Forschung, Technik, Träume

Sternstunden der Wissenschaft

Stand

Von Medizin bis Raumfahrt: Wichtige Durchbrüche, große Entdeckungen und kluge Köpfe der Wissenschaft. Die größte Sammlung im Archivradio befasst sich mit einem Kapitel, das von Historikern oft vernachlässigt wird: Der Geschichte von Forschung und Technik.

Die Weihnachtsbotschaft der Apollo 8, die tödliche Grönlandexpedition von Alfred Wegener, die Entdeckung des Polio-Impfstoffs - die Geschichte der Wissenschaft kennt beides: Durchbruch und Scheitern. Sensationen und Katastrophen.

"Wissenschaft wird von Menschen gemacht", schrieb der Physiker Werner Heisenberg in seiner Autobiografie. Albert Einstein, Lise Meitner und Konrad Zuse waren solche Menschen. Und viele andere.

Schwerpunkte

Atomkraft Die Epoche der Kernenergie in Deutschland

1960 geht in Kahl das erste deutsche Kernkraftwerk in Betrieb. Doch wie sicher ist Atomenergie? Mit dem Widerstand gegen das Kraftwerk Wyhl 1975 wird aus Zweifeln eine große Anti-Atomkraft-Bewegung.

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Luft- und Raumfahrt

Weitere Meilensteine und historische Aufnahmen

3.5.1918 Naturphilosoph Ernst Haeckel über die Einheit der Natur und "Kristallseelen"

3.5.1918 | Ernst Haeckel (1834 - 1919) war einer der einflussreichsten Naturphilosophen des 19. Jahrhunderts. Er war Mediziner, Zoologe, Philosoph und ein großer Unterstützer von Charles Darwins Evolutionstheorie. Er konnte auch ziemlich gut zeichnen. In seinem Sammelband "Kunstformen der Natur" hat er wunderbare, hochästhetische Zeichnungen von Organismen aller Art hinterlassen. Allerdings vertrat er auch die Ideologie der Rassenhygiene und der Eugenik, die später von den Nazis bereitwillig aufgenommen wurden.
Haeckel bewegte sich oft an der Grenze zwischen Wissenschaft und Philosophie. Er formulierte etwa die sogenannte biogenetische Grundregel, die im Kern besagt, dass jeder Organismus in seiner Embryonalentwicklung noch einmal die gesamte Evolution seiner Art rekapituliert. Platt gesagt: Ein menschlicher Fötus im Mutterleib durchläuft im frühen Stadium noch einmal etwa eine Fisch- und eine Amphibienphase. Eine interessante Theorie, die aber so nicht mehr haltbar ist.
Ein wenig esoterisch klingt auch ein Vortrag aus dem Jahr 1918 zum Thema "Kristallseelen". Haeckel liest aus seinem gleichnamigen Buch, das ein Jahr zuvor erschienen war. Darin wirbt er zunächst für die Idee von der Einheit der Natur – eine Ansicht, die auch der modernen Naturwissenschaft nicht fremd ist. Sie besagt im Wesentlichen, dass alle Erkenntnisse etwa über das Leben auf der Erde am Ende mit physikalischen Gesetzen im Einklang stehen müssen. Haeckel dreht dabei aber den Spieß um und erklärt, dass sich das Konzept der Seele auch auf tote Materie – wie eben Kristalle – übertragen lasse. Dabei nimmt er Bezug auf mehrere Bücher aus dem Jahr 1904, in denen andere Autoren ähnliches behaupten. | Transkript des schwer verständlichen Vortrags und mehr zum Thema: http://swr.li/haeckel-kristallseelen

4.5.1918 Psychologie-Pionier Wilhelm Wundt über das Verhältnis von Philosophie und Wissenschaft

4.5.1918 | Wilhelm Wundt hat im 19. Jahrhundert die Psychologie zu einer eigenständigen Wissenschaft gemacht. Er befasste sich mit Phänomenen der Wahrnehmung und der Aufmerksamkeit. Sein Ansatz war zu versuchen, einen Zusammenhang herzustellen zwischen physiologischen und psychologischen Vorgängen – also: Was passiert im Körper, wenn wir etwas Bestimmtes erleben? Seine umfassendste Arbeit aber war ein zehnbändiges Werk über Völkerpsychologie. Der Titel klingt heute irreführend, denn es ging ihm weniger darum, einzelnen Völkern eine bestimmte Psychologie zuzuschreiben als vielmehr um etwas, was man besser als Kulturpsychologie bezeichnen könnte, also zu fragen: Wie entsteht so etwas wie Kultur? Welche Rolle spielen Sprache, gemeinschaftliche Erfahrungen oder Mythen dabei? Die Psychologie war für Wilhelm Wundt das Paradebeispiel eines Fachs, in dem Philosophie und Wissenschaft zusammenwirken. Genau davon handelt auch ein Vortrag, den er in seiner akademischen Antrittsrede am 31.10.1874 in Zürich gehalten hat. Mehr als 40 Jahre später, im Mai 1918 hat Wilhelm Wundt die Schlussworte seines Vortrags auf Veranlassung des Sprachwissenschaftlers Wilhelm Doegen noch einmal aufgenommen. Darin betont er, dass philosophische Erkenntnisse langfristig nur Bestand haben, wenn sie sich auf Wissenschaft stützen. Die Philosophie sei es, die die einzelnen Quellen der Wissenschaft zu einem großen Strom zusammenführe.
"Die Systeme der Philosophie sind, soweit sie eine bleibende Bedeutung gewonnen haben, nicht müßige Ideenverbindungen einzelner Fälle. Wohl aber sucht die Philiosophie die einzelnen Quellen, die in den Gebieten des Beckens fließen, zu einem Strom zu vereinigen, an dem man nicht den Verlauf der einzelnen Quellen zwar, wohl aber die gesamte Richtung erkennen kann, die sie alle zusammengenommen haben. Darum ist die Geschichte der Philosophie die notwendige Stellvertreterin einer allgemeinen Geschichte der Wissenschaft.
Das Bewußtsein dieser Zusammengehörigkeit von Philosophie und Wissenschaften ist der jüngst vergangenen Zeit abhandengekommen. Den Einzelgebieten gebührt dafür der geringere Vorwurf, denn Sache der Philosophie ist es, die guten Beziehungen zwischen beiden - zwischen Philosophie und Wissenschaft - aufrechtzuerhalten, indem sie den Einzelgebieten entnimmt, was sie bedarf, die Grundlage der Erfahrung, und indem sie ihnen gibt, was für sie nicht minder notwendig ist: die Erkenntnis des allgemeinen Zusammenhangs unseres Glücks." | Mehr: http://swr.li/wundt-philosophie-wissenschaft

6.2.1924 Albert Einstein: "Meine Relativitätstheorie"

6.2.1924 | Der Physiker Albert Einstein (1879 - 1955) entwickelte eine allen bisherigen Erfahrungen widersprechende Vorstellung von Raum und Zeit. 1924 schildert er in einem Vortrag, wie er zur Formulierung der Relativitätstheorie kam. – archivradio.de

7.1.1932 Alfred Wegeners Tod in Grönland 1930 – Ernst Sorge berichtet

7.1.1932 | Wir verdanken ihm die Theorie von der Kontinentalverschiebung, doch zu seinen Lebzeiten war Alfred Wegener vor allem als Polarforscher bekannt. Auf seiner dritten großen Grönlandexpedition kam er im Alter von 50 Jahren ums Leben. Expeditionsteilnehmer Ernst Sorge schildert am 7. Januar 1932 die Suche nach Wegener und wie sein Grab schließlich gefunden wurde.

5.3.1952 Das Mittelmeer tieferlegen! – Herman Sörgel erklärt seinen Atlantropa-Plan

5.3.1952 | Kaum eine Idee zeugt so von der Technikverliebtheit der Nachkriegszeit wie der Atlantropa-Plan des deutschen Architekten Hermann Sörgel. Seine Idee: Das Mittelmeer vom Atlantik abriegeln, die Straße von Gibraltar dicht machen, ebenso die Verbindung zum Schwarzen Meer. Dann würde mit der Zeit der Wasserspiegel immer weiter sinken. Europa und Afrika würden zusammenwachsen, viel mehr Landflächen stünden zur Verfügung außerdem würden die Staudämme am Meeresrand gigantische Energiemengen liefern. Am 5. März 1952 erklärt Herman Sörgel seinen Plan im Gespräch mit SWF-Wissenschaftskorrespondent Ernst von Khuon. Die beiden deklinieren alles durch: Was wird aus den Küstenstädten von Marseille bis Venedig, wie kommen Schiffe künftig vom Atlantik ins Mittelmeer? Brauchen die Kontinente dann neue Namen? Am Ende erklärt Herman Sörgel, dass er nicht nur das Mittelmeer schrumpfen, sondern in der Mitte Afrikas dafür ein neues Meer erschaffen will. Das Gespräch ist hörbar geskriptet, die beiden unterhalten sich offenbar nach einem vorgefassten Drehbuch.

10.9.1952 Konrad Lorenz: Wie man mit Gänsen spricht

10.9.1952 | Der Verhaltensforscher und spätere Nobelpreisträger Konrad Lorenz bekommt Besuch von einem Reporter des Südwestfunks. Der möchte erfahren, wie man mit Gänsen spricht.

9.12.1952 Erwin Schrödinger: "Unsere Vorstellung von der Materie"

9.12.1952 | In der Physik ist Erwin Schrödinger (1887 - 1961) vor allem bekannt als "der mit der Katze". Aber dieses Gedankenexperiment ist nicht das einzige, was der Nobelpreisträger und Begründer der Quantenmechanik hervorgebracht hat. 1952 hält er in der Schweiz einen Vortrag zum Thema: "Unsere Vorstellung von der Materie".

1979 Berühmte Physiker plaudern über deren Anfänge

Vier weltberühmte Physiker plaudern 1979 auf einer Podiumsdiskussion in Stuttgart über die Anfänge der Kernphysik und die guten alten Zeiten: Friedrich Hund (1896 - 1997) und dessen drei ehemalige Schüler Carl Friedrich von Weizsäcker (1912 - 2007), Rudolf Peierls (1907 - 1995) und Victor Weisskopf (1908 - 2002).

17.5.1984 Konrad Zuse erzählt, wie er den Computer erfand

17.5.1984 | Konrad Zuse baute 1941 den ersten programmgesteuerten Computer der Welt: Z3. Schüler befragten Zuse 1984 zur Funktion, aber auch zur Ethik militärischer Anwendungen.

28.2.1994 Klima-Pionier Hermann Flohn: Wie die Forschung den menschengemachten Klimawandel erkannte

28.2.1994 | Hermann Flohn, Meteorologe und Klimaforscher, schildert im Süddeutschen Rundfunk die Entdeckung des menschengemachten Klimawandels durch die Wissenschaft. Flohn hat die Möglichkeit eines menschengemachten Klimawandels bereits in seiner Habilitation 1941 beschrieben. Doch bis das Thema in der Politik Gehör fand, sei es ein weiter Weg gewesen.

26.6.2000 Menschliches Genom entschlüsselt – Rede von US-Präsident Clinton

26.6.2000 | Das Genom ist so weit entziffert, dass US-Präsident Bill Clinton im Weißen Haus eine feierliche Pressekonferenz abhält. Die damals geäußerten Hoffnungen erwiesen sich mittlerweile als übertrieben.

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SWR