Je höher die Infektionszahlen, desto größer ist die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Gerade Eltern kleiner Kinder fragen sich, ob sie den Nachwuchs noch gefahrlos in die Kita schicken können. Ja, haben Mitte Oktober Jens Spahn und Franziska Giffey versichert: Kitas seien keine Treiber des Infektionsgeschehens. Jetzt scheint eine neue Studie diese These zu stützen: Was bedeutet das?
Kleine Datenbasis und schlechter Zeitpunkt
Von Mitte Juni bis Mitte September haben die Forscher*innen jede Woche 825 Kita-Kinder getestet. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich keines der Kinder mit dem Coronavirus infiziert hat. Das sorgte für Erleichterung, allerdings ist die Anzahl der Kinder eine sehr kleine Datenbasis im Vergleich zu anderen deutschen Kinderstudien. Diese stützen sich auf mehrere tausend Teilnehmer.
Außerdem hat die "Safe-kids-Studie" eine weitere Schwäche - nämlich den Zeitpunkt, denn im Sommer waren die Infektionszahlen bundesweit niedrig und das Ansteckungsrisiko dementsprechend gering.
Zwei infizierte Erzieherinnen
Aussagekräftig wäre die hessische „Safe-kids-Studie“ gewesen, wenn die Forschenden eine gleich große Gruppe von zufällig ausgewählten Erwachsenen getestet hätten. Stattdessen haben sie sich auf Tests bei 327 Erzieherinnen beschränkt. Bei ihnen gab es nur zwei Corona-positive Fälle. Zwei Fälle bei Erzieherinnen, kein einziger bei Kita-Kids – und das zu einer Zeit mit minimalem Risiko.
Fehlender Vergleich mit der Bevölkerung
Wie hoch war denn in dem Zeitraum die Infektionsrate in der übrigen Bevölkerung? Erst mit diesem Vergleich hätte man vielleicht Rückschlüsse ziehen können. Allerdings wohl auch dann nur mit deutlich mehr Proband*innen. Studienleiterin Sandra Ciesek schließt aus den dünnen Ergebnissen, dass Kitas keine große Rolle bei der Verbreitung von SarsCov2 spielen.
Eine große indische Studie in Science ist dagegen Anfang Oktober zu dem Ergebnis gekommen, dass wir die Rolle von Kindern in der Pandemie stark unterschätzen. Gerade kleine Kinder entwickeln nur selten Symptome und noch seltener erkranken sie schwer, das ist nun schon länger klar. Wie häufig sie das Virus zurück in ihre Familien tragen und dort dann auch Risikopersonen gefährden können – diese Schlüsselfrage ist immer noch offen.