Geht von alten Schmökern eine Gefahr für Leserinnen und Leser aus? Im 19. Jahrhundert wurden bei der Herstellung von Büchern arsenhaltige grüne Farbstoffe benutzt, zum Beispiel für Einbände. Heute weiß man: Das Halbmetall Arsen ist krebserregend.
Sicherheitshalber können deshalb an der Universitätsbibliothek Kaiserslautern gerade keine Bücher aus dieser Zeit ausgeliehen werden. Laut eines Sprechers ist die Uni dabei, die 4.000 Werke zu untersuchen. Noch sei allerdings nicht klar, wie viele davon einen grünen Einband haben oder anderweitig mit schädlicher Farbe versehen sind. Vermutlich handele es sich nur um einen kleinen Teil der Bücher.
Aktuell würden weitere Maßnahmen mit dem Sicherheitsbeauftragten der Universität besprochen. Wann die Bücher wieder in die Regale zurückkehren, ist unklar.
Vorsichtsmaßnahmen an der Universitätsbibliothek Mainz
An der Mainzer Universitätsbibliothek ist das Problem bereits bekannt. Laut einer Sprecherin gibt es dort Bücher, die mit arsenhaltigen Pigmenten bearbeitet worden sind. Die Universität sortiere die Bücher aus dem 19. Jahrhundert allerdings nicht aus, da die Belastung so gering sei, dass keine große Gefahr davon ausgehe. Als Vorsichtsmaßnahme habe die Bibliothek aber Handschuhe ausgelegt.
Universitäten in Koblenz und Trier prüfen Bücher auf Arsen
An der Universität Koblenz gibt es nach eigenen Angaben nur einen sehr kleinen historischen Altbestand an Büchern. Dieser wird derzeit kontrolliert und ist deshalb nicht öffentlich zugänglich. Auch die Universität Trier untersucht, ob und in welchem Umfang Bände im Bestand der Bibliothek mit Arsen belastet sein könnten.
Toxikologin: Gefahr eher gering
Doch wie gefährlich sind die Bücher wirklich? Arsen wird vor allem über die Nahrung und die Atemluft aufgenommen, sagt Andrea Hartwig, Toxikologin am Karlsruher Institut für Technologie. Eine Aufnahme über die Haut sei zwar theoretisch möglich, wer aber sorgsam mit alten Büchern umgehe, sei nur einem geringen Risiko ausgesetzt. Handschuhe beim Lesen zu tragen würde beispielsweise schützen.
Ob der Arsengehalt in der Luft oder im Staub erhöht ist, könnten Bibliotheken außerdem durch spezielle Messungen untersuchen, so Hartwig. Allerdings wären wohl selbst nachweisbare Spuren von Arsen für Besucher und Besucherinnen nicht gefährlich, da sie dem Stoff zu selten und zu kurz ausgesetzt seien.
Universität Bielefeld sperrt 60.000 Werke
Zuerst hatte die Universität Bielefeld auf das Problem der Arsenbelastung reagiert. Sie ließ zur Sicherheit 60.000 Bücher und Zeitschriften aus dem 19. Jahrhundert für die Ausleihe sperren. Andere deutsche Unis zogen nach.