In Baden-Württemberg gibt es immer mehr Autos. Das legen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts nahe. Doch davon sind nur ein geringer Teil Elektroautos - oder auch BEV (batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge). Denn den Daten zufolge waren im Juli 2024 von insgesamt 35.357 Neuzulassungen lediglich 5.190 vollelektrische Autos. Das entspricht einem Anteil von knapp 14 Prozent. Zwar liegt das Land damit rund zwei Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt, doch so richtig scheint der Boom bei den Elektroautos noch nicht losgegangen zu sein.
Bundesregierung will E-Auto-Absatz ankurbeln Meinung: Teure E-Dienstwagen zu fördern löst keine Probleme
Die E-Mobilität in Deutschland hat ein Problem. Teure E-Dienstwagen steuerlich zu fördern, ist kein Teil der Lösung, meint SWR-Wirtschaftsredakteur Michael Wegmer.
Elektroautos: Weniger Neuzulassungen nach Wegfall der Förderungen
Der Hauptgrund für die geringe Zahl an Neuzulassungen von Elektroautos ist der Wegfall der Förderungen. "Der BEV-Absatz ist kein Selbstläufer", sagt Stefan Reindl dem SWR, "denn er benötigt bislang noch Impulse von finanzieller Förderung."
Bei Betrachtung der Zulassungszahlen vom Kraftfahrt-Bundesamt sind die Rückgänge deutlich erkennbar. Für die hohe Nachfrage im August 2023 sind dem Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) in Geislingen an der Steige (Kreis Göppingen) zufolge die "Vorzieheffekte von Flotten und Fuhrparks im gewerblichen Bereich" verantwortlich. Denn die Prämie für Elektroautos und Plug-In-Hybride für Gewerbetreibende ist im September vergangenen Jahres weggefallen. Im August 2023 wurden bundesweit 170 Prozent mehr Elektroautos neu zugelassen als im Juli.
Ähnlich, aber nicht ganz so drastisch, sank auch die Nachfrage von Privatkunden nach Elektroautos im Dezember 2023. Die Zahl der Neuzulassungen im Januar 2024 halbierte sich mit 4.689 im Vergleich zum Vormonat. Auch hier war der Wegfall einer Prämie - dem sogenannten Umweltbonus - zum 18. Dezember verantwortlich für den Rückgang. "Zwar konnten dann keine neuen Anträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mehr gestellt werden, allerdings waren bereits bewilligte Förderungen vom Förderaus nicht betroffen", erklärt Reindl.
Die Hersteller seien im Dezember 2023 aufgrund der mittlerweile entschärften Lieferketten-Situation wieder lieferfähig gewesen. Zudem hätten sie und auch Importeure angesichts der schwächelnden Auftragseingänge mit eigenen Prämienmodellen den Markt stimuliert, so Reindl weiter.
Problem: Geringer Restwert und hohe Anschaffungskosten
Aktuell sind rein elektrisch betriebene Autos noch vergleichsweise teuer. Dies schrecke sowohl private als auch gewerbliche Kunden ab, so Reindl weiter. Doch auch die niedrigen Restwerte der Fahrzeuge spielten vor allem für Firmenflotten eine Rolle.
"Selbstverständlich spielen neben den hohen Fahrzeugpreisen nach wie vor die Reichweitenangst sowie die 'gefühlt' eingeschränkten Lademöglichkeiten eine dämpfende Rolle beim BEV-Absatz", erklärt er weiter. Dabei sei die Auslastung öffentlicher Ladesäulen "bedenklich tief".
Reindl kritisiert auch die Diskussion um die "Technologieoffenheit". Diese werde häufig mit einer "Technologiebeliebigkeit" verwechselt und führe zusätzlich zu Unsicherheit bei den potenziellen Käuferinnen und Käufern. Als Beispiel nennt er Wasserstoff in Verbindung mit einer Brennstoffzelle oder E-Fuels. Für bestimmte Zwecke mögen diese Technologien in Betracht kommen, sagt er, "angesichts des niedrigen Wirkungsgrades und eingeschränkter Mengen an solchen Alternativen wird dagegen der batterieelektrische Antrieb den Pkw-Bereich dominieren - er ist die zukunftweisende Technologie".
Experte: Elektroauto-Bestand wird langsamer wachsen als geplant
Noch liegt der Anteil an batterieelektrischen Autos im baden-württembergischen Gesamtbestand verhältnismäßig hoch. Im Januar 2024 lag der BEV-Marktanteil hingegen bei lediglich bei acht Prozent - mehr als zwei Prozentpunkte unter dem bundesweiten Wert. Dass lässt laut Reindl aufhorchen.
So sei die Zahl der Neuzulassungen für Elektroautos in BW im ersten Quartal dieses Jahres um 4,2 Prozent gesunken. "Im zweiten Quartal 2024 war im Mai der dramatischste Rückgang mit einem Minus von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu verzeichnen", so Reindl weiter. Angesichts dieser Situation werde der Elektroautoanteil am BW-Fahrzeugbestand langsamer wachsen als noch vor einem Jahr angenommen.