Bisher kann die Wissenschaft keine eindeutige Antwort darauf geben, ob Schulen eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung der Corona-Pandemie spielen. Eine Metastudie aus England hat vor kurzem Daten aus 32 Beobachtungsstudien weltweit zusammengefasst. Danach steht fest, dass Kinder unter 10 Jahren bei gleichen täglichen Kontakten viel seltener mit SARS-COV-2 infiziert werden als Erwachsene.
Ältere Kinder infektiöser als jüngere
Bei den Beobachtungsstudien wird einfach geschaut, wer erkrankt ist und wie die Infektionskette läuft.
Das Corona-Infektionsrisiko von Kindern scheint mit dem Alter zu steigen: Bei jugendlichen und älteren Teenagern nähert sich das Infektionsrisiko dem von Erwachsenen an, so britische Forscher.
Kinder sind keine Infektionstreiber
Insgesamt haben Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren im Vergleich zu Erwachsenen eine um 44 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken. Klar ist, dass sie nicht, wie bei der Grippe zum Beispiel, als Infektionstreiber wirken. Da das die Befürchtung im ersten Lockdown war, machten Schulen und Kitas rasch dicht.
Kinder mit geringen Symptomen schwer zu erfassen
Insgesamt ist die Studienlage schwierig, da Kinder und Jugendliche meist einen milden Krankheitsverlauf haben oder oft sogar einen Verlauf ganz ohne Symptome. Deshalb gibt es extrem wenig Daten zu dieser Altersgruppe. Denn Kinder ohne Symptome oder nur mit ganz schwachen Beschwerden werden selten Ärzten vorgestellt oder im Krankenhaus behandelt.
Problematisch ist auch, dass die meisten Studien zu Kindern und Corona in Deutschland in der Zeit des Lockdowns durchgeführt wurden, als Kitas und Schulen geschlossen waren. Das schränkt ihre Aussagekraft stark ein.
Unentdeckte Infektionen bei Kindern
Dass Kinder zwar viel seltener Symptome von Covid-19 haben, aber offenbar die gleiche Viruslast wie Erwachsene im Rachen vorweisen, ist das Ergebnis einer Laborauswertung der Charité. Doch auch in dieser Studie waren verhältnismäßig wenig Kinder vertreten.
Eine jüngere Studie aus Bayern stützt die These, dass Kinder genauso infektiös sind wie die Restbevölkerung. Forscher des Helmholtz-Zentrums München hatten die Blutproben von knapp 12.000 Kindern und Jugendlichen in Bayern auf Corona-Antikörper untersucht und dabei etwa fünfmal so viele überstandene Infektionen nachweisen können, wie offiziell gemeldet worden waren.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Antikörperstudie der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Menschen über 14 Jahre getestet hat. Da gab es keinen nennenswerten Unterschied nach Altersgruppen.
Kinder infizieren vor allem Gleichaltrige
Weitere Ergebnisse aus internationalen Beobachtungsstudien zeigen, dass infizierte Kinder das Virus vor allem an Gleichaltrige weitergeben. Erwachsene wurden von Kindern dagegen offenbar deutlich seltener angesteckt. Und die Infektionen werden oft von Erwachsenen- also Eltern oder Lehrern in die Schulen und Kitas hinein getragen.
Doch unabhängig davon, wie die Infektionen in Schulen gelangen, warnen die Autoren der britischen Metastudie, dass sich Sars-CoV-2 in Schulen mit nur eingeschränkten Schutzmaßnahmen „robust“ verbreiten kann. Das gelte vor allem für weiterführende Schulen.
In Grundschulen sei dieses Risiko aufgrund der wohl geringeren Empfänglichkeit von Kindern unter zehn Jahren für Sars-CoV-2 geringer.
Schulen abhängig vom Infektionsgeschehen in der Bevölkerung
Die Forscher plädieren für wirksame Schutzmaßnahmen zusätzlich zum Lüften wie Masken tragen und Abstand halten, etwa durch geringe Klassengrößen. Für offene Schulen müsse auch das allgemeine Infektionsgeschehen in der Bevölkerung berücksichtigt werden, so die Forscher. Gerät das außer Kontrolle, können auch Schulen nicht offen bleiben.