Auf den ersten Blick sieht der Kunstrasenplatz des SSV Steinach-Reichenbach im Rems-Murr-Kreis schon wieder sauber, gut und bespielbar aus - aber nur von Weitem. Bei genauerem Hinschauen ist der aufgerollte Boden an den Ecken zu erkennen, überall liegen noch kleine Steine herum. Bei der SG Schorndorf flattern indes Absperrbänder rund um die Plätze, Gefahrenschilder verbieten das Betreten.
Vor etwa fünf Wochen hinterließ das Hochwasser in vielen baden-württembergischen Städten und Gemeinden Verwüstung und Zerstörung. Nicht nur Privathaushalte und Betriebe waren schwer betroffen, sondern auch Vereine mit ihren Sportanlagen.
Einige Klubs im Rems-Murr-Kreis standen vor einer Katastrophe, deren Ausmaße noch nicht abzusehen waren: Schäden in Millionenhöhe, eingestellter Spielbetrieb und das Bangen um finanzielle Unterstützung.
Überschwemmungen | Sportstätten Fußball- und Tennisplätze zerstört: Schäden in Millionenhöhe
Viele württembergische Sportvereine hat das Hochwasser schwer getroffen. Fußball- und Tennisplätze sind zerstört. Schäden in Millionenhöhe.
SG Schorndorf: Das genaue Ausmaß der Schäden ist noch unklar
Bei der SG Schorndorf ist sich der geschäftsführende Vorstand, Benjamin Wahl, noch immer unsicher über den Ausgang des Hochwasserunglücks. Der Verein stehe weiterhin im Austausch mit den Versicherungen und der Stadt. Glücklicherweise erhielt die SG Schorndorf "ganz kurzfristig und unbürokratisch" 10.000 Euro aus einer Spende vom VfB Stuttgart, von Mercedes-Benz, Jako und Porsche.
So konnten zumindest einige Spielflächen mittlerweile wieder hergerichtet werden. Aber der Großteil bleibt weiterhin gesperrt. Und die Summen, um sie wieder bespielbar zu machen, liegen im sechsstelligen Bereich.
"In der Sportarena gehen wir von einem Schaden von 100.000 Euro aus. Beim Tennis läuft gerade seit mehreren Wochen die Trocknung. Aber ein geschätzter Schaden von 50.000 bis 60.000 Euro kommt da auch dazu. Beim Padel-Tennisplatz habe ich gehofft, dass da nichts passiert ist, allerdings ist der Kunstrasen, der da gelagert wurde, auch kaputt. Da haben wir 3.500 Euro Schaden. So summiert sich das dann auf", erklärt Wahl gegenüber SWR Sport.
Das sind Beträge, die Vereine auch schnell in Existenznot bringen können. Benjamin Wahl aber ist sich sicher, "dass wir das irgendwie schaffen". Auf Unterstützung seien sie aber nach wie vor angewiesen in Schorndorf. Das Geld, das bisher kam, "ist bei den Schäden nur der Tropfen auf den heißen Stein".
Hochwasser beschädigt auch Vereinsheim vom SSV Steinach-Reichenbach
Der SSV Steinach-Reichenbach hat erst in der vergangenen Woche die nächste Hiobsbotschaft bekommen: Neben den Reparaturen der Sportplätze müsse auch das ganze Vereinsheim saniert werden, erzählt Vorstand Michael Seibold. Schlamm sei zwischen die Bodenplatte und den Estrich gekommen. "Das ist das, was uns im Moment am meisten bewegt", ergänzt Seibold.
Nach dem Hochwasser bekam der Verein eine Soforthilfe vom Rems-Murr-Kreis - 10.000 Euro. Allerdings sind nicht alle Plätze vom SSV versichert, weshalb der Verein die Sanierungskosten selbst tragen muss. Eine Tennisplatz-Reparatur koste Seibold zufolge zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Der Kunstrasenplatz koste 35.000 bis 40.000 Euro und der Rasenplatz müsse wahrscheinlich neu aufgebaut werden. Seibold rechnet mit 70.000 Euro. Und jetzt kommen auch noch die Schäden des Vereinsheims dazu.
Er bleibt aber zuversichtlich, dass der Verein die finanzielle Herausforderung stemmen kann. Der Verein bekäme noch private Spenden und Zuschüsse vom Württembergischen Landessportbund und von einer ins Leben gerufenen Spendenaktion.
Hochwasser-Folgen: Vereine kämpfen mit fehlendem Spielbetrieb
Die sportlichen Vorbereitungen auf die anstehende Saison laufen bei beiden Vereinen eingeschränkt oder sind, wenn es denn geht, auf Plätze in anderen Orten ausgelagert. Der SSV Steinach-Reichenbach trainiert beim Nachbarn KTSV Hößlinswart. Benjamin Wahl von der SG Schorndorf glaubt nicht an eine schnelle Aufnahme des Spielbetriebs: "Ich glaube nicht, dass wir diese Saison hier Fußball spielen werden auf den Kunstrasenplätzen."
Auch in Steinach mussten alle kommenden Veranstaltungen auf 2025 verschoben werden und auch die Sportlerinnen und Sportler trainieren zum größten Teil noch bei anderen Vereinen. Zwar greifen sich die Orte gegenseitig unter die Arme, aber Michael Seibold sieht noch ein anderes Problem: Bei einigen Eltern sinke zunehmend die Bereitschaft, die Kinder immer weiter weg zu fahren. Da werde sich dann auch gefragt, ob die Kinder nicht einfach bei dem anderen Verein bleiben können.
Sowohl in Schorndorf als auch in Steinach merken die Verantwortlichen, dass der laufende Spielbetrieb unersetzlich für die Vereine ist. Den Vorständen ist anzumerken, dass ihnen die Unsicherheit über die kommenden Monate zu schaffen macht und sie sich nichts sehnlicher wünschen als wieder zur Normalität zurückkehren zu können.
Wie zukünftig mit den immer häufiger auftretenden Wetterextremen umgegangen werden soll, ist noch unklar. In Steinach und den umliegenden Gemeinden soll es Bestrebungen der Kommunen geben, ein Hochwasser-Schutzprojekt aufzubauen. Erst einmal müssen aber noch die letzten Steine weggeräumt und die großen Sanierungen in Angriff genommen werden.