand
Autor/in
Janey Schumacher

Der ADAC hat die Ladeinfrastruktur an Raststätten in BW getestet und sieht Verbesserungspotential. Der Ausbau ist ins Stocken geraten - auch wegen eines Rechtsstreits.

Lange Strecken mit dem E-Auto zurückzulegen geht nur mit einer ausreichenden Ladeinfrastruktur. Wie es um die Ladepunkte an den wichtigsten Autobahnen bestellt ist, hat der ADAC kürzlich im Rahmen einer Stichprobe getestet. Dabei wurden Rastanlagen an den verschiedenen Hauptreiserouten in ganz Deutschland untersucht - sieben davon in Baden-Württemberg. Das Fazit: Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos an deutschen Autobahn-Rastanlagen ist nach wie vor verbesserungswürdig.

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Die getesteten Rastanlagen in BW im Überblick

Baden-Baden West, A5
Ellwanger Berge West, A7
Hohenlohe Süd, A6
Kraichgau Süd, A6
Neckarburg West, A81
Sindelfinger Wald Süd, A8
Wunnenstein West, A81


Getestet wurden die Anlagen unter anderem auf die Möglichkeit zum Schnellladen (bis 150 Kilowatt) und Superschnellladen (mit mehr als 150 Kilowatt und 300 Kilowatt) sowie der Anzahl der zur Verfügung stehenden Ladepunkte. Ein moderner Ladepark sollte laut ADAC-Experten über zehn Ladepunkte ab 150 Kilowatt verfügen und bei steigendem Bedarf weiter aufgestockt werden können.

Nur eine einzige Raststätte, nämlich Sindelfinger Wald Süd (A8), hatte aus Sicht des ADAC genug Ladepunkte ab 150 Kilowatt, alle anderen fielen in dieser Kategorie durch, da sie zu wenige und zu schwache Ladesäulen hatten.

So schneiden Autobahn-Raststätten in BW ab

Baden-Baden West, A5 von Karlsruhe nach Weil am Rhein zwischen Ausfahrt Rastatt-Süd und Ausfahrt Baden-Baden:

  • ausschließlich die Möglichkeit zum Schnellladen von E-Autos bis 150 Kilowatt
  • keine Möglichkeit zum Superschnellladen von E-Autos ab 150 sowie 300 Kilowatt.

Ellwanger Berge West, A7 von Würzburg nach Ulm zwischen Ausfahrt Dinkelsbühl/Fichtenau und Ausfahrt Ellwangen:

  • Möglichkeit zum Schnellladen von E-Autos bis 150 Kilowatt und zum Superschnellladen von E-Autos ab 150 Kilowatt
  • keine Möglichkeit zum Superschnellladen von E-Autos ab 300 Kilowatt und
  • zu geringe Anzahl an Ladepunkten zum Superschnellladen ab 150 und 300 Kilowatt

Hohenlohe Süd, A6 von Heilbronn nach Nürnberg zwischen Ausfahrt Neuenstein und Ausfahrt Kupferzell:

  • Möglichkeit zum Schnellladen von E-Autos bis 150 Kilowatt, Möglichkeit zum Superschnellladen von E-Autos ab 150 und 300 Kilowatt
  • begrenzte Anzahl an Ladepunkten zum Superschnellladen ab 150 und 300 Kilowatt

Kraichgau Süd, A6 von Mannheim nach Heilbronn, zwischen Ausfahrt Sinsheim und Ausfahrt Sinsheim Süd:

  • Möglichkeit zum Schnellladen von E-Autos bis 150 Kilowatt, Möglichkeit zum Superschnellladen von E-Autos ab 150 sowie 300 Kilowatt
  • begrenzte Anzahl an Ladepunkten zum Superschnellladen ab 150 und 300 Kilowatt

Neckarburg West, A81 von Stuttgart nach Singen (Schaffhausen) zwischen Ausfahrt Oberndorf am Neckar und Ausfahrt Rottweil:

  • Möglichkeit zum Schnellladen von E-Autos bis 150 Kilowatt und Superschnellladen von E-Autos ab 150 sowie 300 Kilowatt
  • begrenzte Anzahl an Ladepunkten zum Superschnellladen ab 150 sowie 300 Kilowatt, aber zum Testzeitpunkt im April und Juli vereinzelt defekt

Sindelfinger Wald Süd, A8 von Karlsruhe nach Stuttgart zwischen Ausfahrt Leonberg-Ost und Kreuz Stuttgart:

  • Möglichkeit zum Schnellladen von E-Autos bis 150 Kilowatt und Superschnellladen von E-Autos ab 150 und 300 Kilowatt
  • Angemessene Anzahl an Ladepunkten zum Superschnellladen ab 150 und 300 Kilowatt

Wunnenstein West, A81 von Würzburg nach Stuttgart, zwischen Ausfahrt Ilsfeld und Ausfahrt Mundelsheim:

  • Möglichkeit zum Schnellladen von E-Autos bis 150 Kilowatt und Superschnellladen von E-Autos ab 150 sowie 300 Kilowatt
  • begrenzte Anzahl an Ladepunkten zum Superschnellladen ab 150 sowie 300 Kilowatt, aber zum Testzeitpunkt im April und Juli vereinzelt defekt

Auf den Rastanlagen besteht nach Angaben des ADAC bei der E-Ladeinfrastruktur dringender Nachholbedarf - nicht nur in Baden-Württemberg. Hier sei in den letzten Jahren auch aufgrund eines Rechtsstreits kaum etwas vorwärts gegangen, teilte eine Sprecherin des ADAC mit.

Die Autobahn GmbH des Bundes hatte Vereinbarungen mit den Konzessionsnehmern der bewirtschafteten Rastanlagen geschlossen, um die vom Bund ermittelten Bedarfe an Schnellladeinfrastruktur über die kommenden Jahre zu erfüllen, teilte das Verkehrsministerium mit. Die Vereinbarungen enthalten Vorgaben über Aufbau und Ausbau von Schnellladeinfrastruktur mit einer Ladeleistung von mindestens 150 Kilowatt.

Kritik an der Autobahn GmbH

Gegen die Vereinbarung mit der größten Konzessionsnehmerin, der Tank & Rast (T&R) GmbH, haben jedoch Mitbewerber Rechtsmittel eingelegt, teilte das Verkehrsministerium mit. Nach Berichten von electrive.net, einem digitalen Fachmedium für Elektromobilität,  kritisieren Tesla und Fastned die Autobahn GmbH wegen der Vergabe des Betriebs der Ladesäulen ohne Ausschreibung an die Tank & Rast GmbH.

Das Gerichtsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Deshalb sei der "Vollzug der geschlossenen Vereinbarung mit T&R ausgesetzt, der Ausgang des Verfahrens ist zunächst abzuwarten", heißt es aus dem Ministerium.

Daneben habe die Autobahn GmbH Anfang des Jahres eine Ausschreibung für Lademöglichkeiten an 200 unbewirtschafteten Rastanlagen, 14 davon in Baden-Württemberg, abgeschlossen.

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Sieben Prozent mit Ladeangebot an Autobahnen zufrieden

Kritik an der Ladeinfrastruktur kommt auch vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Eine Allensbach-Umfrage im Auftrag des VDA habe gezeigt, dass 68 Prozent der Menschen das Ladeangebot in der eigenen Umgebung kritisch sehen und gerade einmal sieben Prozent das Ladeangebot auf Autobahnen und an Landstraßen für gut oder sehr gut halten.

Der vorausschauende Ausbau der Ladeinfrastruktur muss aus Sicht des VDA politisch weiter forciert und dringend intensiviert werden. Der Verband hebt positiv hervor, dass es beim Lkw-Ladenetz konkret vorangehe mit der Ausschreibung von Schnellladeinfrastruktur an 130 unbewirtschafteten Rastanlagen. Dennoch sei es nicht damit getan, eine Ladesäule aufzustellen, so ein VDA-Sprecher. Auch die Stromnetze müssten dringend fit für die Zukunft gemacht werden.

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