Rund 70 Prozent des Weltkulturgutes der UNESCO findet sich in Italien. Das sind sehr viele Kulturgüter, um die sich die kulturpolitisch Verantwortlichen kümmern müssen. In den vergangenen Jahrzehnten kam es deshalb auch im archäologischen Park von Pompeji zu Skandalen. Kunst wurde gestohlen, weil das Aufsichtspersonal nicht immer genau hinschaute, und antike Mauern stürzten ein, weil man keinen genauen Überblick über die statischen Probleme des antiken Mauerwerks hatte. Der neue Direktor des archäologischen Parks von Pompeji, der deutsche Gabriel Zuchtriegel, setzt auch auf die Hilfe modernster Technik, um das riesige antike Areal rund um die Uhr zu überwachen.
Der Roboterhund "Spot"
Entfernt erinnert der schwarz-gelbe Roboter an einen Hund. Er hat keinen richtigen Kopf, ist dafür aber mit Leuchten ausgestattet. Außerdem hat er eine Alarmlampe auf seinem Rücken, ähnlich wie man sie von Feuerwehrautos kennt.
Die Besucher des größten archäologischen Parks der Welt werden sich bald schon an die Präsenz des „Spot“ genannten Hunderoboters gewöhnen müssen, denn dieses Gerät wird für Pompeji angeschafft. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis „Spot“ nicht nur für Werbezwecke, sondern tatsächlich durch Pompeji patroullieren wird.
Emanuele Gherardini ist Experte des Beratungsunternehmens für digitale Transformation Sprint Reply. Er gehört zu den Beratern der Altertümerdirektion von Pompeji und ist davon überzeugt, dass der Hunderoboter auf dem über 400 Tausend Quadratmeter großen Grabungsgebiet ein perfektes Einsatzgebiet haben werde.
Mobile Überwachung
Auf der vierbeinigen Basis des Hunderoboters können verschiedene technische Geräte installiert werden. In Pompeji sind das zwei Geräte zur Beobachtung und Erfassung von Daten, die der Roboter an die Techniker der Verwaltung des archäologischen Parks weiterleitet.
Dazu gehören ein Modul, das autonomes mobiles Laserscannen der Umgebung ermöglicht und eine Kamera, die Bilddaten erfasst, etwa zur Gesichtserkennung, und sie auswertet. Emanuele Gherardini hält genau deshalb den Roboter geeignet das schwer kontrollierbare riesige Gebiet Pompejis zu überwachen. "Spot" erfasse schnell wer sich wo befindet und wer wo nicht sein sollte. Da der Roboter sich nicht erschöpfen wird, kann er rund um die Uhr auf dem Areal unterwegs sein. Und kann so die Probleme verhindern helfen, die in Sachen Kontrolle in Pompeji keine Seltenheit sind.
Es gibt zum Beispiel immer wieder Touristen, die meinen, hinter Absperrungen klettern zu müssen oder gar versuchen, antike Mosaiksteinchen von Wänden und Fußböden abzumachen, um sie als Andenken mit nach Hause zu nehmen. Zwar gibt es inzwischen mehr menschliches Aufsichtspersonal in Pompej, trotzdem können diese Wachleute, nicht überall sein. Sie benötigen Pausen, sind nach festen Arbeitszeiten im Einsatz und können auch schon mal streiken können.
Der ideale Wachmann?
„Spot“ kennt weder Streik noch Erschöpfung. Im Unterschied zum menschlichen Aufsichtspersonal soll der Roboter bei Pompejibesuchern, die erlaubte Gehwege verlassen wollen, Eindruck schinden und sie von ihrem Vorhaben abhalten. Denn sympathisch sieht der Hunderoboter nicht gerade aus. Vor allem dann nicht, wenn er die mechanischen Vorderfüße und somit sein andeutungsweise als Kopf definierbares Vorderteil leicht senkt.
Der Hundekontrollroboter kostet stolze 74 Tausend Euro, jedoch gibt es genug Geld. „Spot“ ist Teil des geplanten Projekts „Smart@Pompei“. Mit Hilfe modernster technischer Geräte soll der archäologische Park ganz neu kontrolliert werden, erklärte der junge deutsche Archäologe und Direktor von Pompeji Gabriel Zuchtriegel. Die EU fördert das Projekt.
Die antiken Gemäuer müssen zusätzlich vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden. Das ginge nur, wenn alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt werden, sagt Zuchtriegel.
Bessere Überwachung dank dem Intelligent Operations Center
Im so genannten „Intelligent Operations Center“ werden sämtliche erfassten Daten zusammenlaufen - sowohl von "Spot" wie auch von über den Ruinen kreisenden Drohnen. Im gesamten archäologischen Park werden außerdem Sensoren installiert. Auch sie helfen dabei, sofort Alarm zu schlagen, mit genauen Hinweisen darauf wo was los ist. Gezielt können dann die menschlichen Mitarbeiter zur Stelle sein.
Aber „Spot“ soll auch Risse im antiken Mauerwerk erfassen können, rechtzeitig bevor es zu statischen Problemen kommen könnte. Der Vorwurf, dass der herumlaufende Roboterhund das Besuchserlebnis dämpfen könnte, wird von der Altertümerbehörde mit dem Hinweis beiseite gewischt, dass das Gerät doch nur von Vorteil sei. Kritik durch die Archäologenzunft gibt es keine. Doch über „Spot“ wird bereits gewitzelt. In Form von Karikaturen. Wie etwa der, die den Roboterhund am Boden zeigt, alle elektronischen Pfoten von sich gestreckt: ein Opfer der Hitze Süditaliens.