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Belastung mit Arsen: Universitäten sperren und prüfen tausende Bücher

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Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
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Martina Janning

Mehrere Universitäten haben Teile ihres Bücherbestandes aus dem 19. Jahrhundert gesperrt. Die Bücher mit grünem Einband oder Buchschnitt werden auf das giftige Arsen geprüft.

Immer mehr Universitäten und Universitätsbibliotheken sperren einen Teil ihres Bücherbestandes aus dem 19. Jahrhundert. So zum Beispiel die Unis in Bielefeld, Siegen, Düsseldorf, aber auch in Kaiserslautern und Saarbrücken. Der Grund: Der Bücherbestand wird auf eine mögliche Arsenbelastung geprüft.

Deshalb seien bestimmte Bücher vorerst vorsorglich nicht mehr ausleihbar, berichten die Uni. Es geht um Bücher aus dem 19. Jahrhundert - und speziell um solche mit einem grünen Einband oder grünem Buchschnitt. Denn gerade das Grün kann giftiges Arsen enthalten.

Im 19. Jahrhundert sollte Arsen Bücher vor Parasiten schützen

Gesucht wird nach alten Büchern mit auffällig grünen Einbänden oder Buchschnitten. Das damals zur Herstellung von Büchern genutzte "Schweinfurter Grün" ist verdächtig Arsen zu enthalten. Die toxische Substanz wurde vor allem im 19. Jahrhundert als Schutz vor Parasiten aufgetragen.

Deshalb werden in zahlreichen Universitäten nun grüne Bücher aus dem 19. Jahrhundert zunächst für die Öffentlichkeit gesperrt und dann nach und nach überprüft. Als verdächtig gelten Bücher mit grünen Einbänden, Buchschnitten, Titelschildern, Spiegeln oder Vorsatzblättern Erscheinungszeitraum 1800 bis 1900. Ledereinbände sind nicht betroffen. Es wird damit gerechnet, dass in den Bibliotheken maximal zehn Prozent der Bücher aus dem 19. Jahrhundert mit arsenhaltiger Farbe belastet sind.

Bücher mit grünem Einband oder Buchschnitt aus dem 19. Jahrhundert können mit Arsen belastet sein. Das Arsen wurde als Schutz gegen Schädlinge benutzt. Wegen der Belastung haben zahlreiche Bibliotheken diese Bücher gesperrt. (Symbolbild)
Bücher mit grünem Einband oder Buchschnitt aus dem 19. Jahrhundert können mit Arsen belastet sein. Das Arsen wurde als Schutz gegen Schädlinge benutzt.

Arsen in Büchern: Gefahr beim Umblättern

Erst seit Kurzem lägen dazu wissenschaftliche Erkenntnisse vor, berichtet die Universität Bielefeld. Gefährlich könnte es werden, wenn man beim Umblättern die Finger befeuchtet oder wenn arsenbelasteter Staub eingeatmet wird oder in die Augen gerät. Denn Arsen ist giftig und krebserregend. Doch solange die Bücher im Regal stehen, gelten sie als unbedenklich.

Ein Großteil dieser alten Bücher steht in nicht-öffentlichen Bereichen oder müssen extra zur Ansicht geordert werden. Manche Bibliotheken machen Vorschriften zur Nutzung: Hier darf man diese belasteten Bücher nur in einem gut gelüfteten Raum ansehen, soll sich dabei mit Baumwollhandschuhen und einer FFP-2-Maske schützen und auf gar keinen Fall die Finger anlecken, um Seiten eines grünschnittigen Buches umzublättern.

Mit Arsen belastete Bücher sind kein neues Thema

Dabei sei das Problem der Arsenbelastung seit Längerem bekannt, sagt der Deutsche Bibliotheksverband. So ist in einem Modellprojekt an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn schon 2020/2021 untersucht worden, wie mit Arsen belastete Bände erkannt und wieder nutzbar gemacht werden können.

Dabei wurden die grünen Einbände durch Röntgenfluoreszenzanalyse auf Arsen-Pigmente untersucht. Das ist derzeit die einzige Möglichkeit, Arsen an den Büchern zerstörungsfrei zu identifizieren. Denn rein optisch und visuell lässt sich nicht feststellen, ob grüne Einbände nun Arsen enthalten oder nicht.

In Bonn wurden die arsenhaltigen Bände markiert und in extra Schutzverpackungen archiviert. Aber für den Umgang mit arsenhaltigen Büchern gibt es bisher noch keine allgemeinen Handlungsempfehlungen.

Viele Universitätsbibliotheken lassen Bücher aus dem 19. Jahrhundert nun auf Belastungen mit Arsen überprüfen. Das geht zum Beispiel mit einer Röntgenfluoreszenzanalyse. (Lesesaal der Universitätsbibliothek in Wien)
Viele Universitätsbibliotheken lassen Bücher aus dem 19. Jahrhundert nun auf Belastungen mit Arsen überprüfen. Das geht zum Beispiel mit einer Röntgenfluoreszenzanalyse.

Arsen wurde trotz seiner Giftigkeit lange verwendet

Dass Arsen giftig ist, ist seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Arsensalze waren dennoch lange Zeit frei verfügbar - als Rattengift, als Pestizid und als Medizin.

Eine akute Arsenvergiftung führt zu Krämpfen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen, inneren Blutungen und kann tödlich enden.

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