Persönlichkeiten aus dem internationalen Musikleben der Klassik sind zu Gast bei SWR Kultur und sprechen über ihr Leben, ihre Musik und ihren Werdegang.
-
Der Dirigent und Musiker Rubén Dubrovsky – Mit Leidenschaft zwischen den Musikwelten
Seit dieser Spielzeit ist Rubén Dubrovsky Chefdirigent am Gärtnerplatztheater in München. Aber er spielt außerdem hervorragend Cello, verschiedene Gitarren und Percussions, ist Arrangeur und Folklore-Forscher. Geboren ist er in Argentinien, stammt aus einer italienisch-polnischen Künstlerfamilie, spricht sechs Sprachen und ist bis heute fasziniert von der südamerikanischen Volks- und Barockmusik.
-
Die Pianistin Anna Vinnitskaya – Brillante Geschichtenerzählerin
Anna Vinnitskaya spielt Klavier am liebsten aus dem Bauch spielen und erzählt dabei Geschichten. Die Leichtigkeit und technische Brillanz dazu hat sie. "Entweder die Erste sein oder niemand" heißt es bei ihrer frühen Ausbildung in Russland. In Deutschland wird die Freude am gemeinsamen Musizieren schnell wichtiger als Geld und Ruhm. Preisgekrönt ist sie trotzdem und wird mit nur 26 Jahren Professorin für Klavier.
-
Die Cellistin Sol Gabetta – Energie mit Tiefgang
"Ich habe argentinisches Temperament, aber einen europäischen Kopf", sagt die Cellistin Sol Gabetta. Vor allem hat sie jede Menge Disziplin: Als Teenager übt sie bis zu 14 Stunden täglich und erlebt bis heute fast keinen Tag ohne Instrument. Trotzdem ist sie permanent auf der Suche: nach dem eigenen Klang und der treffenden künstlerischen Aussage, ein Prozess, der für Sol Gabetta nie abgeschlossen ist und sein wird.
-
Die Jazzpianistin Johanna Summer – Faszinierende Klangphilosophin
Johanna Summer ist furchtlos, hartnäckig und fantasievoll – perfekte Voraussetzungen, um das Fach Solo-Jazz-Klavier in der Gegenwart so richtig aufzumischen. Mit Bravour gelingt es ihr, alte Stoffe in neue Gewänder zu hüllen – von Schumann bis hin zu Ligeti: Ihnen allen nähert sie sich aus der Perspektive der Improvisation. Dabei hätte auch alles anders kommen können, denn fast hätte die gebürtige Vogtländerin Konzertflügel gegen Fußball getauscht.
-
Die Komponistin und Cellistin Séverine Ballon – Furchtlose Forscherin
Die französische Cellistin und Komponistin Séverine Ballon hat sich schon einem Repertoire verschrieben, das es erst zu entdecken und hörbar zu machen gilt. Die zeitgenössische Musik ist ihr Terrain. Über das tägliche Improvisieren als Interpretin hat sie dann auch zur Komposition gefunden. Bei den Donaueschinger Musiktagen entwickelt sie mit Geflüchteten eine Performance.
-
Die Fagottistin Sophie Dervaux – Leichtigkeit und Entdeckerfreude
Die Französin Sophie Dervaux stellt es immer wieder unter Beweis: das Fagott kann singen, und zwar leichtfüßig und klangschön! Durch verschiedenste Epochen hindurch brilliert sie auf ihren Solo-Alben mit warmem Ton, virtuoser Technik und feinfühliger Interpretation; zeitweise steht sie dabei sogar noch selbst am Dirigentenpult. Musikalisch ist Sophie Dervaux dabei immer wieder auf Entdeckungsreisen, und das mit großem Erfolg.
-
Der Komponist Pēteris Vasks – auf der Suche nach Harmonie
Der lettische Komponist Pēteris Vasks glaubt daran, der Seele mit Musik Nahrung geben zu können. In seinen Werken verbindet er die Klangsprachen der westeuropäischen Musik mit den archaischen Traditionen seiner osteuropäischen Heimat. Fern aller Oberflächenaufgeregtheit erschafft Vasks eine tiefe, mystische Ausdruckskunst, die uns im Innersten treffen kann.
-
Die Sopranistin Anna Prohaska – Enorm präsent
Anna Prohaska, eine Sopranistin mit unglaublicher Präsenz, stimmlich, darstellerisch, im Gespräch. In schwindelerregendem Tempo hat die gebürtige Neu-Ulmerin mit Wohnsitz in Berlin die großen Bühnen und Konzertpodien erobert, gab mit 17 ihr Debüt an der Komischen Oper Berlin, bevor Daniel Barenboim die 23-Jährige fest an seine Berliner Staatsoper engagierte. Aber sie ist Kind einer Künstlerfamilie und blickt deshalb gerne über die Grenzen des Gesangs hinaus.
-
Der Barde Taras Kompanichenko – Künstler und Patriot
Seit dem Überfall Russlands am 24. Februar 2022 ist auch der Barde Taras Kompanichenko an der Front. Er spendet mit seinem Gesang zur Bandura Trost bei Soldaten und Zivilisten, in Kirchen und Luftschutzkellern. Geschult in der jahrhundertealten Kunst der Kobzaren, interpretiert er, auch zusammen mit seinem Ensemble "Chorea Kazacka" das traditionelle Repertoire seines Volkes mit Themen rund um Krieg und Frieden.
-
Der Organist Daniel Roth – Musizieren, um Menschen Gutes zu tun
Daniel Roth, lange war er Titularorganist, und zwar nicht irgendwo, sondern an der geschichtsträchtigen Kirche Saint-Sulpice in Paris, ein französisches Nationalmonument. Hier spielte und komponierte schon Charles Marie Widor, dessen Andenken Daniel Roth auch sehr am Herzen liegt. Er selbst ist ebenfalls eine außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit. Geboren im Elsass des 2. Weltkrieges steht er zwischen zwei Ländern und Sprachen - und verbindet sie durch Musik.
-
Der Pianist Nicolas Namoradze – Pfad zwischen Empfindsamkeit und Verblüffung
Besessen von Musik war Nicolas Namoradze immer schon. Heute sucht er als Pianist, Komponist und Neurowissenschaftler neue Wege, Musik noch besser zu erleben und zu vermitteln. Er nutzt Erkenntnisse der Hirnforschung und trainiert sein inneres Ohr, um allein durch mentale Vorstellungskraft ideale Interpretationen zu entwickeln. Durch Mediation versucht er das Publikum noch achtsamer ins Musikhören hineinzubringen. Damit hat er weltweit Erfolg.
-
Der Dirigent Masaaki Suzuki – Bach im Zentrum des Lebens
Musik? War für Masaaki Suzuki schon immer da. Schon als Kind spielt der japanische Protestant aus Kobe Kirchenlieder, früh begegnet er dem Werk von Johann Sebastian Bach – es wird sein Lebensthema. Masaaki Suzuki studiert in Amsterdam bei Ton Koopman und Piet Kee, gründet 1990 das Bach-Collegium Japan und trägt Bachs Musik fortan in die Welt hinaus. Längst zählt er selbst zu den großen Interpreten – auch jüngerer Musik.
-
Die Regisseurin Lotte de Beer – Brückenbauerin in neuem Anstrich
Mit sieben Jahren besuchte Lotte de Beer die Oper in Lüttich - seitdem ist es um sie geschehen. Seit die gebürtige Niederländerin nun die Wiener Volksoper leitet, hat sich das Haus in diesen 2 Jahren stark entwickelt. Und das bezieht sich nicht nur auf die rosa gestrichene Fassade des historischen Gebäudes. "Das Theater ist eine Übung in Empathie", lautet de Beers Kunstverständnis, denn in einer polarisierten Gesellschaft könne Theater Brücken bauen.
-
Die Sängerin Elina Duni – "Polyglotte Erzählerin“
"Meine Heimat ist meine Stimme", sagt Elina Duni und kreiert mit ihrer Musik einen Ort, an dem verschiedene Traditionen zuhause sind. Die albanisch-schweizerische Jazzsängerin und Komponistin ist in Tirana und Genf aufgewachsen, hat in Bern Jazzgesang studiert und lebt mittlerweile in London. In ihren Songs erzählt sie von Abschieden, Veränderungen und Erinnerungen – und zeigt dabei, wieviel Kraft in fragilen, lyrischen Momenten liegen kann.
-
Der Regisseur Christof Loy – die Psychologie der Opernregie
Christof Loy wurde in der Zeitschrift "Opernwelt" schon mehrfach als Regisseur des Jahres ausgezeichnet, kein Wunder: Er dringt psychologisch genau vor, und agiert schnörkellos und sensibel mit den Sängern und Sängerinnen. Wichtig ist ihm auch Entdeckerfreude. Mit Herzblut hievt er Unbekanntes, Vernachlässigtes und wenig Gespieltes auf die Opernbühne. Christof Loy glaubt an die Magie des Musiktheaters und ist ein bedingungslos Liebender der Oper.
-
Die Barockharfenistin Margret Koell – Sie lässt es glitzern und funkeln
Wenn Margret Koell mit mehreren Instrumenten auftritt, hat sie richtig zu schleppen. Die in Berlin lebende Tirolerin spielt historische Harfen. Inzwischen hat sich die Musikerin zu einer der vielseitigsten Botschafterinnen für ihr obertonreiches, ätherisches Instrument entwickelt. Außerdem betreibt sie Forschungen, hat eine Online-Plattform aufgebaut, veranstaltet ein Harfenfestival und gehört seit langem einer Avantgarde-Volksmusikgruppe an.