Infektiologie

So lange hält sich das Coronavirus auf Oberflächen

Stand
Autor/in
Pascal Kiss
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Kann das neue Coronavirus auf Türklinken überleben? Laut einer ersten Studie aus den USA kann das Coronavirus bis zu 72 Stunden auf Oberflächen aktiv bleiben. Doch ist das Virus dann auch wirklich ansteckend?

Auf Türklinken können manche Keime Tage lang überleben. Das Norovirus zum Beispiel bis zu sieben Tage. Ob und wie lange das neue Coronavirus auf Oberflächen aktiv bleibt, versuchen Wissenschaftler gerade erst zu verstehen: Bei dem neuen Coronavirus ist laut Robert-Koch-Institut bisher keine Übertragung durch Gegenstände bekannt.

Studie zur Überlebensdauer des neuen Coronavirus auf Oberflächen

Das heißt aber natürlich nicht, dass das Virus nicht trotzdem auf Gegenständen überleben kann und das Virus sich dann auf Menschen überträgt. Laut einer neuen vorveröffentlichten Studie aus den USA kann das neue Coronavirus bis zu drei Tage auf Kunststoffen oder Edelstahl überleben. Auf Papier kann das Virus bis zu 24 Stunden aktiv bleiben. Das zeigen erste Experimente der US-amerikanischen Seuchenschutzbehörde. Die Studie wird gerade noch von anderen Wissenschaftlern geprüft und soll demnächst offiziell in einem Fachmagazin erscheinen.

Coranaviren können möglicherweise auch über Oberflächen wie Türklinken oder Haltegriffe übertragen werden.
Coranaviren können möglicherweise auch über Oberflächen wie Türklinken oder Haltegriffe übertragen werden.

Kann das Virus auch über Geldscheine übertragen werden?

Dass das neuartige Corona-Virus auch über Geldscheine übertragen wird, lässt sich nicht ganz ausschließen. Aber wie lange das Virus auf Banknoten überleben kann, weiß man bisher noch nicht. Da das Virus aber auf Papier bis zu 24 Stunden aktiv sein kann, ist es schon möglich, dass es auch ein paar Stunden auf einem Geldschein überleben kann. Damit wir uns mit Geldscheinen wirklich anstecken können, müssen aber relativ viele Viren auf dem Geldschein sein. Einige könnten dann auf unseren Händen landen und wenn wir uns dann die Augen reiben oder die Nase kratzen, dann könnte es an unsere Schleimhäute gelangen. Aber dazu müsste der Schein schon mit sehr sehr vielen Viren verseucht sein, damit wir uns darüber auch wirklich anstecken könnten.

Halten sich die neuartigen Corona-Viren auch auf Geldscheinen?
Halten sich die neuartigen Corona-Viren auch auf Geldscheinen?

Längere Überlebensdauer der Viren bei Kälte

Die Versuche haben übrigens alle bei Raumtemperatur stattgefunden. Möglicherweise bleibt das neue Coronavirus bei niedrigeren Temperaturen sogar noch länger aktiv. Wie lange das Virus auf Oberflächen noch Menschen anstecken kann, ist aber noch unklar. Es kommt auch darauf an, wie viele Viren an einer Stelle sind. Also wie viele Viren zum Beispiel an der Haltestange im Bus kleben.

Für eine Ansteckung über Oberflächen braucht man genügend Viren

Laut der vorab veröffentlichten Studie könnten einzelne Viren an der Stange bis zu 72 Stunden überleben. Die meisten Viren würden aber schon vorher inaktiviert werden – also weniger als 72 Stunden. Nur wenn genügend Viren überleben, kann sich ein Mensch anstecken. Nur dann kann sich das Virus im Rachen und in der Nase ausbreiten. Wie viele Viren für eine Ansteckung überleben müssen, weiß man noch nicht.

Die Ergebnisse der vorab veröffentlichten Studie halten deutsche Virologen für glaubwürdig. Analysen von anderen Coronaviren kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Wissenschaftler aus Asien konnten das Erbgut des neuen Coronavirus sogar an mehreren Stellen in Krankenhauszimmern nachweisen.

Auf Touchscreens von Fahrkartenautomaten können Viren möglicherweise auch eine gewisse Zeit überleben.
Auf Touchscreens von Fahrkartenautomaten können Viren möglicherweise auch eine gewisse Zeit überleben.

Direkte Übertragung per Husten bleibt Hauptinfektionsquelle

Wie lange das neue Coronavirus dann aber wirklich noch im Krankenhauszimmer überlebt habt und ansteckend war, ist auch hier unklar. Doch erste Experimente und Studie zeigen: Das neue Coronavirus kann einige Stunden bis Tage auf Oberflächen überleben und womöglich auch Menschen anstecken. Wie groß die Gefahr wirklich ist, müssen weitere Studien zeigen. Doch noch immer gehen Virologen davon aus, dass sich die meisten Menschen durch Tröpfcheninfektionen anstecken: Heißt: Der Sitznachbar im Bus hustet und wir stecken uns an.

Müssen bei uns öffentliche Verkehrsmittel demnächst auch desinfiziert werden?
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