Spätestens seit Benjamin Blümchen wissen wir, dass Elefanten gerne mal trompeten. Elefanten nutzen jedoch auch andere Formen der Kommunikation. Welche das genau sind, haben Forschende jetzt untersucht. Sie haben herausgefunden, dass es sogar eine Rolle spielt, ob das Gegenüber gerade hinschaut.
Eine der Autorinnen der neu erschienenen Studie ist Dr. Angela Stöger, Zoologin und Verhaltensforscherin an der Uni Wien und Fachfrau für Elefanten. Christine Langer, Moderatorin bei SWR Kultur Impuls, hat mit ihr über die Kommunikation der Elefanten gesprochen.
Was haben Tiere zu sagen? Angelika Stöger erforscht Tierkommunikation
Elefanten sprechen sich mit "Namen" an
Elefanten haben als soziale Tiere viele unterschiedliche Begrüßungsrituale
SWR Kultur Impuls: Machen Elefanten überhaupt "Töröööö" zur Begrüßung?
Angela Stöger: Ja, Elefanten produzieren verschiedene Laute. Einerseits ist es eine Art von Rumpeln, sehr tief frequente Laute, die aber, wenn sie aufgeregt sind, auch ein bisschen höher sind und wenn sie sich wirklich freuen.
SWR Kultur Impuls: Ist dieses Rumpeln dann so eine Art von Brummton?
Angela Stöger: Genau, das ist ein sehr tieffrequentes Geräusch. Das klingt vielleicht ein bisschen wie ein entfernter Donner, also wie ein sehr tieffrequentes Grummeln. Das ist so der Hauptlaut während der Begrüßung. Je nach emotionaler Aufregung wird dann auch trompetet. Das muss aber nicht sein.
Soziale Bindungen wichtig für das Zusammenleben afrikanischer Elefanten
SWR Kultur Impuls: Was haben Sie jetzt aktuell genau beobachtet? Wie ändern Elefanten ihre Begrüßung, wenn sich die Tiere kennen?
Angela Stöger: Einerseits macht es einen Unterschied, wie lang die Tiere voneinander getrennt waren und eben, wie gut sie befreundet sind. Elefanten sind wirklich hochsoziale Tiere. Und man sieht das schon nach einer Trennung von zehn Minuten Pause von zwei Tieren, dass es zum Teil zu sehr intensiven Begrüßungssituationen kommt.
Und es macht natürlich einen Unterschied, ob das zwei Weibchen sind oder ob sich ein Weibchen und ein Männchen begrüßen oder vielleicht sogar zwei Männchen. Das macht wirklich einen Unterschied. Und eben die soziale Bindung, man kann es auch Freundschaft nennen, spielt natürlich eine Rolle. Das ist ähnlich wie bei uns Menschen.
SWR Kultur Impuls: Begrüßen sich eigentlich auch fremde Tiere, wenn die sich sehen? Was machen die da?
Angela Stöger: Fremde Tiere begrüßen sich eher nicht, die sind sehr vorsichtig gegenüber anderen. Aber in einer Elefantenpopulation ist man sich selten fremd. Also die Tiere haben ein sehr großes soziales Netzwerk und kennen sich untereinander. Manchmal, wenn man bei einem Wasserloch ist, dann erkennt man aber schon, wo sind wirklich die Familien, die mehr miteinander verwandt sind.
Manchmal beäugen sie sich sehr kritisch und es findet so gut wie keine Begrüßung statt. Oder es sind eben nur sehr kleine Signale, wo man sich auskennen muss, um das zu erkennen, dass das auch eine Art der Begrüßung ist, also ähnlich wie bei uns auch.
Kommunikation von Elefanten ermöglicht Rückschlüsse über deren Rangordnung innerhalb eine Herde
SWR Kultur Impuls: Kann man aus der Begrüßung auch die Hierarchie in der Herde herauslesen?
Angela Stöger: Subdominante Tiere, die in der Rangordnung etwas tiefer sind, begrüßen sich natürlich vorsichtiger. Die geben dann auch eher gleich das Hinterteil, stellen dieses praktisch zur Schau. Falls das Gegenüber vielleicht doch mal mit den Stoßzähnen reinpiekst, ist das einfach die unsensibelstle Region.
Und da wird einfach ein bisschen mehr Respekt gezollt. Also: Es kann dann schon sein, dass die dominanten Tiere den Subdominanteren mehr ins Maul greifen oder ein bisschen mehr die Genitalien abriechen. Da sind die rangniederen Tiere etwas vorsichtiger.
Auch Urinieren und Koten zählt bei Elefanten zum Repertoire der Kommunikation
SWR Kultur Impuls: Es gibt dieses Grummeln zur Begrüßung und auch mal das Trompeten, wenn man sich sehr freut,. Was gehört noch dazu?
Angela Stöger: Eine Begrüßung unter Elefanten ist wirklich multimodal. Es gibt einerseits die Laute, andererseits eben sehr viele Gestiken. Da war schon mal die Herausforderung, wirklich festzustellen: was ist eine Gestik bei den Elefanten?
Bei uns Menschen ist es relativ klar. Bei unseren nächsten Verwandten, Schimpansen zum Beispiel, wird auch sehr viel über das Gesicht gestikuliert, aber das ist bei Elefanten einfach der ganze Körper, die Ohrenhaltung, die Rüsselhaltung, selbst die Schwanzhaltung. Also Gestiken sind wichtig und dann natürlich auch Gerüche.
Elefanten haben die beste Nase im Tierreich, und Gerüche spielen da eine ganz wichtige Rolle. Elefanten haben Drüsen, so Temporaldrüsen, da wird viel Sekret abgegeben. Die sind leicht vor den Ohren, an der Schläfenregion.
Aber sie urinieren auch und koten ab, während den Begrüßungen. Das kann einerseits mit der Erregung zu tun haben. Aber da Elefanten viel an den Genitalien riechen, gibt das sicherlich auch viel Information mit über den Gesundheitszustand zum Beispiel oder den Reproduktionszustand.
SWR Kultur Impuls: Ist bei Elefanten tatsächlich irgendwie der ganze Körper bei der Begrüßung beteiligt? In Tierdokus sieht man mitunter eine spezielle Ohrenbewegung. Kann dieses "mit den Ohren schlackern" auch mit einer Begrüßung einhergehen?
Angela Stöger: Genau. Ja, es ist ein Unterschied, wenn sie drohen, spreizen sie die Ohren einfach ab, da wird nichts bewegt währenddessen. Und wenn sie sich begrüßen, sind es meistens Ohrenbewegungen, also so Auf- und Zubewegungen. Dann wird meistens auch noch gewandelt dazu, das ist eine Kombination von einer Gestik und einem Laut.
Manchmal kann das auch akustisch sein, dass sie wirklich Geräusche machen mit den Ohrenbewegungen. Das ist eher dann der Fall, wenn das Gegenüber nicht wirklich hinschaut, wenn man die Aufmerksamkeit kriegen muss, dann berühren sie sich auch eher.
Also sie können wirklich unterscheiden, ob sie die Aufmerksamkeit des Gegenübers haben. Dann werden mehr einfache visuelle Gestiken verwendet. Wenn der andere sich gerade wegdreht und nicht mehr schaut, in dem Moment werden dann Laute oder eben Gestiken produziert, die gleichzeitig Laute machen. Das wird immer situationsbedingt angepasst.
Auch bei Elefanten gib es regionale Dialekte
SWR Kultur Impuls: Was kommunizieren Elefanten vielleicht über die Begrüßung hinausgehend mit ihren verschiedenen Diffunikationsmitteln noch? Man hat jetzt bei Pottwalen herausgefunden, dass sie sich differenzierter unterhalten können, als man bisher dachte, ist das bei Elefanten auch so?
Angela Stöger: Ganz bestimmt. Ich glaube auch, dass es noch viel differenzierter ist, als wir es schon wissen. Natürlich wird die Individualität mitgeteilt, der Erregungszustand, der reproduktive Zustand. So gut wie alles. Auch: Wird Hilfe benötigt? Von wo kommt man?
Es gibt regionale Dialekte, wo sich die Tiere auch auseinanderhalten können und auch familienspezifische Signale. Es scheint so, dass es wie bei den Delfinen ist. Dass vielleicht auch Namen kommuniziert werden. Dass Elefanten auch eine gewisse Signatur haben, akustisch und chemisch natürlich auch. Ja, im Prinzip spricht man über alles.
SWR Kultur Impuls: Elefanten können ja sogar menschliche Sprache imitieren, zum Beispiel koreanisch. Was können Elefanten denn da sagen und wie muss man sich das vorstellen?
Angela Stöger: Das war ein spezieller Elefant, der sehr lange als einziges Tier in einem Zoo in Korea gelebt hat. Und der hat spontan begonnen, ein paar Kommandos, die er von den Pflegern häufig gehört hat, wie "Nein", "Hallo", "Leg dich hin", akustisch zu imitieren.
Es war aber jetzt nicht so, dass das wirklich von Bedeutung war. Also er hat jetzt nicht erwartet, dass man sich hinlegt, sondern er hat das einfach nur imitiert. Vielleicht hat ihm schon beim Lernen geholfen, dass er einen gewissen Kontext dazu hatte, wie ein Hund, der weiß, wenn ich mich hinsetze, sitz ich.
Das hat er natürlich auch dann gemacht, aber er hat die Bedeutung nicht verstanden und hat das auch nicht bedeutungsvoll kombiniert. Das war dann wahrscheinlich eher, um einfach mit seinem Pfleger in Verbindung zu treten