Hochwasser am Montag in Tauberbischofsheim

Schaden in Freizeitanlage in Obereisesheim immens

Dauerregen-Wochenende: So ist die Hochwasser-Lage an Neckar, Kocher und Tauber

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Ulrike Schirmer
Ulrike Schirmer

Während die einen nach dem Hochwasser-Wochenende schon mit den Aufräumarbeiten beginnen, kämpfen andere noch mit den Wassermassen - an der Tauber, am Neckar, am Kocher...

Auch am Montag sind die Folgen des Regens in Dauerschleife in Heilbronn-Franken noch deutlich zu spüren. Große Wassermassen überfluteten öffentliche Plätze und Keller, Flüsse traten über die Ufer, Feuerwehrkräfte waren im Dauereinsatz. Im Main-Tauber-Kreis musste die Feuerwehr zwei Fußgänger aus einer überfluteten Unterführung retten. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Neckarsulmer Stadtteil Obereisesheim (Kreis Heilbronn).

Obereisesheim: Großer Schaden an Tennis- und Freizeitanlage

Nach dem Dauerregen steht das Wasser in der Tennis- und Freizeitanlage "Happy Match" in Neckarsulm-Obereisesheim bis zur Hüfte. Der Betreiber Sebastian Häberlen steht gefasst am Rand und beobachtet den Pegel. Die Renovierung werde einige Wochen dauern. Zusammen mit der Feuerwehr habe er mit einem Boot gerettet, was zu retten war. Darunter auch Lebensmittel, die Häberlen anschließend gespendet hat, wie er sagte. Der Schaden sei immens.

Feuerwehrkommandant Wolgang Rauh sagt, die Pegelstände seien einfach zu hoch gewesen. Um das Ernst-Freyer-Freibad noch zu schützen, seien derzeit vier Feuerwehrleute im Einsatz, um ansteigendes Grundwasser abzupumpen. Auch die Neckartalstraße bei Obereisesheim ist derzeit noch überflutet und gesperrt. Sie ist eine wichtige Verbindung zwischen Heilbronn und Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn).

Main-Tauber-Kreis: Fußgänger aus überfluteter Unterführung gerettet

Land unter auch in Lauda-Königshofen (Main-Tauber-Kreis). Dort steht das Wasser am Montag noch fast kniehoch auf der Sportanlage des FV Lauda. Die Tauber war am Sonntag über die Ufer getreten und flutete die Straßen - und auch eine Unterführung. Aus dieser mussten in der Nacht zwei Fußgänger mit einem Schlauchboot gerettet werden.

Das Wasser stand den beiden schon bis zum Bauch, als die Rettungskräfte eintrafen, erzählte Kreisbrandmeister Andreas Geyer dem SWR. Er war selbst beim Einsatz nach Mitternacht dabei. Geyer rät dringend, Hochwasserbereiche zu meiden und Sperrungen zu beachten.

Insgesamt aber hat sich die Lage im Main-Tauber-Kreis weitestgehend entspannt, sagte er. Mittlerweile gehe das Wasser langsam zurück. Straßenmeistereien holten unterdessen Baumstämme, Äste und vieles mehr aus der Tauber.

Hochwasser am Montagmorgen in Lauda
Straßenmeistereien sorgen für Ordnung: Jede Menge Äste werden aus der Tauber gefischt.

Nach Starkregen in Boxberg: Aufräumarbeiten kommen voran

Nach dem Starkregen rund um Boxberg (Main-Tauber-Kreis) am Sonntagnachmittag laufen jetzt die Aufräumarbeiten. Die Feuerwehr war an insgesamt 34 Stellen im Einsatz. Besonders betroffen war der Stadtteil Uiffingen: Die Dorfmitte, mehrere Keller und auch der Kindergarten standen unter Wasser. Laut Stadtkommandant Harry Schroth haben viele mit angepackt, im Kindergarten haben Eltern und Kinder bis in den Abend hinein geputzt.

Die Umpfer schwoll in kürzester Zeit extrem an, auch in den Stadtteilen Angeltürn und Schweigern mussten Keller ausgepumpt werden. In Unterschüpf baute die Feuerwehr eine Sandsacksperre auf, damit die braune Brühe nicht in den Ort laufen konnte.

Mehr als 50-jähriges Hochwasser im Hohenlohekreis

Auch Jagst und Kocher waren ebenfalls stark angeschwollen. Dort gehen die Pegel aktuell aber zurück, heißt es. In Bretzfeld (Hohenlohekreis) habe man Glück gehabt, sagte Bürgermeister Martin Piott (parteilos) dem SWR. Der Dimbach sei nicht über die Ufer gelaufen. "Drei Zentimeter haben gefehlt", freut sich Piott.

Stark betroffen sei hingegen der Ortsteil Weißlensburg. Es seien so viele Keller und Grundstücke geflutet worden wie noch nie. "Das ist mehr als ein 50-jähriges Hochwasser", so der Bürgermeister weiter. Die Rückhaltebecken seien zwar kräftig gefüllt, hätten aber gehalten.

Ein neugieriger Mann hat am Sonntagvormittag in Dörzbach einen Einsatz von Feuerwehr und Polizei ausgelöst. Der 54-Jährige war mit seinem Wagen auf einen überschwemmten Sportplatz an der Jagst gefahren, doch schon nach wenigen Metern stand sein Auto bis zu den Seitenscheiben unter Wasser. Weil er nicht mehr rauskam, musste er die Rettungskräfte rufen, jetzt muss er mit den Einsatzkosten rechnen.

Am Montagvormittag gab es offiziell Entwarnung, was die Öhringer Teilorte Ohrnberg und Möglingen angeht. Am Sonntagvormittag war eine Warnung wegen erheblichen Überflutungen durch das Hochwasser des Kochers herausgegeben worden.

Am Montagnachmittag war Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) in Niedernhall (Hohenlohekreis). Dort hat sie sich über die Erfahrungen mit aktuellen Hochwasserschutzkonzepten informiert.

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Das war der Liveticker zu den Überflutungen in Baden-Württemberg Hochwasser in BW: ++ Pegelstände sinken ++ Fäkalien fließen auf Spielplatz ++ Frau aus Baum gerettet ++

In den meisten Hochwasser-Gebieten in Baden-Württemberg entspannt sich die Situation mehr und mehr. In vielen Orten laufen die Aufräumarbeiten. Hier alles Wichtige im Rückblick.

Gundelsheim: Trinkwasserversorgung musste wiederhergestellt werden

Auch im Landkreis Heilbronn geht der Hochwassereinsatz von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk unterdessen weiter. Nicht nur in Neckarsulm-Obereisesheim, auch bei Bad Wimpfen und Lauffen trat der Neckar kräftig über die Ufer. In Lauffen ist die Ortsdurchfahrt auch weiterhin nicht passierbar.

Ruderverein in Bad Wimpfen
Der Ruderverein in Bad Wimpfen steht unter Wasser.

Derzeit stagnierten in Gundelsheim die Pegel, sagte Tobias Gärtner, Kommandant der Feuerwehr, dem SWR. Über Nacht war dort die B27 aus Sicherheitsgründen gesperrt worden, die Sperrung sei inzwischen aufgehoben, so Gärtner.

Die größte Aufgabe sei es gewesen, die Trinkwasserversorgung wiederherzustellen. Denn Pumpstationen waren vom Hochwasser betroffen, diese mussten leergepumpt werden, sagte der Gundelsheimer Kommandant. Da wenige Privathäuser vom Hochwasser betroffen waren, sei Gundelsheim mit einem "blauen Auge" davongekommen. Der Neckarpegel soll laut Gärtner am Nachmittag absinken. 

Audi blieb vom Hochwasser verschont - Neckarcup mit Widrigkeiten

Nicht weit entfernt ist das Neckarsulmer Werk des Autobauers Audi. Dort ist man erleichtert. Man sei auf dem Werksgelände vom Hochwasser verschont geblieben, sagte ein Sprecher dem SWR. Am Stammwerk in Ingolstadt (Bayern) allerdings wurden zwei Produktionsschichten am Montag vorsorglich gestrichen.

Das Wetter hatte auch Auswirkungen auf das große Tennisturnier in Heilbronn, den Neckarcup. Immer wieder kam es aufgrund des Regens zu Unterbrechungen. Nicht alle geplanten Partien konnten gespielt werden, heißt es am Montagmorgen auf der Internetseite des Neckarcups.

Dennoch - alles in allem hatte laut Feuerwehr der Stadtkreis Heilbronn aber Glück gehabt und blieb von größeren Wassermengen verschont.

Lage im Kreis Schwäbisch Hall entspannt sich

Im Kreis Schwäbisch Hall entspannt sich die Lage weiter. Am Sonntag sind aufgrund der Starkregengewitterfronten auf die ohnehin angespannte Hochwassersituation noch einmal große Wassermassen dazu gekommen, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Stark betroffen war demnach erneut das Bühlertal. "Uns liegen derzeit glücklicherweise keine Meldungen über Personenschäden vor", heißt es. Dennoch mussten die Einsatzkräfte im Kreis Schwäbisch Hall über 200 Mal ausrücken - zu einigen Hangrutschen, umgestürzten Bäumen sowie erheblichen Überschwemmungen.

Hangrutsch in Gnadental
In Michelfeld-Gnadental (Kreis Schwäbisch Hall) ist es zu einem Hangrutsch gekommen.

Zugreise nach Süddeutschland? Keine gute Idee, sagt die Bahn

Unterdessen rät die Bahn von Reisen nach Süddeutschland ab. Angesichts des Hochwassers komme es zu vielen Einschränkungen zwischen München und Würzburg sowie Nürnberg, heißt es - auch in der Region Heilbronn-Franken. So kommt es laut Bahn auf der Strecke Karlsruhe über Stuttgart und Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) nach Nürnberg zu Zugausfällen. Besonders betroffen seien allerdings der Rems-Murr-Kreis und der Ostalbkreis.

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