Der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU) rechtfertigt Entscheidung für ein Gemeinschaftsgrab für Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe.
Oberbürgermeister Manfred Rommel erläutert seine Entscheidung
Der Moderator verweist zunächst darauf, dass der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU) schon im Fall Claus Peymann in Sachen Terrorismus in die Kritik gekommen sei. [Claus Peymann hatte bei einer Theaterinszenierung von Camus’ "Die Gerechten" auf das Gefängnis Stuttgart-Stammheim angespielt. Rommel nahm ihn damals gegen alle Kritik in Schutz.]
Jetzt habe Manfred Rommel dem Wunsch des Vaters von Gudrun Ensslin und der Mutter von Andreas Baaders zugestimmt, die beiden in einem Gemeinschaftsgrab zu bestatten. Er habe die Entscheidung innerhalb weniger Minuten gefällt.
"Das Wichtigste schien mir, dass die Terroristen-Beerdigung geklärt ist im Zeitpunkt der Trauerfeierlichkeiten für Herrn Schleyer. Es war mir durchaus klar, dass ich mit dieser Entscheidung ziemlich allein stehen werde." Auch Raspe würde da beerdigt.
Kritik an der Entscheidung sei, wie im Fall Peymann, vor allem aus seiner eigener Partei gekommen. Die Gefahr einer "Gedenkstätte, einer Kultstätte der RAF", zitiert der Reporter den Bürgermeister, könne "durch die Friedhofsordnung unterbunden werden".
Aus der Archivdatenbank
Ausschnitte aus der Pressekonferenz: (O-Ton) Manfred Rommel, Oberbürgermeister von Stuttgart: Begründet seine Entscheidung für ein Gemeinschaftsgrab auf dem Dornhaldenfriedhof in Stuttgart der Terroristen Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan Carl Raspe
1.6.1972 Verhaftung der RAF-Mitglieder Andreas Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe
1.6.1972 | Hunderte Schüsse sollen gefallen sein, als am 1. Juni 1972 die Polizei im Frankfurter Nordend drei Mitglieder aus dem harten Kern der "Roten Armee Fraktion" festnahm: Andreas Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe. In den Wochen zuvor hatte die Terrorgruppe eine Reihe von Anschlägen verübt.
Baader saß 1970 schon einmal im Gefängnis, war aber mithilfe der Journalistin Ulrike Meinhof befreit worden und hielt sich seitdem im Untergrund auf bzw. zusammen mit anderen Angehörigen der Terrorgruppe in Jordanien, wo sie wiederum bei palästinensischen Terroristen Waffentraining bekamen. Zurück in der Bundesrepublik verüben sie 1972 zahlreiche Bombenanschläge – auf das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Frankfurt und Heidelberg, auf Polizeistationen, auf die Zentrale des Axel-Springer-Verlags in Hamburg.
Welche Bedeutung die Festnahme von Baader, Meins und Raspe hat, zeigt sich auch darin, wie ausführlich die Nachrichten des Südwestfunks und die unmittelbar anschließende Sondersendung darauf eingehen. Sie unterstützen auch die weiteren Fahndungsaufrufe der Polizei.
19.6.1972 Bundesanwaltschaft zur Verhaftung von Ulrike Meinhof
19.6.1972 | Ulrike Meinhof wurde heute verhaftet. Die Staatsanwaltschaft grübelt über einem verschlüsselten Brief von Gudrun Ensslin an Ulrike Meinhof. | RAF
11. bis 15.11.1974 RAF-Terrorist Holger Meins stirbt im Gefängnis – Kritik an Ärzten
11. bis 15.11.1974 | Der RAF-Terrorist Holger Meins stirbt am 9. November 1974 als Folge seines Hungerstreiks im Gefängnis im rheinland-pfälzischen Wittlich. Als Reaktion darauf ermordet die sogenannte "Bewegung 2. Juni" den Präsidenten des Berliner Kammergerichts, Günter von Drenkmann. Bis heute konnten die Täter nicht ermittelt werden. Beide Ereignisse werfen Fragen auf. Vor allem auch in Stuttgart, wo der Prozess gegen die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Carmen Roll bevorsteht, die sich dort im Gefängnis Stammheim befinden.