Das Projekt KINEVO soll dazu beitragen, dass schwierige Gehirnoperationen sicherer werden. Das Projekt gehörte zu den Nominierten des Deutschen Zukunftspreises.
Ein OP-Saal im Inselspital in der Schweizer Hauptstadt Bern: Auf dem Tisch liegt eine Frau mittleren Alters, in deren Gehirn mehrere Aneurysmen (also Arterienerweiterungen) entdeckt wurden. Diese sind bei ihr erblich bedingt und sollen bei dem geplanten Eingriff entfernt und die Blutbahnen danach mit Klammern verschlossen werden.
Ein mehrstündiger, mikrochirurgischer und schwieriger Eingriff für den Direktor der Neurochirurgischen Uniklinik am Inselspital in Bern, Professor Andreas Raabe. Doch neuerdings erhält der Experte für überwachte und motorisierte Mikrochirurgie von Gehirn- und Wirbelsäule maschinelle Hilfe.
Unterstützung durch Roboter bei Gehirn-OPs
Der Professor wird bei komplizierten und langwierigen Eingriffen in Gehirn und Wirbelsäule fortan nicht mehr nur von seinen Kollegen, sondern auch von KINEVO unterstützt. Das ist ein Operationsroboter, mit dessen Hilfe Ärzte bei mikrochirurgischen Eingriffen, zum Beispiel im Gehirn, Dinge sehen können, die mit dem bloßen Auge teilweise nicht erkennbar sind. Für Raabe ist dies eine große Hilfe:
KINEVO verhilft Chirurgen zu mehr Informationen
KINEVO, das ist nicht nur ein rund 300 Kilogramm schwerer und großer Operationsroboter mit Schwenkarm, an dessen Ende das Mikroskop und zwei Joysticks befestigt sind. KINEVO ist eine ganze Plattform, die sich aus mehr als 100 Einzelpatenten zusammensetzt. Die Grundidee stammt von Professor Andreas Raabe, der lange Zeit in Frankfurt gearbeitet hat, bevor er an die Uniklinik Bern gewechselt ist. Er hat KINEVO gemeinsam mit der Firma Carl Zeiss Meditec aus dem baden-württembergischen Oberkochen entwickelt.
Mit dem Projekt war Raabe auch für den Deutschen Zukunftspreis nominiert, der am 25. November vom Bundespräsidenten verliehen wurde.
Die Technologie hat große Implikationen für die schnelle und sichere Durchführung von chirurgische Eingriffen. Dank der Neuerung würden den Chirurgen beispielsweise schon während der OP wesentlich mehr Informationen zur Verfügung stehen als früher:
Erleichterte Bedienung macht große Unterschiede
Dank KINEVO kann man sogar in Zellen reinschauen und Vergrößerungen machen, die früher nur Pathologen und Histologen nach einer OP im Labor liefern konnten. Gesteuert wird das schwere Gerät mit dem Mund. So hat die Chirurgin oder der Chirurg die Hände frei. Wenn der Operateur will, kann er sich die Bilder, die das KINEVO liefert, auch auf einem externen Bildschirm anzeigen lassen. Das ist haltungsschonender - ein Vorteil, der vor allem bei mehrstündigen Operationen nicht zu unterschätzen ist.
Technische Unterstützung entlastet nicht nur, sondern macht Eingriffe auch präziser
Chefarzt Andreas Raabe sagt, für ihn bestehe der größte Vorteil von KINEVO darin, dass er damit entspannter operiere. Vor allem bei Tumoroperationen im Gehirn sei der Stress enorm – auch wenn man wie er seit dreißig Jahren im OP steht.