Gefährliche Arbeit und problematischer Einsatz von Quecksilber
Die Zahl der Menschen, die weltweit im Gold-Kleinbergbau arbeiten, wird auf 20 bis 40 Millionen geschätzt: Einzelpersonen, Familien mit Kindern und kleine Gruppen. Sie klettern in stillgelegte Minen, schlagen mit einfachen Werkzeugen Gesteinsbrocken aus dem Boden und versuchen, aus diesen Brocken Gold herauszulösen. Ihre Arbeit ist gefährlich und endet nicht selten tödlich.
Die Abwässer sind ein weiteres Problem beim ungeregelten Goldbergbau, denn das Quecksilber, welches zur Bindung des Goldes benutzt wird, vergiftet nicht nur die Menschen, sondern auch Wasser, Erde, Luft und Tiere. Über die Atmosphäre gelangt das Nervengift selbst in weit entfernte Regionen, lagert sich in Ozeanen und Flüssen auch in Nordamerika und Europa ab. Über die Nahrungskette gelangt es in Fische, die wiederum von Menschen gegessen werden.
Goldschürfer übertreten Grenzwerte für Quecksilber um das 50-Fache
Wie viele Menschen an dem hochgiftigen Stoff schon gestorben sind oder durch ihn schwer behindert wurden, kann niemand sagen. 2006 wurden in mehreren Ländern Goldschürfer untersucht, darunter Kolumbien, Simbabwe und Tansania. Laut den Vereinten Nationen haben sich bei ihnen Quecksilberkonzentrationen gezeigt, die die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation um das bis zu 50-Fache überschritten.
Symptome wie verminderte motorische Fähigkeiten, Mattheit und Gewichtsverlust sind nach dem Bericht rund um Goldminen alltäglich.
Viele Hürden auf dem Weg zum fairen Gold
Aktuell gibt es zwei große Initiativen, die faires Gold zertifizieren. Das sind die Siegel „Fairtrade Gold“ und „Fairmined Gold“. Doch für interessierte Schürferinnen und Schürfer ist es nicht leicht, die Anforderungen für eine Zertifizierung zu erfüllen.
Stollen müssen abgesichert werden, um die Arbeitssicherheit zu erhöhen. Schutzkleidung muss verteilt, Quecksilber darf nicht mehr verwendet werden. Die Arbeiterinnen und Arbeiter müssen sich zu einer Kooperative organisieren und – eine weitere Hürde – ihre Arbeit genau dokumentieren. Bereits das kostet Geld, dazu kommen die Gebühren für die Zertifizierung.
Wenige Raffinerien verarbeiten ausschließlich zertifiziertes Gold
Der Goldabbau in der Mine ist nur der erste Schritt. Danach verkaufen die Kleinbergleute ihr Gold an lokale Händler, die wiederum verkaufen es an Großhändler, und die exportieren das Gold offiziell oder schmuggeln es über die Landesgrenzen. So gelangt das Gold aus dem Kleinbergbau schließlich in Raffinerien, in denen es geschmolzen und für den geplanten Einsatzzweck vorbereitet wird – vom Schmuckring bis hin zur Leiterplatte für Elektrogeräte.
Raffinerien, die ausschließlich zertifiziertes faires Gold verarbeiten, gibt es nur wenige kleine; im Weltmarkt und auch innerhalb des Fairtrade/Fairmined-Systems spielen sie keine Rolle. Dabei sind Kunden in Deutschland durchaus bereit, für faires Gold mehr zu zahlen, berichtet Fabian Stähr, der das Thema „Faires Gold“ für die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe untersucht hat. Wären die Leute sich der Herstellungsbedingungen bewusst, so gäbe es sogar einen wesentlich größeren Absatzmarkt, so Stähr.
Recycling-Gold als Alternative?
Recycling-Gold wird nicht neu abgebaut, sondern entsteht aus Altgold – aus Elektronikschrott, Zahngold, Schmuck oder alten Medaillen und Münzen. Das Gold wird aus dem Schrott herausgelöst, gereinigt und neu eingeschmolzen, sodass es am Ende die gleiche Qualität und Reinheit wie neu abgebautes Gold aus einer Mine besitzt.
Weil es jedoch nicht aus der Erde geschlagen, umfangreich chemisch behandelt und um die halbe Welt verschickt werden muss, hat Recycling-Gold einen besseren Klimafußabdruck als frisch abgebautes Gold. In den Jahren 2017 bis 2020 machte recyceltes Gold mehr als ein Viertel des weltweit angebotenen Goldes aus. Jedoch lässt sich bei Recyclinggold die Herkunft nicht immer zuverlässig bestimmen, das Gold kann beispielsweise aus Kinderarbeit stammen oder Raubgold enthalten.