Der Klimastress gefährdet die jahrhundertealten Gartendenkmäler. Park-Planer suchen deshalb nach Ersatzpflanzen und erinnern sich an alte Gartenbautraditionen: Etwa die gezielte Bodenverbesserung und Wiederinbetriebnahme parkeigener Baumschulen, um standortangepasste Gehölze zu produzieren.
Klimanotstand im Schwetzinger Schlossgarten
Als einer der ersten Deutschlands wurde der Schwetzinger Schlossgarten ab 1777 von Friedrich Ludwig von Sckell (1750 - 1823) gestaltet. Der Gartenkünstler modellierte sanfte Wiesenflächen, pflanzte exotische Gehölze und legte überraschende Blickachsen an. Doch davon ist bald nicht mehr viel übrig.
Hartmut Troll hat für den Schwetzinger Schlossgarten den Klimanotstand ausgerufen. Der Leiter des Bereichs Historische Gärten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sagt, dass vor allem der „Landschaftsgarten im englischen Stil“ bedroht sei, der sich an die barocken Bosketten anschließt.
Auf Sand gebaut: Ökosystem ist auf Niederschlag angewiesen
Einer der Gründe: Der Schwetzinger Landschaftsgarten wurde vor Jahrhunderten auf einem Ausläufer der sogenannten „Mannheimer Düne“ errichtet, also quasi „auf Sand gebaut“. Das Ökosystem bekommt wenig Wasser von unten und ist stark auf den Niederschlag angewiesen. Der aber hat sich im Lauf der Jahrzehnte verändert.
Hartmut Troll und seine Kolleginnen haben sich die Daten der letzten 80 Jahre angeschaut. In den 1950er-Jahren war die gesamte Niederschlagsmenge nicht größer als heute. Aber heute regnet es vor allem in der Vegetationsperiode zwischen April und Oktober zu wenig. Und das bei gleichzeitig steigenden Temperaturen. 2018, 2019, 2020 – drei heiße, trockene Sommer in Folge.
Vor „dramatischen Folgen des Klimawandels für historische Park- und Gartenanlagen“ warnte der Verein „Schlösser und Gärten in Deutschland“ bereits 2019. Vor allem die großen historischen Landschaftsgärten mit ihren alten Baumbeständen weisen massive Schäden auf. Durch heiße, trockene Sommer einerseits, aber auch durch plötzliche Starkregenfälle und hefte Stürme andererseits.
Baumstandort-Sanierung mithilfe von Terra Preta
Betroffen von der Trockenheit ist im Schwetzinger Schlossgarten u. a. eine über 120 Jahre alte Blutbuche. Um diese am Leben zu erhalten, haben Fachgutachter eine sogenannte Baumstandort-Sanierung empfohlen. Mit Pflanzenkohle, sogenannter Terra Preta, wird der Boden rund um gefährdete Bäume quasi geimpft. Denn Terra Preta speichert besonders gut Wasser und Nährstoffe. Außerdem wird versucht, das Wurzelwerk der Bäume zu stärken, etwa durch eine artenreiche Begrünung im Wurzelbereich, die wiederum Mikro-Nährstoffe liefern soll.
Land Baden-Württemberg gibt Geld für Schwetzinger Schlossgarten
Im Schwetzinger Schlossgarten hat man die stillgelegte Baumschule wieder in Betrieb genommen. Hier sollen gefährdete Bäume nachgezüchtet, Sämlinge des Altbestands, aber auch neue, trockenheitsresistentere Sorten erzogen werden. Der baden-württembergische Landtag hat jeweils 150.000 Euro für 2020 und 21 zur Verfügung gestellt für ein Sonderprogramm für Klimafolgenanpassung im Schwetzinger Schlossgarten.