Bei PISA werden Teenager verglichen – und zwar in Bezug auf das, was sie in Mathe, Lesen und Naturwissenschaften mit 15 Jahren - am Ende ihrer Pflichtschulzeit - können. Genauer gesagt, geht es darum, wie gut die Schülerinnen und Schüler grundlegende Kompetenzen in alltäglichen Situationen anwenden können. Die Federführung hat die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Schwerpunkt des neuen PISA-Tests liegt auf mathematischer Kompetenz
PISA-Tests finden alle drei Jahre statt, immer in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Jeweils ein Bereich ist Schwerpunktthema. In der aktuellen Studie PISA 2022 ist das die mathematische Kompetenz. Dazu wurden Hunderttausende per Stichprobe ausgewählte 15-jährige Schülerinnen und Schüler in mittlerweile 79 Ländern getestet, in Deutschland waren es rund 6.100 Teenager an rund 260 Schulen aller Schularten.
PISA-Studie: Kulturelle Unterschiede in der Bildung bleiben unberücksichtigt
Der PISA-Studie wird ja einiges vorgeworfen: einmal was die korrekte Durchführung in den mittlerweile fast 80 Ländern angeht. Da ist von Unschärfen die Rede, die Tests seien nicht in allen Ländern gleich korrekt durchgeführt - mancherorts seien 15 -Jährige bereits gar nicht mehr im Schulsystem, in anderen Ländern würde gerade schlechteren Schülerinnen und Schüler empfohlen, sich am Testtag krank zu melden. Insgesamt blieben kulturelle Unterschiede zwischen den vielen Staaten bei den Fragestellungen unberücksichtigt.
PISA-Studie zu kreativem Denken: Deutsche Schüler nur Mittelmaß
Schwerpunkt der PISA-Tests liegt auf Fähigkeiten, die für das Arbeitsleben nützlich sind
Es wird zwar versucht, die Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler zu erfassen - nur zu 100 Prozent kann das nicht funktionieren, da es sich um unterschiedliche Bildungssysteme mit teilweise unterschiedlichen Zielsetzungen handelt.
Andere Kritiker werfen der OECD als Initiatorin der PISA-Studie vor, ausschließlich an der Nützlichkeit orientiert zu testen. Das stimmt auch, denn die OECD ist eine Organisation mit wirtschaftlichen Zielsetzungen. Die drei Felder, die getestet werden, sind für das Arbeitsleben nützlich.
Es gibt auch Leistungstests auf nationaler Ebene
Kein Wunder, dass PISA polarisiert. Nach jeder PISA-Veröffentlichung wird gefordert, dass Deutschland aus PISA aussteigt. Analysen auf nationaler Ebene wie zum Beispiel der IQB Bildungstrend, der alle 5 Jahre Leistungen und Kompetenzen der Viertklässler erfasst, seien doch viel wichtiger für die Entwicklung unserer Schulen als die PISA-Studien, heißt es.
Andere finden dagegen, die PISA-Ergebnisse könnten auch genutzt werden, um Defizite im eigenen Bildungssystem zu erkennen.
Internationaler Bildungsvergleich von Schülerinnen und Schülern bietet auch Vorteile
So sieht Bildungsforscher Kai Maaz vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt durchaus eine Berechtigung für die PISA--Studie: Der Vorteil sei doch gerade der internationale Vergleich, den PISA alle drei Jahre ermöglicht, der Blick über Deutschland hinaus und die Feststellung, wo wir da gerade stehen. Das Monitoring sei durchaus spannend, allerdings sollte man da dann nicht stehenbleiben, sondern müsse fragen, warum sind wir an dieser Stelle gelandet? Und wo führt uns das hin? Dabei sei es durchaus hilfreich zu sehen, wie andere OECD-Länder mit ähnlichen Problemen darauf reagierten.
Soziale Herkunft hat immer noch großen Einfluss auf Bildungsstandard an Schulen
In Deutschland hat sich nach der Veröffentlichung der ersten Studie - dem sogenannten PISA-Schock - schon Einiges bewegt. Zum Beispiel die bundesweit einheitliche Festlegung von allgemeinen Bildungsstandards und die Gründung des Institutes für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. Was den beschämend engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen angeht, wurden allerdings kaum Fortschritte gemacht.
Bildungsforscher spricht sich für bessere vorschulische Bildung und besseres Monitoring aus
Bildungsforscher Maaz kritisiert, es gebe in den letzten Jahren eine Art Gewöhnungseffekt an die wieder schlechter werdenden Ergebnisse von Schulen in Deutschland. Das sei gefährlich. Er regt an, in Zukunft genauer auf die Bildungswege zu schauen und auch die ersten sechs Jahre vor Schulbeginn stärker in den Blick zu nehmen.
Länder wie Kanada, die regelmäßig bei PISA gut abschneiden, würden auf jeden einzelnen Schülerin, jeden Schüler schauen - durch ein feinmaschiges Monitoringsystem. So könnten Schulen die Bedürfnisse der einzelnen Kinder und Jugendlichen besser erfassen und darauf reagieren. Maaz findet, eine solche Struktur könnte sich Deutschland durchaus abschauen.
Gezielte Förderung von Kindern
Hamburg hat als erstes Bundesland bereits diesen Ansatz getestet und fördert so zielgerichtet und nach datengeschütztem Monitoring bestimmte Schülerinnen und Schüler.
So besteht eine wichtige Funktion von PISA darin, Anregungen und Impulse aus anderen Ländern aufzuzeigen. Zudem wird die neue PISA-Studie die erste sein, die international einen Vergleich zulässt, wie die einzelnen Staaten ihre Schülerinnen und Schüler durch die Corona-Pandemie gebracht haben.
Doch Deutschland muss damit rechnen, in der aktuellen PISA-Runde erneut abzusacken. Schon bei der letzten PISA-Veröffentlichung 2019 erreichte jeder fünfte 15-Jährige beim Lesen höchstens Grundschulniveau oder scheitert in Mathematik und Naturwissenschaften an einfachen Aufgaben. Diese Zahl könnte diesmal durchaus höher ausfallen.