JetztMusik - Glossar

Happening

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Das Publikum macht mit. Das Aktivieren desselben zum kreativen (Mit-)Tun ist für das Happening (englisch für Ereignis, unvorhersehbares Geschehnis) geradezu konstituierend. Happenings sind stets einmalig, und das, was während einer Aufführung tatsächlich passiert, ist wegen seines improvisatorischen Gestus nicht oder kaum kalkulierbar. Happening-Konzepte garantieren deshalb nur eine grobe Struktur, ihr Verlauf ist offen. Die Trennlinien zwischen Kunst und Leben will diese Spielart der Aktionskunst bewusst abschaffen. Dabei haben Alltagsklänge, Geräusche, seltener auskomponierte Musik, eine wichtige Funktion.

"Happenings sollen nicht geprobt werden und nur einmalig von Nicht-Professionellen aufgeführt werden." So der US-amerikanische Künstler Allan Kaprow, der als erster den Begriff Happening verwendete und der 1959 in der New Yorker Reuben Gallery das "Sound-Happening" Intermission Piece und die 18 Happenings in 6 Parts veranstaltete.

In Europa war Wolf Vostell der erste Künstler, der seit Ende der 1950er Jahre Happenings organisierte, darunter 1969 im WDR Köln das Radio-Live-Aktionsspiel 100 mal Hören und Sehen – mit Studio- und Telefongästen. Akustische Momente, die Formulierung einer Anti-Musik (A-Musik) sind wesentlicher Bestandteil von Vostells Kunstästhetik der "Dé-coll/age" und Ergebnis seines Befunds, dass "alle Wechsel von Formen Geräusch oder Klang produzieren" (Vostell).

Der Einfluss von John Cage ist bei den Happening-Künstlern ebenso spürbar wie bei den Fluxus-Leuten. Überhaupt sind Happening und Fluxus ästhetische Verwandte mit etlichen personellen Überschneidungen. Ideen und Konzepte des Happenings, das vor allem in den 1960er Jahren seine Blütezeit entfaltete, beeinflussten spätere Kunst-/Musikformen nachhaltig, die Performance, die interaktive Klangkunst, das (Musik-)Theater.

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Autor/in
SWR