Umwelt

Kaffe oder Tee – welches Getränk hat die bessere Ökobilanz?

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Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Vergleicht man eine Tasse Tee mit einer Tasse Kaffee, dann ist die Ökobilanz des Tees mindestens drei- bis viermal besser – je nachdem, wie man die einzelnen Aspekte gewichtet. Schaut man sich zum Beispiel den Flächenverbrauch an, dann schneidet die Herstellung von Tee deutlich besser ab.

Flächenverbrauch und Wasserbedarf von Tee vs. Kaffee

  • Man braucht weniger als die Hälfte der Fläche, um ein Kilo Teeblätter zu ernten im Vergleich zu Kaffeebohnen.
  • Beim Tee bleibt mehr übrig: Aus 4 kg frisch gepflückten Teeblättern wird am Ende 1 kg loser Tee. Bei Kaffee schrumpft das Gewicht von der Bohne zum Kaffeepulver auf weniger als ein Sechstel zusammen.
  • Beim Tee rechnet man normalerweise mit 2 bis 3 Gramm pro Tasse, beim Kaffee sind es 6 bis 8 Gramm.
  • Berücksichtigt man all das, unterscheidet sich der Flächenverbrauch von Tee und Kaffee ungefähr um den Faktor 9.

Ein weiteres Konzept bei Ökobilanzen ist der Wasser-Verbrauch. Oft liest man, dass für eine Tasse Kaffee 140 Liter Wasser benötigt würden – im Vergleich zu nur 15 Litern für die gleiche Menge Tee. Dies entspricht dem "Faktor 9" beim Flächenverbrauch. Dieses Konzept des "virtuellen Wassers" ist jedoch umstritten: Tee bzw. Kaffee werden in feuchten Regionen angebaut, es handelt sich dort fast ausschließlich um Regenwasser – nicht etwa um Wasser aus künstlicher Bewässerung.

Teepflückerinnen bei Munnar (Südindien). Tee wird in feuchten Regionen angebaut; der Wasserverbrauch spielt daher bei der Berechnung der Ökobilanz keine große Rolle.
Teepflückerinnen bei Munnar (Südindien). Tee wird in feuchten Regionen angebaut; der Wasserverbrauch spielt daher bei der Berechnung der Ökobilanz keine große Rolle.

Energieeinsatz

Ein anderer Aspekt bei Ökobilanzen ist der CO2-Fußabdruck, also die potenziellen Auswirkungen auf das Klima. Hier kommt es auf den Energiebedarf an. Genauer: auf den Bedarf an nicht-erneuerbaren Energien. Auch hier schneidet Tee besser ab:

Tee wird nach der Ernte gerollt und mit heißer Luft getrocknet. Die Verarbeitung des Kaffees ist aufwendiger: Trocknen, waschen, rösten, mahlen.

Und dann ist da noch die Zubereitung, erklärt Niels Jungbluth. Er ist Geschäftsführer des Schweizer Beratungsunternehmens ESU-services, das sich auf die Erstellung von Ökobilanzen spezialisiert:

"Oft wird der Kaffee in einer Maschine erhitzt, mit einer materialaufwendigen elektrischen Apparatur. Das macht das Erhitzen weniger effizient ..."

… und kostet somit mehr Energie.

Kochen des Tee-Wassers verbraucht am meisten Energie

Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus des Tees – von der Plantage in Indien bis in die Tassen der Endverbraucher – dann wird der überwiegende Teil der Energie ganz am Ende der Kette benötigt: Das Kochen des Wassers, um den Tee zuzubereiten, macht 80 Prozent des gesamten Energiebedarfs aus. Dieser Vorgang fällt energetisch stärker ins Gewicht als der Anbau und die Verarbeitung in der Teefabrik. Und der Transport von Indien nach Deutschland spielt, anders als man meinen könnte, kaum eine Rolle.

"Generell wird der Transport häufig überschätzt", sagt Jungbluth. "Er erfolgt ja meist im Containerschiff. Rechnet man diesen Energieverbrauch auf die Teemenge für eine Tasse herunter, macht das extrem wenig aus."

Da Tee in der Regel mit Leitungswasser gekocht wird, ist in diesem Punkt "Transport" der Ökobilanz weitaus besser als die von in Flaschen abgefüllten Getränken.

Umweltverschmutzung durch Pestizide und Verpackung

Auch beim Tee gibt es Unterschiede: Bio-Tee ist natürlich besser als konventioneller. Und loser Tee aus Großverpackungen ist besser als Beuteltee aus einem in Plastik eingeschweißten Karton.

Bei Tee mit Milch sieht alles ganz anders aus

Was aber richtig reinhaut, ist Milch. Deren Herstellung verbraucht nämlich pro Liter mehr als fünfmal so viele Ressourcen wie Tee. Selbst ein kleiner Schuss Milch trübt somit nicht nur den Tee, sondern vor allem auch seine ansonsten gute Ökobilanz.

Getränke spielen nur eine kleine Rolle in der Ökobilanz

Fairerweise muss man aber auch sagen: Was wir trinken, spielt für unsere Gesamt-Ökobilanz nur eine untergeordnete Rolle. Andere Faktoren wie Fleischkonsum, Fernflüge oder Heizgewohnheiten fallen sehr viel stärker ins Gewicht.

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Das Wort kommt aus der hebräischen Bibel, also dem "Alten Testament“, und zwar aus dem zweiten Satz. Der erste lautet bekanntlich: Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. "Bereschit bara Elohim et haSchamaim we‘et ha‘arez“, und dann geht es gleich weiter: va ha‘arez hajita tohu vavohu. Und die Erde war wüst und leer. Dieses "wüst und leer“ ist somit nichts anderes die Lutherübersetzung des biblischen "Tohuwabohu“ ("b“ und "v“ werden im Hebräischen durch den gleichen Buchstaben dargestellt)
"Tohu“ bedeutet so viel wie "leer“, "vohu“ entspricht dem deutschen Begriff öde oder eben wüst. Und das "wa“ heißt einfach nur "und“. Also eigentlich steht da, strenggenommen nicht: Die Erde war wüst und leer, sondern umgekehrt: leer und wüst. Aber die Freiheit hat sich Luther genommen.
Diesen Ursprung des Ausdrucks kennen heute viele nicht mehr – heute ist Tohuwabohu einfach ein Synonym für Chaos – was ja in der Bibel auch gemeint war: Die Welt war völlig unsortiert. Es gab keine Trennung von Land und Wasser, noch nicht einmal von Licht und Finsternis. Das war das Tohuwabohu der Bibel.
Sprachlich interessant ist auch, dass der Bibeltext zwei klanglich ähnliche Wörter verwendet, eben "tohu“ und "bohu“. Das ist ein sprachliches Stilmittel, ein "Homoioteleuton“ – das kennen wir im Deutschen auch in Ausdrücken wie: "Klein, aber fein“, "richtig und wichtig“, "Lug und Trug. Aber diesen Gleichklang von Tohuwavohu ins Deutsche zu übertragen, das hat selbst der sprachverliebte Martin Luther nicht geschafft. Auf "wüst“ reimt sich nun mal nichts Passendes. Wenn man es drauf anlegt, könnte man texten: Die Erde war öde und schnöde … aber das trifft nicht wirklich den Zustand des Tohubabohu. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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