Von den einen wird er wegen seines Glamours geliebt, von anderen spöttisch belächelt: der alljährlich vergebene Opus Klassik. Am 13. Oktober findet im Berliner Konzerthaus die Opus-Klassik-Gala statt.
So läuft der Öffentlichkeits-Hase eben
Es gibt so eine spezielle Journalisten-Gekränktheit: Warum interessiert sich nur ein winziger Bruchteil des Publikums für meine unglaublich kompetente Konzertkritik, während irgendein seichtes Instagramposting der Stargeigerin tausende Herzen abgreift?
Aber so läuft der Öffentlichkeits-Hase eben, eigentlich überall, nicht nur das kleine Klassik-Karnickel. Der Aufmerksamkeits-Markt mag eben Marketing und Imagebildung lieber als fitzelnerdige Auseinandersetzung. Also bloß nicht kulturpessimistisch rumjammern – nicht mal über den Opus Klassik, der demnächst wieder droht!
Seriöser Alternative
Klar, der anspruchsvolle Hörer, wie der Kulturjournalismus ihn sich wünscht, der pfeift auf den bunten Preisregen. Dieser Hörer studiert stattdessen beflissen alle zweiunddrölfzig Kategorien der Vierteljahreslisten des seriösen Preises der deutschen Schallplattenkritik. Der ist nämlich völlig unabhängig, allein der hehren Kunstsache verschrieben, keinen klebrigen Finger hat da die sogenannte Tonträgerindustrie drauf.
Es hat sich etwas verbessert
Aber immerhin, auch der Opus Klassik ist mittlerweile keine reine Selbstbepreisräucherung der Plattenfirmen mehr. Das war noch anders beim Vorgängerpreis Echo Klassik, an dessen Stelle nach diversen Skandalen 2018 der Opus Klassik getreten ist.
In der Opus-Jury sitzen, neben Vertretern der Deutschen Grammophon oder Sony Music, auch unabhängige Musikjournalisten wie Arnt Cobbers oder Julia Spinola: renommierte Fachohren also, die sich von keinem Marketing-Plapperer ein Cis für ein Des vormachen lassen.
Große Namen tragen Fürsorge für die kleinen
Bei meinen Musikerfreunden wird der Opus Klassik trotzdem eher spöttisch belächelt. Denn natürlich kann man fragen, ob’s das braucht: einen Preis als Sänger des Jahres für Jonas Kaufmann oder Juan Diego Flórez. Oder eine „Instrumentalistin des Jahres“ namens Anne-Sophie Mutter. Und auch vom „Orchester des Jahres 2023“ dürfte der eine oder die andere auch ohne den Opus-Preis schon mal gehört haben: Das waren die Wiener Philharmoniker.
Aber vom großen Promi-Gala-Tisch, den Moderatoren wie Thomas Gottschalk oder Desirée Nosbusch bewirtschaften, fallen eben auch Aufmerksamkeits-Brotsamen für die kleinen Münder. So wie in einem Buchverlag ja auch der plakative Bestseller die feine Lyrikreihe querfinanziert.
Spezialgruppen wie das Renner Ensemble Regensburg haben da schon Preise erhalten. Oder Herausgeber, die kammermusikalische Werke des Komponisten Szymon Laks, eines Auschwitz-Überlebenden, ediert haben. Wenn beim Promi-Rummel für solche Kunst etwas abfällt, ist das mehr als ein Kollateralnutzen. Und ein Nachhaltigkeitspreis für Fahrradreisen auf den Spuren von Bach schadet auch niemandem.
Auf die eigenen Ohren verlassen
Was die Gala angeht: Gönnen wir das Amüsement halt diesen Kulturmenschen, die sich wie die Medienleute gern gegenseitig „mein wunderbarer Kollege, meine wunderbare Kollegin“ nennen.
Und die wunderbarsten Hörer – also Sie – glauben ohnehin weder an Preise, noch vertrauen sie blind ihrem Lieblingskritiker. Sie verlassen sich ganz auf ihre eigenen kompetenten Ohren.
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