So lief die bisherige Saison
Die Fans des VfB Stuttgart reiben sich die Augen - und der Rest der Bundesliga auch. Der VfB Stuttgart, also die Mannschaft, die in den vergangenen zwei Spielzeiten beinahe abgestiegen wäre, spielt in dieser Saison beeindruckenden Fußball. Das Ergebnis: Platz drei, 34 Punkte, Viertelfinale im DFB-Pokal - und eine große Euphorie im Schwabenland.
Das war gut
Trainer Sebastian Hoeneß hat eine Mannschaft geformt, die offensiv spielt, ballsicher ist, aggressiv presst, leidenschaftlich verteidigt, widerstandsfähig auftritt - und die vor allem als richtiges Team agiert. Der VfB hat selbst Mannschaften wie Borussia Dortmund dominiert, die eigentlich mindestens eine Etage höher anzusiedeln sind. Kurzum: Der VfB Stuttgart hat fußballerische Werte entwickelt, mit denen sich die Fans identifizieren können. Es macht ihnen wieder Spaß, ins Stadion zu gehen. Das ist noch mehr wert als der dritte Platz.
Das war schlecht
Meckern auf hohem Niveau, aber die Stuttgarter haben zu viele Chancen vergeben. Beispielsweise beim 1:1 gegen Leverkusen hätten Serhou Guirassy und Co. mehr als ein Tor erzielen können, vielleicht sogar müssen. Außerdem sollte der VfB an seiner Torgefahr nach Standards arbeiten. Nur drei von sechs Elfmetern haben die Schwaben verwandelt - und nur einmal nach einer Ecke getroffen.
Was viele Fans aber vor allem ärgert an dieser Hinserie: das maßlos teure Sondertrikot (189,30 Euro), die Zustimmung zu einem DFL-Investor, der Trikotsponsor Winamax, der aus ihrer Sicht nicht zu den Werten des Vereins passt, die sich hinziehende Suche nach einem Sportvorstand und die Geldmacherei mit digitalen Sammelkarten. Stuttgarts vereinspolitische Entscheidungen und das Marketing können nicht mithalten mit dem sportlichen Aufschwung.
So schlugen sich die Neuen
Alexander Nübel ist (mit wenigen Ausnahmen) der sichere Rückhalt, der der Mannschaft gefehlt hat. Maximilian Mittelstädt ist aktuell der beste deutsche Linksverteidiger und hat den Ausfall von Hiroki Ito fast vergessen gemacht. Angelo Stiller ist das Metronom im Spiel des VfB. Seine Ruhe am Ball und seine Fähigkeit, unter Druck gute Lösungen zu finden, helfen dem Team enorm. Deniz Undav ist in einer bestechenden Form. Ihm ist zuzutrauen, Serhou Guirassy zu Beginn des neuen Jahres zumindest einigermaßen zu ersetzen. Woo-yeong Jeong und Jamie Leweling haben in Ansätzen gezeigt, dass sie der Mannschaft weiterhelfen können. Anthony Rouault war da, als er gebraucht wurde. Leonidas Stergiou ist bisher aufgrund seiner wenigen Spielzeit kaum zu bewerten.
Ausblick
Wenn die Mannschaft stabil bleibt, sich weiterhin von (kleineren) Rückschlägen nicht verunsichern lässt, dann wird der VfB in der kommenden Saison international spielen. Ob es bis in die Champions League reicht, hängt davon ab, wie gut Hoeneß und seine Mannschaft die Ausfälle zu Beginn des neuen Jahres durch die Asienmeisterschaft und den Afrika-Cup kompensieren kann - und ob sie ihre starke Form halten können.