Der Mütter-Burnout - ein häufig besprochenes Phänomen in sozialen Medien - wird jetzt durch umfangreiche Daten einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) bestätigt.
Das Forschungsteam hat Daten von Krankenkassen zu Müttern bis zu vier Jahre nach der Geburt eines Kindes analysiert. Sie zeigen, was viele Mütter gesundheitlich durchmachen, während ihre Kinder klein sind.
Mehr Verschreibungen von Antidepressiva bei frisch gebackenen Müttern
In den ersten vier Jahren der Mutterschaft verschlechtert sich vor allem die psychische, aber auch physische Gesundheit von Müttern deutlich. Anders als in der Schwangerschaft und der Zeit unmittelbar nach der Geburt steigen die Verschreibungen von Antidepressiva und die Anzahl von Psychotherapien an, auch Schmerzmittel werden deutlich häufiger verschrieben.
Die Abrechnungsdaten von Krankenkassen über 15 Jahre hinweg zeigen, dass Mütter in der Zeit kurz vor und unmittelbar nach der Geburt im Durchschnitt eine Phase guter psychischer Gesundheit durchleben. Auch während der Schwangerschaft befinden sich Frauen im Schnitt in guter gesundheitlicher Verfassung und sie geben in der Regel an, sich psychisch wohl zu fühlen.
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Bildungsgrad von Müttern hat keinen Einfluss auf Gesundheit der Mütter
Aber das ändert sich offenbar häufig in den ersten vier Jahren nach der Geburt. Hier treten überdurchschnittlich oft psychische Erkrankungen auf und es werden mehr Antidepressiva genommen und auch Psychotherapeut*innen aufgesucht. Potenziell stressbedingte körperliche Erkrankungen nehmen ebenfalls zu, der Konsum von Schmerzmitteln steigt an. Umfragen zum Wohlbefinden deuten auf eine deutliche Verschlechterung der psychischen Gesundheit hin.
Dabei ist es den Daten zufolge offenbar egal, welchen Bildungsgrad die Mutter hat, und ob sie in Ost- oder Westdeutschland zuhause ist. Die Auswirkungen des Alters der Mutter und ein grundsätzlicher Anstieg von psychischen Erkrankungen wurden in der Studie herausgerechnet. Insgesamt stieg die Wahrscheinlichkeit eine Depression zu entwickeln im Vergleich zur Schwangerschaft um acht Prozent und die Wahrscheinlichkeit einer Schlafstörung sogar um 18 Prozent.
Nach der Geburt haben Mütter weniger Schlaf und treiben weniger Sport
Umfrageergebnisse zum Alltag der Mütter zeigen, dass dauerhaft weniger Schlaf, Sport und andere Freizeitaktivitäten - zusammen mit umfangreichen Aufgaben zur Kinderbetreuung und möglichen anderen Belastungen - wesentlich zu einer schlechteren psychischen Gesundheit beitragen.
Viele Frauen mit kleinen Kindern sind mental und körperlich stark erschöpft - das wird umgangssprachlich als "Mütter-Burnout" bezeichnet.
Die Studienautorinnen und -autoren fordern daher Maßnahmen zur Entlastung von Müttern. Und zwar nicht nur frühe Hilfen, die direkt nach der Geburt ansetzen, sondern Unterstützung für Mütter mit Kleinkindern. Helfen würden hier bessere und verlässlichere Kinderbetreuung, Elternzeitregelungen mit stärkeren Anreizen für Väter und ein einfacherer Zugang zu psychologischer Beratung für Mütter.