Es ist das alte Thema: Laborbedingungen und die Realität. In der Studie wurde das Virus in einer kontrollierten Lösung auf die Oberflächen aufgebracht und dann in einem dunklen Raum bei konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufbewahrt – das sind die Laborbedinungen.
Im Gegensatz zur Realität fehlen dabei mindestens zwei wichtige Faktoren, die für die Lebensdauer der Viren entscheidend sind: UV-Licht und Immunzellen, die in den Sekreten mit denen Menschen Viren ausscheiden vorhanden sind. Diesen beiden Faktoren sind Viren in der Realität meistens ausgesetzt und dadurch bei weitem nicht so lange überlebensfähig, wie unter Laborbedingungen.
Viren überleben nicht länger als zwei Stunden
Emanuel Goldman, Professor für Mikrobiologie an der Rutgers University in New Jersey, geht nicht davon aus, dass Oberflächen einen wesentlichen Beitrag zum Infektionsgeschehen leisten. In einem Kommentar in der Fachzeitschrift „The Lancet“ vom 30. Juli beschreibt er Bedingungen, unter denen eine Ansteckung über eine Oberfläche möglich sein könnte: Eine infizierte Person niest auf eine Oberfläche, jemand berührt innerhalb von zwei Stunden diese Oberfläche – länger würden Viren laut Goldman unter Realbedingungen nicht überleben – und fasst sich danach ins Gesicht ohne sich davor die Hände zu waschen.
Allerdings müsste dann auch noch die Menge der Viren ausreichend sein, um eine Infektion auslösen zu können. Ob das unter Realbedingungen der Fall sein kann wurde in der australischen Studie ebenfalls nicht untersucht.
Viren überleben auf glatten Oberflächen länger
Was sich dennoch aus der Forschungsarbeit ableiten lässt ist die relative Lebensdauer von Corona-Viren auf verschiedenen Oberflächen und unter bestimmten Bedingungen. Auf glatten Oberflächen wie Edelstahl und Glas, zum Beispiel Smartphone-Bildschirme, hält sich das Virus länger als auf porösen Oberflächen wie Papier oder Stoff – bei kühlen Temperaturen um 20°C hält es sich länger als im Warmen.
Wer sich also sowieso schon an Hygiene-Empfehlungen hält – regelmäßiges Händewaschen und nicht ins Gesicht fassen – hat von Oberflächen nichts zu befürchten. Aber es schadet auch nicht sich bewusst zu machen: Was fasse ich an? Weiß ich wer diese Oberfläche in letzter Zeit angefasst hat? Und im Zweifel lieber einmal mehr die Hände waschen – immer noch eine der effektivsten Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Viren.