Während die Preise für neue Autos im Durchschnitt weiter steigen, sind die Preise für gebrauchte E-Autos im Trend gefallen. Das geht aus Daten des Branchendienstes Deutsche Automobil Treuhand (DAT) hervor.
Das große Aber: Im Vergleich mit ähnlichen Verbrennern auf dem Gebrauchtwagenmarkt muss man für ein E-Auto noch immer deutlich mehr bezahlen.
Der Film über gebrauchte E-Autos von Nicole Freyler zum Nachschauen:
Gebrauchte im Vergleich: E-Auto rund 3.000 Euro teurer
Moritz Stephan ist Ingenieur, er hat eine Werkstatt mit Verkauf in Erligheim (Kreis Ludwigsburg). Er sagt: Für ein gebrauchtes E-Auto muss ich tiefer in die Tasche greifen - und nennt ein Beispiel. Den Kleinwagen VW up! hat er vor kurzem als Benziner für 11.900 Euro verkauft. Ein vergleichbarer VW e-Up!, vollelektrisch also, jedoch ein Jahr älter und mit doppelt so vielen Kilometern auf dem Tacho, kostete dagegen 3.000 Euro mehr.
Hinzu kommt: Viele Menschen haben Bedenken, wenn es um E-Autos geht. Ist bei einem gebrauchten Stromer die Batterie nicht bereits ausgelaugt? Vor allem Angst vor fehlender Reichweite hält so manchen noch von einem Kauf ab - auch bei neuen Elektroautos ist das ein Problem. Die große Mehrheit der zugelassen Neuwagen in Baden-Württemberg sind weiterhin Verbrenner. Die DAT hat 2023 eine repräsentative Umfrage unter Autokäuferinnen und -käufern durchgeführt. Gefragt wurden unter anderem Personen, die Neuwagen gekauft haben, was für sie gegen den Kauf einen Elektroautos sprach. Auf Platz 1 der Gründe lag die "begrenzte Reichweite". Direkt dahinter folgte der hohe Anschaffungspreis. Die "unausgereifte Ladeinfrastruktur" und "lange Ladezeiten" sind weitere häufig genannte Gründe.
Profi: Sinkt die Reichweite bei Probefahrt stark, stimmt etwas nicht
Bei einer Probefahrt mit Ingenieur und Autohändler Stephan lässt sich testen, wie gut die Batterie des gebrauchten VW e-Up! in Schuss ist. "Wenn auf diesen 15 bis 20 Kilometern bei normaler Fahrt die Reichweite von 155 Kilometern auf 100 Kilometer runtergeht, dann ist da irgendwas nicht in Ordnung", erklärt er. Die Batterie ist der Knackpunkt - und bei einer Reparatur sehr teuer, sagt Stephan. Ein neuer Akku koste zwischen 15.000 und 25.000 Euro - reine Materialkosten.
Fragt man Menschen auf der Straße, ob ihr nächstes Auto ein Elektroauto sein wird, sind viele unschlüssig. Dass die Kaufprämie des Bundes für E-Autos im Dezember 2023 so plötzlich ausgelaufen ist, hat manche verunsichert. Andere sorgen sich vor Reparaturen und sind skeptisch, was die Entsorgung der E-Autos angeht. Wieder andere sehen einen Kauf erst in der Zukunft, zum Beispiel, wenn das aktuelle Auto in fünf Jahren "Schrott ist".
Laut aktuellem DAT-Report konnten sich 2023 nur 13 Prozent der befragten Gebrauchtwagenkäufer vorstellen, ein gebrauchtes E-Auto zu kaufen. Ein möglicher Grund: Mehr als ein Drittel der Gebrauchtwagenkäufer haben keine Möglichkeit, ihr Auto privat zu laden.
Verkehrswende und E-Mobilität Bedenken gegen E-Autos: Mythen oder Fakten - im Check
Verbrenner statt E-Auto: Viele fürchten, ein E-Auto sei zu teuer, das Laden zu kompliziert oder die Reichweite zu kurz. Aber ist das tatsächlich so? Wir machen den Praxis-Test.
ADAC: Bei drei bis vier Jahre alten E-Autos "Schnäppchen" möglich
Auf Online-Portalen und in Apps für Gebrauchtwagen finden sich viele Elektroautos - zum Beispiel rund um Stuttgart. Das bestätigt auch der Automobilclub ADAC. "Wenn ich jetzt zuschlagen möchte, kann ich echte Schnäppchen machen - gerade bei drei bis vier Jahre alten E-Autos", sagt Julian Häußler, ADAC-Sprecher für Nordwürttemberg. Insbesondere, wenn man das Auto zu Hause laden könne, sei so ein Kauf attraktiv.
Aber auch Häußler empfiehlt, vor dem Kauf die Batterie prüfen zu lassen. "Die kann über 50 Prozent des Fahrzeugwerts ausmachen." Entweder solle man sich vom Händler ein entsprechendes Zertifikat vorlegen lassen. Oder vor dem Kauf einen Akku-Gesundheitstest bei einer Prüforganisation machen, rät der ADAC-Mann. Grundsätzlich geben Hersteller meist eine Garantie von 160.000 Kilometern auf eine Batterie.