Der Französischlehrer war schuld. Ich mochte ihn nicht und wählte Russisch als dritte Fremdsprache. Das war Mitte der 1980er-Jahre. Meine Eltern scherzten, ich würde Dolmetscherin von Gorbi.
Ich blieb beim Russisch, studierte Slawistik. Doch statt zu übersetzen, wollte ich lieber eigene Geschichten erzählen.
Bereits als Studentin reiste ich mit dem Mikrophon durch Russland. Damals war alles aus dem ehemaligen „Reich des Bösen“ neu. Meine erste Reportage kam aus einem Moskauer Altenheim.
Ich schrieb noch eine Doktorarbeit über russische Lyrik und spezialisierte mich dann vollständig auf Osteuropa-Berichterstattung. 2012 bis 2017 war ich Korrespondentin des Deutschlandradios in Moskau.
Radio ist Kino im Kopf. Mit Geräuschen und Originalton Bilder etwa für ein SWR2 Wissen zu erzeugen, macht mir nach dreißig Jahren noch Spaß, ebenso wie Kommentare, Analysen und Gespräche. Mit meinem Partner Thomas Franke habe ich aber auch das pure Schreiben wiederentdeckt. Anfang März 2022 erscheint unser Buch „Ruhmlose Helden“. Natürlich geht es um Russland.