Volle Keller, überschwemmte Straßen - das Hochwasser hat auch in der Region Heilbronn-Franken zugeschlagen. Die Feuerwehren sind seit Tagen im Dauereinsatz - auch in der Nacht auf Montag kämpften die Einsatzkräfte, aber auch viele Mitarbeitende gegen die Wassermassen. Im Neckarsulmer Teilort Obereisesheim (Kreis Heilbronn) beispielsweise steht das Wasser rund um das Ernst-Freyer-Freibad sowie die Tennis- und Freizeitanlage "Happy Match" über einen halben Meter hoch.
Neckartalstraße überflutet
Um das Ernst-Freyer-Bad (EFB) herum haben Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Eingängen und Toren sogenannte Hochwasserschutzwände errichtet, um das Wasser draußen zu halten. Dennoch drückt es durch einige Klappen und durch das Grundwasser wieder rein, sagte ein Mitarbeiter dem SWR. Mit Pumpen wird es wieder nach draußen befördert. "Ein ewiger Kreislauf", heißt es.
Oberbürgermeister Steffen Hertwig (SPD) postete "Impressionen" auf Facebook:
Das "Happy Match" hingegen traf es noch schwerer. Dort bahnten sich die Wassermassen ihren Weg und drückten die Türen ein. Nicht nur die Tennisplätze sind geflutet, sondern auch der Indoor-Bereich.
Auch die Neckartalstraße zwischen Heilbronn-Neckargartach und Neckarsulm ist überflutet. Hier hat die Feuerwehr zum Schutz einen sogenannten "Quick Damm" errichtet. Dieser ist mit Wasser gefüllt und soll die Wassermassen abhalten. Die Neckartalstraße bleibt laut Polizei voraussichtlich mindestens bis Dienstag voll gesperrt.
Main-Tauber-Kreis: Starkregen sorgt für Überflutungen
Ein rund 20-minütiger Starkregen hat auch im Main-Tauber-Kreis am Sonntagnachmittag für viele überflutete Keller gesorgt, vor allem im Raum Boxberg. Der Ortskern von Uiffingen stand komplett unter Wasser, die Feuerwehr war mit rund 230 Kräften im Einsatz - auch in Angeltürn und Wölchingen. Aus Lauda-Königshofen wurden 1.000 Sandsäcke zur weiteren Absicherung entlang der Umpfer geliefert, so der Boxberger Stadtkommandant Harry Schroth.
Schon in der Nacht auf Sonntag gab es im Main-Tauber-Kreis für die Feuerwehren viele Einsätze wegen vollgelaufener Keller und überfluteter Straßen vor allem in Bad Mergentheim, Niederstetten und Weikersheim. Entlang der Tauber stehen einige Straßen, Radwege und Plätze unter Wasser - so ist die Verbindungsstraße zwischen Lauda-Königshofen und der B290 gesperrt. Alles in allem ist man hier laut Kreisbrandmeister Andreas Geyer aber noch einigermaßen glimpflich davongekommen.
Krautheimer Straßen überflutet
Die Feuerwehr in Krautheim (Hohenlohekreis) war zusammen mit den Kameraden aus den Ortsteilen Klepsau und Gommersdorf im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Zum ersten Mal seien "spezielle Armaturen", die das schnelle Befüllen von Sandsäcken ermöglichen, im Einsatz gewesen. Somit war man dort in der Lage, mehrere Hundert Sandsäcke pro Stunde einsatzfähig zu machen, heißt es:
In Öhringen drohte eine Flutwelle
Auch rund um Öhringen (Hohenlohekreis) hielten der anhaltende Niederschlag und der steigende Flusspegel Rettungskräfte in Atem. So war in Öhringen beispielsweise das Hochwasserrückhaltebecken übergelaufen. Es drohte in der Nacht zum Sonntag eine Flutwelle, weil große Mengen Wasser in Richtung Altstadt und einige Teilorte flossen. Doch Stadtverwaltung und Feuerwehr konnten das Wasser kontrolliert abfließen lassen.
Lagebesprechung in Öhringen nach durchregneter Nacht
Am Sonntagmorgen hieß es erst einmal durchatmen und Lagebesprechung in Öhringen: Die Kreisstadt ist erst einmal von den befürchteten Wassermassen verschont geblieben, so die Feuerwehr. Durch den hohen Druck im Regenrückhaltebecken war das Wasser bedrohlich in Richtung Stadt geschossen. Das erste Mal seit 18 Jahren sei das passiert, sagt die Feuerwehr – so lange gibt es das Becken. Ohne dieses, so sagt auch Oberbürgermeister Thilo Michler (parteilos), wäre Öhringen schon in der Nacht Opfer der Fluten geworden. Man sei mit einem "blauen Auge" davongekommen - Michler schätzt das Ereignis auf ein 50-jähriges Hochwasser.
Was ihn ärgert, sind "Hochwassertouristen", auch deswegen bleibe die Gefahrenmeldung. So sei in der Nacht zum Sonntag ein Autofahrer auf einer wegen des Hochwassers gesperrten Straße stecken geblieben - das Fahrzeug sei jetzt ein Totalschaden, so Michler.
Das Wasser war in Öhringen am Samstag aus dem Rückhaltebecken von den Einsatzkräften kontrolliert abgelassen worden. Doch es fließt immer wieder nach. Die Kreisstadt war aber vorerst glimpflich davongekommen, lediglich ein paar Keller und Grundstücke wurden überschwemmt. Zuvor waren Bürgerinnen und Bürger gewarnt worden: Keller sollten gemieden werden, Menschen in ihren Häusern bleiben – in den oberen Stockwerken. Die Warnung besteht weiterhin.
Neckar und Kocher weiterhin bedrohlich hoch
Bilder in sozialen Netzwerken zeigen zudem das Ausmaß der Wassermassen in weiteren Gebieten der Region Heilbronn-Franken: In Lauffen (Kreis Heilbronn) zum Beispiel ist der Neckar bereits am Samstag über die Ufer getreten. Auch entlang des Kochers im Kreis Heilbronn steht das Wasser bedrohlich hoch. Feuerwehr und Landrat stehen im stetigen Austausch. Wiesen und Felder sind bereits überflutet und die Lage könnte sich zuspitzen, so Feuerwehrkommandant Bernd Halter.
In Hardthausen-Gochsen, Neuenstadt, Oedheim und Bad-Friedrichshall (alle Kreis Heilbronn) war die Feuerwehr die Nacht und den Tag über im Einsatz, errichtet Dämme, pumpt Wasser ab und füllt Sandsäcke. Verletzte gibt es aber bisher nicht. In der Stadt Heilbronn sei die Lage "stabil", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Entlang des Neckars sind Straßen gesperrt - vor allem die Neckartalstraße - ebenso im Landkreis Heilbronn. Auch Brücken sind unpassierbar. Umleitungen sind eingerichtet. Die Hochwasser-Gefahr sei aber noch nicht vorbei.
Das war der Liveticker zu den Überflutungen in Baden-Württemberg Hochwasser in BW: ++ Pegelstände sinken ++ Fäkalien fließen auf Spielplatz ++ Frau aus Baum gerettet ++
In den meisten Hochwasser-Gebieten in Baden-Württemberg entspannt sich die Situation mehr und mehr. In vielen Orten laufen die Aufräumarbeiten. Hier alles Wichtige im Rückblick.
Gefahrenmeldungen in Öhringen
Vorbei ist die Gefahr auch in Öhringen noch nicht. Starke Gewitter aus dem Main-Tauber-Kreis bereiten dem Kreisbrandmeister des Hohenlohekreises Torsten Rönisch Sorgen. Am späten Vormittag kam eine Gefahreninformation für die Teilorte Ohrnberg und Möglingen. Auch für Bretzfeld gibt es eine Gefahrenmeldung: Laut Kreisbrandmeister wird der Dimbach in der nächsten Stunde teilweise über die Ufer treten. Potentiell können dann auch mehrere Keller volllaufen. Größere Gefahr für die Bevölkerung besteht aber wohl nicht. Derzeit läuft viel Oberflächenwasser von den Feldern dem Dimbach zu.
Da das Flussufer rund um das Kocherfreibad in Künzelsau (Hohenlohekreis) komplett unter Wasser steht, wird dort sogar die Premiere vom "Theater im Fluss" verlegt. Das teilten die Veranstalter am Sonntag mit. Statt wie geplant am kommenden Mittwoch startet die Spielzeit jetzt am Donnerstag, 13. Juni. Für weitere Aufführungen in der kommenden Woche werden Ersatztermine angeboten.
Unwetterwarnungen für Baden-Württemberg
Inzwischen Entspannung im Kreis Heilbronn
Lediglich für den Kreis Heilbronn sahen die Einsatzkräfte am Sonntagabend eine gewisse Entspannung. Die angekündigten Niederschläge seien vorwiegend im Kreis Ludwigsburg niedergegangen, teilte Kreisbrandmeister Bernd Halter mit. Im Raum Heilbronn seien die Pegelstände stabil oder sinkend, sagte er. Der speziell eingerichtete Führungsstab an der Integrierten Leitstelle sei aufgelöst worden. Die große Katastrophe sei ausgeblieben. Unwetterwarnungen für Heilbronn-Franken bestehen bis Montag 24 Uhr (Stand Sonntag Nachmittag).
In Schwäbisch Hall und Obersontheim (Kreis Schwäbisch Hall) stehen ebenfalls Straßen unter Wasser. Im Haller Optima Sportpark, wo sonst die Footballspielerinnen und -spieler der Unicorns auflaufen, ist kein Rasen mehr zu sehen.