Forschende aus Mainz und Halle haben eine Künstliche Intelligenz entwickelt, die anhand von 3D-Modellen Keilschrift entschlüsseln kann. Mit Hilfe der sogenannten „OCR“-Methode (Optical Character Recognition) erkennt die Künstliche Intelligenz Buchstaben und Zeichen.
„Mit diesem so generierten Trainingsdatensatz konnte das KI-Modell trainiert werden und war in der Lage, auf verschiedenen Medien die gleichen Zeichen zu erkennen“, erklärt der Archäologe Professor Kai-Christian Bruhn von der Hochschule Mainz. Bislang erkennt die KI Schriftzeichen von zwei der insgesamt zwölf bekannten Keilschriftsprachen.
Literarische Texte und Notizen profaner Natur
Die Keilschrift ist eine der ältesten Schriftformen der Menschheit. Sie wurde im 4. Jahrtausend vor Christus von den Sumerern entwickelt. Mit Hilfe eines Keils drückten sie Schriftzeichen in Tontafeln. Auf ihnen zu finden sind literarische Texte, Einkaufslisten, Steuerlisten oder auch Fragen der Rechtsprechung.
Bis heute sind die Tontafeln schwer zu entziffern. Oft sind sie stark verwittert. Außerdem wurden über einen langen Zeitraum hinweg verschiedene Sprachen mit den gleichen Schriftzeichen geschrieben. Und: Die Schriftzeichen sind nicht vergleichbar mit unserem Alphabet, so Kai-Christian Bruhn.
„Auf den Tafeln sind eher Wortlaute zu finden, die in einer Sprache das eine bedeuten und in der anderen Sprache das andere“, sagt er. Philologen arbeiten schon 150 Jahre an der Übersetzung der Keilschrift. Jetzt kommt also Hilfe durch die Künstliche Intelligenz.