Der Kunstrasenplatz umgeklappt wie ein Teppich und genau wie die angrenzenden Tennisplätze vollkommen zerstört, der Kabinentrakt im Clubhaus bis in die letzte Pore voll mit Schlamm, Matsch und Dreck. Der Anblick der Sportanlage des TSV Miedelsbach ist für jeden Vereinssportler nur schwer zu ertragen.
Zwei Spieler tragen gerade einen durchnässten Schrank aus dem Geräteraum, ein anderer fährt eine Schubkarre voller schlammiger Bälle nach draußen. Auch der Vorstand packt in Gummistiefeln mit an. Beim TSV hilft jeder, der kann.
Das Hochwasser der letzten Woche hat in mehreren baden-württembergischen Städten und Gemeinden Verwüstung und Zerstörung hinterlassen und neben Privathaushalten und Betrieben auch Sportanlagen schwer getroffen. So auch im Schorndorfer Stadtteil Miedelsbach (Landkreis Rems-Murr).
Aufräumarbeiten statt Sommerfest beim TSV Miedelsbach
Drei Tage lang hatte das Wasser hier in dem Ball- und Geräteraum, den Kabinen und auf den Sportplätzen des TSV bis zu 1,50 Meter hoch gestanden. Der erst drei Jahre alte Kunstrasenplatz ist vollkommen hinüber, hat sich angehoben, gewellt und umgeklappt.
Nicht viel besser sah es in den tiefergelegenen Räumen des Vereinsheims aus, wo das Wasser besonders hoch gestanden hatte. Zugang war nur durch Aufbrechen der Schlösser möglich. Noch immer sind die Böden der Kabinen und anliegenden Räume von einer Zentimeter dicken Schlammschicht bedeckt. Vieles von dem, was darin gelagert war, ist zerstört. Container für den Schutt sollen von der Stadt zur Verfügung gestellt werden.
Eigentlich hätte der TSV Miedelsbach in zwei Wochen ein Sommerfest veranstalten wollen, doch daran ist nicht nur wegen der eigenen Schäden nicht zu denken: "Unsere Sponsoren sitzen zu Hause und saufen ab. Da können wir kein Fest feiern. Das wäre ein falsches Zeichen", sagt der ehemalige Abteilungsleiter Fußball Kevin Schwarz gegenüber SWR Sport.
Hochwasser: Schaden in Millionenhöhe bei der SG Schorndorf
Ein solches Fest wollte an diesem Wochenende auch die nur wenige Kilometer vom TSV Miedelsbach entfernte SG Schorndorf feiern. Mit rund 5.000 Besuchern hatte der Verein zum Sportfest gerechnet. Doch auch hier fällt das Event wortwörtlich ins Wasser.
Neben den besonders in Mitleidenschaft gezogenen Kunstrasenplätzen hat es auch die Beachvolleyballfelder, den Soccer-Court und die Tennisplätze des Sportparks getroffen. "Den Schaden, den ich jetzt hier sehe, schätze ich auf mindestens ein bis zwei Millionen Euro. Wir sind auf jeden Fall auf Hilfe angewiesen", sagt der geschäftsführende Vorstand des Vereins Benjamin Wahl SWR Sport.
SG Schorndorf baut auf Versicherungen und den Landessportbund
Diese Hilfe suchen Wahl und die SG Schorndorf vor allem bei zwei Anlaufstellen: "Ich habe die Versicherungen bereits kontaktiert und wurde von dem Geschäftsführer des württembergischen Landessportbundes angerufen. Dort gibt es Fonds, auf die man wohl schnell und unbürokratisch zugreifen kann."
Dennoch ist sich Wahl bewusst, dass Sportanlagen nicht die höchste Priorität genießen, wenn es um schnelle Hilfe geht. "Bei uns muss man ja sagen, dass es in Anführungszeichen nur Sportplätze sind. Es gibt ja auch noch Privathaushalte. Die haben natürlich Priorität."
Und immerhin glaubt Wahl mit "einem blauen Auge" davon gekommen zu sein. Zumindest die Tennisplätze können in Zukunft wahrscheinlich noch genutzt werden, mit aufwendigen, teuren Arbeiten vielleicht auch noch weitere Sportfelder.
Tennisplätze des SSV Steinach-Reichenbach komplett zerstört
Wiederum wenige Kilometer entfernt von Schorndorf hat das Hochwasser auch die SSV Steinach-Reichenbach hart getroffen. Besonders bitter: Die Tennisplätze, die anders als der ebenfalls zerstörte Fußballplatz, dem Verein und nicht der Kommune gehören, können nicht mehr gerettet werden.
Riesige Löcher und Steinhaufen, unterspülte Linien und Netze: Vieles ist von den Tennis-Courts nicht mehr zu erkennen. "Da kannst du eigentlich nur noch mit dem Bagger drüberfahren und die plattmachen", sagt Trainer Marco Pfisterer.
Hilfe wird dringend benötigt. "Wir sind gerade dabei mit Sportversicherungen und Verbänden zu klären, dass wir Hilfe bekommen. Keine Ahnung, ob uns noch die Gemeinde, die Politik und das Land helfen. Mal gucken, wie wir weitermachen", sagt SSV-Vorstand Michael Seibold.
Nach Hochwasser: Kein Fußball in Sicht für 450 Kinder
Die SSV verfügt über zwei Fußballplätze - einen Rasen- und einen Kunstrasenplatz. Letzterer dürfte in diesem Jahr nicht mehr bespielbar sein. Wie in Miedelsbach hat sich der auch hier erst drei Jahre alte Belag vom Boden gelöst und umgeklappt.
Inmitten des Platzes liegt ein vom Schlamm völlig verdreckter Ball und wirkt dabei fast wie dort drapiert. Daneben steht ein Schild. "Spielfeld gesperrt" lautet der Schriftzug, wobei auch dieser mit Schlammresten überdeckt ist.
Das Rasenfeld dürfte zu retten sein, ist aber übersät von Steinen. An eine baldige Aufnahme des Spielbetriebs ist auch hier nicht zu denken. Das tut vor allem den 450 kleinen Nachwuchsfußballern im Verein weh. Denn die Ausweichmöglichkeiten sind begrenzt. Auch die Vereine in der Umgebung hat es mitunter hart getroffen.
Eigentlich hätte in Steinach an diesem Wochenende der Bezirkspokal-Endspieltag im Fußball stattfinden sollen. Doch wie das Sportfest in Schorndorf und das Sommerfest in Miedelsbach musste natürlich auch diese Veranstaltung abgesagt werden. Genau wie die Ferienwoche der Schule, die geplant war.
Während also die Aufräumarbeiten in den Sportstätten weitergehen, bleibt abzuwarten, wie sich die Vereine, vor allem auch wirtschaftlich, von den Hochwasserschäden und damit verbundenen Reparaturen und Sanierungen erholen werden.