Ein Sonderkapitel hat der diesjährige Bildungsbericht der OECD den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Schulen gewidmet. Dabei zeigen sich die unterschiedlichen Herangehensweisen der Länder während der Pandemie.
Schulschließungen werden 2021 unterschiedlich angewendet
Viele Länder, wie auch Deutschland reagierten beispielsweise mit Schulschließungen auf das Virus. Schülerinnen und Schüler waren damit die ersten vom Lockdown Betroffenen. Insgesamt waren sie in Deutschland im Schnitt 85 Tage wegen vollständiger Schulschließung zuhause. Damit liegt Deutschland über dem OECD-Durchschnitt.
Die meisten OECD-Länder haben ihre Schulen gleich zu Beginn der Pandemie 2020 zugemacht. 2021 war das aber nicht mehr der Fall. Es gab nur wenige Länder, darunter auch Deutschland, in denen im Jahr 2021 die Schulen sogar noch länger geschlossen waren als im Anfangsjahr der Pandemie.
Alternative Prüfungsformate
Durch die Pandemie konnten 2020 die Prüfungen und Abschlüsse in der Sekundarstufe 2 nicht planmäßig durchgeführt werden. Deswegen hat die Mehrheit der OECD-Länder die Inhalte, den Zeitraum der Prüfungen und auch die Art, wie man Prüfungen ablegen darf, angepasst. Einige wählten auch alternative Ansätze zur Prüfung wie zum Beispiel andere Beurteilungen und Benotung durch die Lehrenden. Das war in Deutschland nicht der Fall, obwohl viele Schülerinnen und Schüler sich dafür stark gemacht hatten.
Dennoch wurden in Deutschland die Abschlussprüfungen auf Bundeslandebene stärker auf das behandelte Unterrichts-Pensum zugeschnitten. Im Jahr 2021 hat ein Großteil der Länder den Inhalt der Prüfungen ebenfalls nochmal an die erschwerte Unterrichtssituation angepasst – auch Deutschland. Sechs Länder haben weiterhin alternative Bewertungen statt Prüfungen durchgeführt.
Digitalisierung der Schulen
2021 hat sich die Mehrheit der OECD-Länder soweit in die Situation hereingefunden, dass sie verstärkt in die berufliche Weiterbildung der Lehrkräfte in Richtung Digitalisierung investiert haben. Und der flächendeckende Fernunterricht als Notfallmaßnahme hat dazu geführt, dass viele Schulen nun zumindest teilweise weiter auf digitale Werkzeuge im Unterricht setzen. So werden zum Beispiel verstärkt Lernplattformen genutzt. Und die Mehrheit der Länder hat vor, in Zukunft weiterhin teilweise Distanz- und Hybridlernen in den weiterführenden Schulen anzubieten.
Die Rückkehr zum Präsenzuntericht 2021 – in Deutschland zeitverzögert erst ab Herbst 2021 – nutzten die Länder, um abzuschätzen, welche Lernlücken entstanden sind. In Deutschland wurde in erster Linie untersucht, wie viel im Fach Mathematik und in Deutsch versäumt wurde.
Bewältigung von Lernrückständen und psychischen Problemen
Auf nationaler Ebene haben zahlreiche Mitgliedsstaaten – auch Deutschland - Studien zur Auswirkung der Pandemie auf die psychische Gesundheit und das psychische Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler durchgeführt.
Das Fazit: Um die Auswirkungen der Pandemie auf den Lernfortschritt, die Entwicklung und geistige Gesundheit junger Menschen zu bewältigen, braucht es Unterstützungsprogramme. Der Bildungsbericht nennt das Recovery-Maßnahmen. Fast alle OECD-Mitgliedsländer haben solche nationale Programme zur Unterstützung von Schülerinnen und Schüler eingesetzt. In Deutschland waren das zum Beispiel Sommerschulen in den Ferien und Basisprogramme für Nachhilfe in Deutsch und Mathe.
In fast allen Ländern wurden zusätzliche psychologische und sozioemotionale Unterstützungen für die Schülerinnen und Schüler angeboten und vielfach wurden Lehrkräfte auch darin geschult, das psychische Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler zu stärken.
Bereits jetzt werden diese Maßnahmen aber schon wieder zurückgefahren. Nur einige Länder wollen sie längerfristig beibehalten.
Maßnahmen und Unterstützungsprogramme in Deutschland nicht einheitlich geregelt
Eine Bewertung der Maßnahmen nimmt der OECD Bildungsbericht nicht vor, aber es wird deutlich, dass Deutschland sehr streng mit seinen Schülerinnen und Schülern verfahren ist und Schulschließungen auch 2021 noch als geeignete Maßnahme im Kampf gegen die Pandemie angesehen hat. Die zahlreichen Unterstützungsprogramme für die Schülerinnen und Schüler laufen auf Länderebene und werden da bisher nicht auf ihre Wirksamkeit untersucht. Daher ist es schwierig vorauszusehen, wie und ob sie in Zukunft tatsächlich weiterhelfen können. Auch die Digitalisierungsstrategie wird zwar vom Bund angestoßen und auch finanziert, die Bundesländer setzen diese aber ganz unterschiedlich um.