Sehr alte Bücher muss man vorsichtig behandeln. Sie brauchen zum Beispiel einen trockenen Standort und müssen teilweise in Regalen gerade aufgestellt werden. Dazu kommt, dass alte Bücher das giftige und krebserregende Halbmetall Arsen enthalten könnten. Bei Büchern aus dem 19. Jahrhundert findet sich Arsen häufig in grünen Farbstoffen, die zum Beispiel für den Einband verwendet wurden.
Tausende Bücher in deutschen Bibliotheken könnten betroffen sein. Erstmals war das Problem an der Universität Bielefeld aufgetaucht. Dort wurden zur Sicherheit 60.000 Bücher und Zeitschriften aus dem 19. Jahrhundert für die Ausleihe gesperrt. Auch die Universität in Kaiserslautern hat reagiert. Fast 4.000 Bücher aus der Bibliothek konnten erst mal nicht mehr ausgeliehen werden.
"Wir fanden es auch wichtig zu schauen, gibt es da neue Erkenntnisse, muss man Verfahren ändern", sagt Andreas Rosteck, Leiter der Uni-Bibliothekten der Unis in Kaiserslautern und Landau. Es sei der Uni wichtig gewesen, potenzielle Gefahren wahrzunehmen und zu schauen, ob und welche Maßnahmen man ergreifen muss.
Uni Kaiserslautern ist entspannt und trotzdem vorsichtig
Jetzt gibt die Uni quasi Entwarnung: An die meisten Bücher aus dem 19. Jahrhundert kommen die Gäste der Bibliothek in Kaiserslautern gar nicht ran. Sie stehen in einem Archiv im Keller. Im zugänglichen Bereich der Bib sind es nur 70 Bücher, die mit Arsen belastet sein könnten. Carina Heisel von der Uni-Bibliothek geht aber davon aus, dass nur ein ganz kleiner Teil davon wirklich gefährlich ist. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dieses eine Buch zu finden und dann unsachgemäß zu behandeln", betont Heisel. Trotzdem sei man vorsichtig mit den betroffenen Büchern, aber doch erst einmal entspannt.
Sehr alte Bücher werden in Kaiserslautern nur selten ausgeliehen
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Student ein Buch von vor 1900 ausleihe, sei sehr gering, erklärt Bibliotheks-Leiter Rosteck. "Wir sind eine technische Universität und die Studierenden sind deutlich mehr an aktueller Literatur interessiert, die idealerweise dann auch noch elektronisch vorliegen sollte." Auch viele alte Werke aus dem 19. Jahrhundert seien inzwischen digitalisiert worden.
In den vergangenen 15 bis 20 Jahren habe es für Bücher von vor 1900 nur 200 Ausleihen gegeben. Und Rosteck weiter: "Wobei da auch zu bedenken ist, dass ein Großteil der Ausleihen an andere Bibliotheken geht." Das sei Altbestand, der nicht so häufig vorhanden sei.
Arsen in alten Büchern: Sicherheit geht an Uni Kaiserslautern vor
Trotzdem nehme man das alles sehr Ernst: Alle Bücher, die in der Uni-Bib in Kaiserslautern mit Arsen belastet sein könnten, wandern jetzt ins Archiv in den Keller. Damit wolle die Bibliothek verhindern, dass jemand versehentlich ein solches Buch aus dem Regal greift.
Außerdem gibt es bereits Regeln für Bücher, die mehr als 100 Jahre alt sind. Wer eins ausleihen möchte, muss sich an Sicherheitsvorgaben halten, erklärt Carina Heisel sagt. Konkret bedeute das: "Handschuhe tragen, nicht in Körperkontakt mit dem Buch kommen in irgendeiner Form. Auch nicht mit Finger ablecken oder sich mit den Handschuhen, die man trägt, ins Gesicht fassen." Wer sich daran halte, dem drohe auch keine Gefahr, so Heisel.
Auch Bücher in Zweibrücken und Pirmasens werden auf Arsen geprüft
Nicht nur die Uni-Bibliothek in Kaiserslautern besitzt Bücher aus dem 19. Jahrhundert, sondern auch viele andere Bibliotheken in der Westpfalz. So prüft zum Beispiel die Hochschule Kaiserslautern nach eigenen Angaben ihre Bücher auf das giftige Halbmetall. Auch an den Standorten in Zweibrücken und Pirmasens. Die Pfalzbibliothek in Kaiserslautern hat ebenfalls damit begonnen, Bücher, die mit Arsen belastet sein könnten, ausfindig zu machen.