Schätzungen gehen von rund 100 Milliarden Menschen aus
Genau weiß man das nicht, aber Schätzungen gehen von 90 bis 110 Milliarden Menschen aus. Mitunter stößt man auf das Gerücht, dass wegen der Bevölkerungsexplosion mehr als die Hälfte aller Menschen, die jemals gelebt haben, heute leben. Das stimmt so aber nicht. Wenn man davon ausgeht, dass ungefähr 100 Milliarden Menschen bisher gelebt haben, dann sind die 8 Milliarden heute 8 Prozent davon.
Geeigneter Startpunkt für die Zählung: vor 300.000 oder 6 Millionen Jahren?
Wann aber fängt man an zu zählen bzw. setzt den Beginn der Menschheit an? Rechnen wir z.B. ab dem Zeitpunkt, wo sich die Evolution von Mensch und Affe entwickelt hat? Oder erst später, in dem Stadium, in dem die Forscher von der Gattung Homo sprechen? Oder erst beim modernen Homo sapiens? Je nachdem redet man über die letzten 6 Millionen Jahre oder nur über die letzten 300.000 Jahre. Da die Evolution ein kontinuierlicher Prozess ist, ist jeder Zeitpunkt, an dem man den Beginn der Menschheit ansetzt, willkürlich gesetzt.
Das Interessante ist: Dadurch, dass damals nur sehr wenige menschliche Wesen die Erde bevölkert haben, spielt das in der Gesamtbetrachtung keine allzu große Rolle. Natürlich wären es im einen Fall ein paar Milliarden mehr als im anderen, aber da wir über etwa 100 Milliarden reden, und selbst diese Schätzung sehr grob ist, macht das in der Größenordnung keinen Unterschied.
Beginn der Landwirtschaft löst erstes großes Bevölkerungswachstum aus
Entscheidend sind vor allem die letzten 10.000 Jahre – nämlich die Zeit nach dem Beginn der Landwirtschaft. Denn die hat zum ersten Mal ein großes Bevölkerungswachstum ausgelöst. Damals lebten um die 5 Millionen Menschen – heute sind es deutlich mehr als tausendmal so viele. Das macht deutlich: Die allermeisten Menschen, die jemals gelebt haben, haben in den letzten 10.000 Jahren gelebt.
Wie kann man die Zahlen von früher überhaupt ermitteln?
Grundlage der Berechnungen sind vor allem die Zahlen, die zur Verfügung stehen – bereits im Altertum gab es ja schon Volkszählungen; die Bibel berichtet davon. – Und dann rechnet man zurück.
Wir wissen, dass heute auf der Erde über 8 Milliarden Menschen leben. Vor 100 Jahren waren es noch keine zwei Milliarden. Bevölkerungswissenschaftler können ungefähr ermitteln, wie groß jeweils das Bevölkerungswachstum war, wie schnell sich die Generationen fortgepflanzt haben, aber sie kennen auch die großen Einbrüche – wie in den Zeiten der Pest – als die Bevölkerungszahlen vorübergehend deutlich geschrumpft sind. Und so kann man abschätzen, dass in der Zeit um Christi Geburt etwa 300 Millionen Menschen lebten.
Wenn man diese Zahlen zusammenrechnet, kommt man auf rund 100 Milliarden Menschen. Richtig ist: Heute leben mehr Menschen auf der Erde als jemals zu einem früheren Zeitpunkt.
Generationszeit verändert sich
Wenn man nur auf die nackten Zahlen guckt, muss man trotzdem sagen: Der "Umsatz" an Menschen war früher viel höher. Die Lebenserwartung war kürzer, damit auch die Dauer einer Generation. Die Frauen haben früher Kinder bekommen, sie haben mehr Kinder zur Welt gebracht – schon allein deshalb, weil die Kindersterblichkeit sehr hoch war. All diese früh verstorbenen Kinder muss man mitzählen, wenn man bestimmen will, wie viele Menschen jemals geboren worden sind. Deshalb fallen auch frühere Jahrtausende ins Gewicht und nicht erst die letzten 200 Jahre, in der die Weltbevölkerung von einer Milliarde auf acht Milliarden Menschen angewachsen ist.
Volkszählung
15.12.1983 Das Volkszählungs-Urteil: Bundesverfassungsgericht erklärt "informationelle Selbstbestimmung" zum Grundrecht
15.12.1983 | Im April 1983 hätte es nach langer Zeit wieder mal eine Volkszählung geben sollen, doch das Bundesverfassungsgericht hat das Vorhaben gestoppt, zunächst per einstweiliger Anordnung, dann, im Dezember 1983, auch mit einer ausführlichen Begründung: Eine Volkszählung an sich sei in Ordnung – aber der Staat dürfe auch nicht beliebig Daten sammeln. Das Urteil ist wegweisend, denn erstmals erklärt das Verfassungsgericht die informationelle Selbstbestimmung zu einem Grundrecht. Dies leiten die Richter aus dem zweiten Artikel des Grundgesetzes ab, das die freie Entfaltung der Persönlichkeit garantiert.
Die Volkszählung musste nach der Entscheidung aus Karlsruhe neu organisiert werden und fand dann erst 1987 statt.
15. bis 21.5.1987 Volkszählung 1987: Brandanschläge und "grüne" Boykottaufrufe
15. bis 21.5.1987 | 1987 fand die Volkszählung endlich statt. Die war eigentlich schon für 1983 geplant worden , wurde aber gestoppt, weil das Bundesverfassungsgericht datenschutzrechtliche Bedenken hatte.
1987 ist die Aufregung schon deutlich abgeebbt. Die breite Bevölkerung trägt die Volkszählung mit, doch die Grünen sind nach wie vor dagegen und rufen zum Boykott auf. Dies hat zur Folge, dass einige Parteitage zunächst nicht genehmigt werden. Gleichzeitig gibt es im Vorfeld der Volkszählung Angriffe auf Volkszähler. Die anderen Parteien sehen die Verantwortung dafür bei der Boykott-Kampagne der Grünen, zum Beispiel, als es am 15. Mai 1987 zu einem Brandanschlag auf das Büro der Volkszählung in Heilbronn kommt.
Eine Woche später, am 21. Mai, diskutiert der Bundestag über den Boykottaufruf der Grünen, über die Sabotageakte in verschiedenen Bundesländern und die Frage, ob es zwischen beidem einen Zusammenhang gibt – ob die Grünen also für die Angriffe auf Volkszähler mitverantwortlich sind.