Südkoreanische Studie zu Corona

Covid-19: Jugendliche stecken ihre Familienmitglieder am häufigsten an

Stand
Autor/in
Anja Braun
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Eine Studie aus Südkorea zeigt: Jugendliche verbreiten das Coronavirus häufiger unter Familienmitgliedern als Erwachsene und Kinder unter zehn Jahren.

Kurz vor den Sommerferien in Baden-Württemberg wird damit eines klar: Schulöffnungen werden auch im kommenden Schuljahr ein ständiges Taktieren bleiben und sollten unter größten Hygienemaßnahmen stattfinden.

Die Studie aus Südkorea hat Infektionsketten von 5700 Covid-19-Fällen von Januar bis März 2020 nachvollzogen. Die Forscher sichteten dazu Berichte von rund 60.000 Menschen und versuchten so die einzelnen Infektionsketten bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen. Weiter untersuchten sie auch die Kontakte der Infizierten innerhalb des eigenen Haushaltes bzw der Familie.

Familie in Südkorea - Mit dem neuen Coronavirus infizierte Jugendliche scheinen Familienangehörige eher anzustecken als z.B. Erwachsene oder jüngere Kinder.
Mit dem neuen Coronavirus infizierte Jugendliche scheinen Familienangehörige eher anzustecken als z.B. Erwachsene oder jüngere Kinder.

Kinder unter 10 Jahren stecken Haushaltsgenossen am seltensten an

Dabei schlüsselten die Wissenschaftler auf, wie ansteckend die einzelnen Altersgruppierungen waren. Am seltensten steckten dabei infizierte Kinder unter zehn Jahren ihre Haushaltsgenossen an – gerade mal mit 5 Prozent.

Infizierte Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren dagegen waren am ansteckendsten. Sie gaben das Virus an 18,6 Prozent ihrer Haushaltsmitglieder weiter. Im gesamten Durchschnitt wurden nur 11,8 Prozent angesteckt. Daraus schließen die Wissenschaftler auf ein erhöhte Infektionsrisiko von Jugendlichen.

Infizierte Jugendliche zwischen 10 und 19 erwiesen sich in der neuen Studie als die Altersgruppe, die andere Familienmitglieder am häufigsten mit dem neuen Coronavirus ansteckten.
Infizierte Jugendliche zwischen 10 und 19 erwiesen sich in der neuen Studie als die Altersgruppe, die andere Familienmitglieder am häufigsten mit dem neuen Coronavirus ansteckten.

Daten wurden während Schulschließungen in Südkorea erhoben

Ihre Daten haben die Wissenschaftler während der südkoreanischen Schulschließungen erhoben. Die Forscher rechnen aber ein, dass sich die Jugendlichen trotzdem weiter mit Gleichaltrigen getroffen haben. Dass Jugendliche das Virus häufiger weitergaben, könnte auch daran liegen, dass sie engere Beziehungen zu anderen Teenagern haben und mit denen auch intensiver umgehen. Und dass sie innerhalb der Familie intensive Beziehungen pflegen.

Kinder dürfen in Südkorea nach einer mehrwöchigen Pause unter strengen Auflagen wieder zur Schule gehen.
Kinder dürfen in Südkorea nach einer mehrwöchigen Pause unter strengen Auflagen wieder zur Schule gehen. An vielen Schulen wird am Eingang mit Wärmebildkameras mögliches Fieber kontrolliert.

Kinder unter 10 Jahren erkranken seltener an Covid-19

Wichtig ist an dieser Studie aber auch: Kinder unter 10 Jahren gaben das Virus tatsächlich nur selten weiter. Das deckt sich mit den Beobachtungen mehrerer deutscher Studien. Sie zeigten, dass Kinder unter 10 Jahren deutlich seltener an Covid-19 erkranken als Erwachsene. Ob sie deshalb auch weniger ansteckend sind, konnten die Wissenschaftler aber nicht mit Sicherheit beantworten. Viele Politiker interpretierten das aber so. Die Ergebnisse der Untersuchungen aus Deutschland wurden von den Landespolitikern auch zur Begründung für rasche Schulöffnungen genutzt.

Ob Kinder unter 10 Jahren das neue Coronavirus seltener übertragen, lässt sich nicht sagen.
Ob Kinder unter 10 Jahren das neue Coronavirus seltener übertragen, lässt sich nicht sagen.

Besondere Konzepte für weiterführende Schulen?

Gerade für weiterführende Schulen, die bisher weniger im Mittelpunkt von Studien standen, ist die südkoreanische Untersuchung nun interessant. Denn wenn Jugendliche im Alter von 10- bis 19 besonders oft ihre Haushaltsmitglieder anstecken, sind sie möglicherweise ansteckender als Erwachsene und jüngere Kinder.

Bisher sind die Schulöffnungen nach den Sommerferien hierzulande ohne Abstandhalten geplant. Ob die neuen Erkenntnisse der Studie daran etwas ändern – dazu hört man aus den Kultusministerien bisher nichts.

Gerade an weiterführenden Schulen sind auch in Deutschland Konzepte zur Eindämmung der Corona-Pandemie nötig. Daran mangelt es allerdings vielerorts.
Gerade an weiterführenden Schulen sind auch in Deutschland Konzepte zur Eindämmung der Corona-Pandemie nötig. Daran mangelt es allerdings vielerorts.
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Anja Braun
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Ralf Kölbel