Zeitgenossen

Stefanie Stahl: „Der reflektierte Mensch ist der bessere Mensch“

Stand
Autor/in
Doris Maull

Wenn jeder Mensch dieser Welt reflektiert wäre, seine Gefühle sortieren und seine eigenen Handlungsmotive verstehen könnte, dann wäre er in der Lage, weise zu handeln, so die feste Überzeugung der Psychologin und Bestsellerautorin Stefanie Stahl.

Zur Selbstreflexion brauche es allerdings nicht unbedingt eine Psychotherapie. Gerade wer im mittleren Problembereich liege – sie spreche in dem Zusammenhang mit einem Augenzwinkern gerne von „Normalgestörten“-, könne vieles selbst in die Hand nehmen. Da reiche ein roter Faden, wie sie ihn mit ihren Büchern liefere, betont Stahl.

Unterwegs zur Erkenntnis

Sie sei „Psychologin aus Leidenschaft“, bekennt die gebürtige Hamburgerin, die heute in Trier lebt und arbeitet. „Im Kern treibt mich an, dass ich verstehen will, wie der Mensch tickt, erklärt Stahl. Das habe sie schon immer brennend interessiert, schon als Kind. „Und ich bin immer noch unterwegs“, gibt sie zu. Und auch sie habe noch lange nicht alles verstanden.

Bauplan der Psyche

Dabei sei die menschliche Psyche nicht so kompliziert, wie vielfach behauptet.  Wenn man einmal die Struktur der Psyche verstehe, könne man alles verstehen, so Stahl. „Wenn man den Plan in der Tasche hat, ist der Rest nur noch Thema und Variation“.  Letztlich laufe alles auf die gleiche Grundstruktur hinaus. „Wir haben alle den selben Körperbau und so haben wir auch die gleiche psychische Struktur.“

„Tragische Unwissenheit“ statt Schuld

Ganz zentral für die Entwicklung des Individuums seien die Prägungen, die ein Mensch in den ersten Jahren seines Lebens erfahre. Deshalb laute ihre Botschaft: „Guck Dir an, wie Du geprägt bist, damit Du Dein Gehirn verstehst. Denn wenn Du diese Prägung nicht verstehst, dann bleibst Du Sklave oder Sklavin Deines Gehirns“. Dabei warnt die Psychologin davor, über schwierige Kindheitserfahrungen in Kategorien von Schuld oder Nicht-Schuld der Eltern zu urteilen. „Ich finde den Begriff tragische Unwissenheit viel schöner“.

Authentisch sein, aber richtig!

Um sein authentisches Selbst entwickeln zu können, müsse der Mensch Kontakt zu all‘ seinen Gefühlen haben, betont Stahl. „Authentisch sein heißt, dass alle Gefühle da sein dürfen und ich auch in der Lage bin, alle Gefühle zu fühlen“. Darüber hinaus sei ein guter Kontakt zu den eigenen Bedürfnissen wichtig. Das bedeute allerdings nicht, dass die alle befriedigt werden. „Man muss nicht ständig egozentrisch durch die Gegend laufen.“ Authentisch sein beinhalte auch die Fähigkeit, sich anzupassen. „Wir müssen anpassungsfähig sein, sonst sind wir nicht beziehungsfähig“.

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Doris Maull